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Sudan: Reiter, Rebellen, Regierungssoldaten – im Westen Sudans kämpft jeder gegen jeden

Meldung vom 30.08.2006

Vor einer neuen beispiellosen humanitären Katastrophe in der sudanesischen Krisenregion Darfur warnt UN-Nothilfekoordinator Jan Egeland. Vor dem Weltsicherheitsrat sagte er am Montag in New York, ohne einen massiven internationalen Friedenseinsatz drohten binnen Wochen zahllose Menschen ihr Leben zu verlieren.

„Im Sudan sind all unsere Albträume Realität geworden,“ so Egeland. Der UN-Vertreter berichtete, seit dem nur schwachen Friedensabkommen vom Mai hätten Gewalt, sexueller Missbrauch und Vertreibungen in der Region weiter dramatisch zugenommen, die Rückkehr zum offenen Bürgerkrieg sei kaum noch aufzuhalten.

Dem stellvertretenden US-Außenminister Jendayi Frazer war es am Wochenende nicht gelungen, die sudanesische Zentralregierung in Khartum von der Notwendigkeit zu überzeugen, eine UN-Truppe nach Darfur zu entsenden. Somit bleibt die entsprechende Resolution des UN-Sicherheitsrates über die beabsichtigte Stationierung von 20.000 Blauhelmen in der Kriegsregion Darfur ein wertloses Blatt Papier. Denn laut UN-Charta darf die Entsendung nur erfolgen, wenn das Einsatzland Sudan dem zustimmt.

Sudans Präsident Omar al-Baschir hatte schon früher an den Generalsekretär der Vereinten Nationen, Kofi Annan, geschrieben, dass er die Blauhelme nicht haben will. Al-Baschir drohte sogar damit, seine Soldaten selbst anzuführen, um gegen etwaige „ausländische Truppen“ der Uno zu kämpfen, die nach seinen Worten versuchen würden, „Darfur zu kolonialisieren“.

Die UN-Truppe sollte die schlecht ausgerüsteten Soldaten der bisherigen Schutztruppe der Afrikanischen Union (AU) in Darfur, insgesamt 7.000 Mann, ablösen. Immerhin sagte inzwischen die Arabische Liga die Finanzierung AU-Einheiten für sechs Monate ab 1. Oktober zu. Die Liga rief die arabischen Länder Afrikas dazu auf, mehr Soldaten für die AU-Mission zur Verfügung zu stellen. Die Afrikanische Union wollte bislang ihre Mission nur bis zum 30. September aufrecht erhalten, weil die westlichen Geldgeberstaaten dann ihre Zuwendungen streichen wollen, um den UN-Einsatz zu erzwingen.

Der sudanesische Präsident al-Baschir hatte sich für den Verbleib der AU-Soldaten ausgesprochen und sich bereit erklärt, 20.000 Regierungssoldaten nach Darfur zu entsenden. Das wurde jedoch international abgelehnt. Vor allem stellten sich die Rebellenbewegungen in Darfur vehement dagegen.

Währenddessen verschlechtert sich die Lage der Bevölkerung und der Hilfsorganisationen in Darfur immer mehr. Die Organisation Ärzte ohne Grenzen hat mehrere Kliniken in der Region schließen müssen, da ihre Mitarbeiter und Konvois wiederholt angegriffen wurden. Autos werden gestohlen, Medikamente und Nahrungsmittel geraubt. Das UN-Ernährungsprogramm kann 200.000 Flüchtlinge nicht mehr versorgen, da die Transporte wiederholt überfallen wurden. Und ein Sprecher der Hilfsorganisation Oxfam warnt: „Die Lage verschlechtert sich immer mehr.“

Angriffe gehen sowohl von den berüchtigten Reitermilizen der Janjaweed aus als auch von den inzwischen gegeneinander kämpfenden Rebellengruppen in Darfur. Nur eine Splittergruppe, die Sudanesisch Befreiungsarmee (SLA) unter Minni Minnawi, hatte im Mai das Friedensabkommen mit der sudanesischen Regierung unterzeichnet. Doch seitdem kämpft sie gegen die anderen Gruppen, die ihrerseits soviel Terrain wie möglich unter ihre Kontrolle bringen wollen. Und die sudanesische Armee mischt ebenfalls kräftig mit.

In den vergangenen zwei Monaten wurden durch diese Kämpfe mehr als 50.000 Menschen aus ihren Siedlungen vertrieben. Die Zahl der Toten und Vergewaltigten geht in die Hunderte. Insgesamt sind seit Beginn des Krieges in Darfur 2003 nach UN-Angaben 200.000 Menschen ums Leben gekommen, 2,5 Millionen der sechs Millionen Einwohner wurden zu Flüchtlingen.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Berliner Zeitung“, berliner-zeitung.de