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Indien: Das Land entrechteter Frauen

Meldung vom 04.03.2014

Als die Dorfältesten in einem kleinen von Hindus bewohnten Bauerndorf in Indien im vergangenen Monat mitbekamen, dass eine Frau ihrer Gemeinschaft einen Muslim ehelichen wollte, griffen sie brutal ein.

Das Dorfoberhaupt und 12 weitere Männer zerrten die 20-Jährige in eine Hütte und vergewaltigten sie gemeinsam, wie die Polizei von Subalpur mitteilte. Zusammen mit ihrem Geliebten sei sie anschließend über Nacht an einen Baum gebunden worden, erzählten Zeugen. Am nächsten Morgen erteilte der Dorfrat ihr zudem noch eine Geldstrafe.

Diese Form der grausamen Selbstjustiz ist in vielen ländlichen Gebieten Indiens Alltag. Die Dorfältesten kümmern sich dabei nicht um das geltende Gesetz und handeln nach eigener Willkür gemäß traditioneller gesellschaftlicher Normen. Diese stehen meistens im Kontrast zu einer liberaleren Weltsicht, die sich in den indischen Städten zunehmend ausbreitet.

Mehr als ein Jahr nach der tödlichen geendeten Gruppenvergewaltigung einer indischen Studentin in einem Bus in New Delhi, die für Empörung im ganzen Land sorgte, verweist der Fall von Subalpur erneut auf Ohnmacht des Staates und die Ineffektivität der neuen Gesetze zum Schutz von Frauen. Die verkrusteten kulturellen Strukturen sind so stark verankert, dass die neuen Ansätze zum Schutz der Frauen nicht greifen.

Die Frau ging zur Polizei um Anzeige gegen die Vergewaltiger zu erstatten. Die mutmaßlichen Täter wurden festgenommen – ihr Anwalt behauptet, sie seien unschuldig. Jetzt ist die Familie des Opfers in Angst vor Racheaktionen der Dorfbewohner. „Ihr ganzes Leben wurde zerstört“, klagt die Mutter. „Vielleicht wäre es besser gewesen, nichts zu sagen“.

In den verarmten ländlichen Gebieten haben Dorfälteste und inoffizielle Dorfräte in allen Aspekten des Lebens das Sagen, besonders was das Schicksal von hunderten Millionen von Frauen angeht. Dorfälteste mischen sich in alles ein, von der Wahl des Ehemanns bis hin zur Kleidung.

Diese Dorfräte haben nichts mit den lokalen Regierungen zu tun, die vom Staat eingesetzt werden. Ihnen wurde eigentlich keinerlei rechtliche Befugnis erteilt, um in Streitfällen oder anderen gesetzlichen Angelegenheiten Urteile zu fällen. Dennoch sprechen sie rechtswidrig Strafen aus, die von Bußgeldern und Verbannung bis zu Zwangsverheiratung, Vergewaltigung und Tod reichen.

„Das städtische Indien verändert sich. Doch unsere Dörfer liegen noch Jahrhunderte zurück“, meint Shamina Shafiq, Mitglied im nationalen Frauenausschuss Indiens. Die Dorfräte müsse man als „eine der größten Hürde auf dem Weg für mehr Fortschritte für Frauen“ sehen.

Doch die Regierung hat Schwierigkeiten, diesen illegalen Räten das Handwerk zu legen. Die indischen Behörden rechtfertigen sich damit, dass es schwierig sei, über das Vorgehen der Räte Buch zu führen, da die Dorfbewohner in der Regel stillschweigen. Auch unternimmt die indische Regierung zu wenig praktische Schritte, damit die neuen Gesetze auf dem Land umgesetzt werden.




Quelle: „The Wall Street Journal“, www.wallstreetjournal.de

Schlagwörter: Indien, Frauen, Frauenrechte, Gewalt, Vergewaltigung, Dörfer, Land, Dorfrat, Dorfälteste, Justiz, Selbstjustiz, Polizei, Gesetze, Gruppenvergewaltigung, Hindus, Moslem, Subalpur