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Indien: Krankenversicherung für Arme

Meldung vom 20.12.2013

Indien richtet die Krankenversicherung für Arme ein und baut bei dem ausufernden Vorhaben auf deutsche Hilfe. 130 Millionen Menschen werden bislang davon begünstigt – und dürfen erstmals ein Gefühl von Sicherheit erleben.

Harbhajan Kaur ist auf dem Wege der Genesung. Die 50 Jahre alte Frau liegt in einem Sechs-Bett-Zimmer des Bürgerkrankenhauses von Amritsar und hat eine Gallensteinoperation hinter sich. Ihr Arzt – Turban, Vollbart, Goldrandbrille – informiert sie bei der Morgenvisite über einige medizinische Details. Hygiene-Maßstäbe werden aber nicht erörtert. Über die graue Kruste etwa unten auf den Infusionsständern wird kein Wort verloren. Für solch niedere Dinge fühlen sich noch nicht alle indischen Ärzte verantwortlich. Über dem Bett der Patientin, dessen Rahmen auch mal wieder gereinigt werden könnte, sind auf einem Blatt Papier die Buchstaben RSBY zu erkennen. Das sind die Initialen der indischen Krankenversicherung für Arme, Rashtriya Swasthya Bima Yojana.

Harbhajan Kaur ist großes Glück widerfahren. Als die Schmerzen nicht mehr auszuhalten waren, brachte ihr Sohn sie aus dem 50 Kilometer entfernten Dorf Miradpur nach Amritsar. Sie zeigte das grün-weiß-orangefarbene Versicherungskärtchen vor, auf dem ihre Daten gespeichert sind; gut, dass sie keine Dokumente ausfüllen musste, denn sie ist Analphabetin. Und schon war sie als Patientin aufgenommen und wurde kostenlos medizinisch versorgt. In Indien war es bisher normal, dass man für einen Krankenhausbesuch Bargeld dabei haben muss, aber Harbhajan Kaur hat kein Geld. Ihr Mann verdingt sich als Landarbeiter, die Familie zählt zu den Ärmsten der Armen.

Dass sie nicht qualvoll sterben musste, dass die Operation die Familie nicht ins Schulden-Elend ohne Hoffnung stürzte, hat sie der Krankenversicherung zu verdanken. In den vergangenen fünf Jahren wurden 36 Millionen arme Familien von dem neuen Programm begünstigt, insgesamt 130 Millionen Indern profitieren derzeit davon und es soll kontinuierlich ausgeweitet werden. Drei Viertel der Kosten stemmt die Regierung in Delhi, ein Viertel trägt der jeweilige Bundesstaat dazu bei.

Die indische Führung steht in dieser Sache unter Zugzwang: Nach der Zahl der Milliardäre rangiert das Land auf Platz drei in der Welt, und manch einer kürte das Land seiner Wachstumsraten wegen schon zum neuen „Tiger“, aber ein großer Teil der 1,2 Milliarden Bewohner ist sehr arm. Altersvorsorge ist für 95 Prozent der indischen Beschäftigten ein unerreichbarer Luxus, Krankenversicherung ebenso. Weil sie das Geld für eine Behandlung nicht aufbringen können, wenden sich viele erst gar nicht an einen Arzt. Krankheiten wie Malaria, Typhus und Tuberkulose greifen immer noch um sich. Mit der Versicherung soll das geändert werden, federführend ist das indische Arbeitsministerium.

Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) unterstützt das gigantische Vorhaben drei Jahre lang bis zum März 2014 mit Finanzspritzen von sechs Millionen Euro. Praktisch sieht das so aus: Die Versicherten entrichten 30 Rupien (etwa 35 Cent) im Jahr und haben, wenn sie ins Krankenhaus müssen, ein Anrecht auf eine Behandlung bis zu einem Wert von 30.000 Rupien (350 Euro). Sie können sich zwischen öffentlichen und privaten Krankenhäusern entscheiden. Ihren Versicherungsbeitrag trägt der Staat, je nach Bundesstaat 163 bis 738 Rupien im Jahr.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, faz.net

Schlagwörter: Indien, Krankenversicherung, Arme, Versicherung, Kärtchen, Krankenhaus, Behandlung, Kosten, Medizin, Malaria, Typhus, Tuberkulose, Versicherungsbeitrag, Patienten, RSBY, Rashtriya Swasthya Bima Yojana