Südsudan: UN gerät wegen Waffentransport ins Zwielicht

Meldung vom 13.03.2014

Ist die UN in illegale Waffenlieferungen verwickelt? Die Südsudanesische Armee hat in einer Hilfsgüterlieferung der UN Waffen entdeckt. Regierungsanhänger beschuldigen die UN, die Rebellen in den blutigen Auseinandersetzungen im Südsudan mit Waffen zu versorgen.

Zu Hunderten haben sich die regierungstreuen Südsudanesen versammelt und protestieren gegen die UN. „Hilde Johnson, hau ab!“, skandieren sie. Wütende junge Männer und Frauen halten in der Hauptstadt Juba entsprechende Schilder in die Höhe. Sie beschuldigen die Chefin der UN-Militärmission im Südsudan (UNMISS), den Rebellen im Land Waffen zuzuschachern. Einer der Demonstranten, der 28-jährige John Mayem Ayom, lässt seinen Verdächtigungen freien Lauf. „Die UN-Mission steckt hinter dem Putschversuch vom 15. Dezember, sie hat den Rebellenführer Riek Machar dazu angestiftet“, meint er. Seit diesem Datum herrscht im Südsudan ein furchtbarer Bürgerkrieg, der laut Regierungsangaben von einem versuchten Putsch der Rebellen ausgelöst wurde. Bis heute sind Tausende Menschen in dem Krieg gestorben.

Nun besteht die Gefahr, dass die UN-Blauhelmsoldaten, die zu Neutralität verpflichtet sind, in den Konflikt verwickelt werden. Am vergangenen Freitag (08.03.2014) konfiszierten südsudanesische Regierungssoldaten einen UN-Konvoi, der als Nahrungsmitteltransport unterwegs war. Als sie die Container der zwölf Lastwagen inspizierten, stießen sie darin jedoch auf Waffen und Munition. Auch Landminen waren wohl unter den Nahrungsmitteln versteckt. Die Einfuhr von Landminen ist besonders heikel, weil sie im Sudan und Südsudan seit Jahrzehnten verboten sind. Landminen hatten zuvor unendlich viel Schaden in dem Land bewirkt. Hunderte Menschen, auch Kinder, wurden durch versteckte Landminen versehrt und verkrüppelt.

Die UN-Sprecherin Ariane Quentier teilte mit, bei dem Transport der Waffen sei es zu einem bedauerlichen Irrtum gekommen. Mehrere Container seien falsch gekennzeichnet und deshalb in dem Konvoi mitgeführt worden. Die UN und die südsudanesische Regierung haben eine Vereinbarung, dass Waffen nur per Flugzeug, nicht aber über Land eingeführt werden dürfen. Die Lieferung hätte ein ghanaisches UNMISS-Bataillon in Bentiu als Bestimmungsort gehabt. Bentiu ist eine heftig umkämpfte Stadt im Norden des Südsudan. Dem Vorwurf, dass sich Landminen in dem Lkw befanden, widerspricht Quentier aufs Schärfste. Das, was auf den Bildern der Regierung als Landminen definiert wurde, seien in Wahrheit Behälter für Atemmasken.

Die Befürchtungen der südsudanesischen Regierung und ihrer Anhänger konnte die UNMISS mit solchen Erklärungen jedoch nicht zerstreuen. Vizepräsident James Wani Igga schimpfte auf der Demonstration in Juba, die Vereinten Nationen seien ein neokoloniales System, das versuche, die Regierungsgeschäfte an sich zu reißen. „Sie wollen, dass wir eine UN-Kolonie werden. Wenn sie uns kolonialisieren, dann schwöre ich, dass selbst ein alter Mann wie ich wieder in den Busch geht und zum Rebell wird!“, empörte sich der Politiker vor den Demonstranten.


Quelle:  „Deutsche Welle“, dw-world.de