Unser Service für Sie


 [ » Newsletter ]

[ » zum Kontakt-Formular ]

[ » Material bestellen ]

[ » Geschenke bestellen ]



Videos aus unseren Projekten finden Sie auf unserem Youtube-Kanal.
[ » Gebende Hände – Youtube-Kanal ]


Indien: 41 Prozent aller Frauen haben kein Mitspracherecht bei Eheschließung

Meldung vom 21.03.2014

Um die Rechte der Frauen in Indien ist es nach wie vor schlecht bestellt. Doch zumindest geraten jetzt Zahlen und Fakten zum ersten Mal in den öffentlichen Fokus. Nur 18 Prozent der Frauen in Indien dürfen ihren Partner vor der Eheschließung kennen lernen. Eine indische Frauenbewegung fordert anhand dieser alarmierenden Zahl endlich einen Wandel in der indischen Gesellschaft. Kleine Fortschritte gibt es dennoch.

41 Prozent der Inderinnen haben kein Mitspracherecht, wenn es um die Wahl ihres Ehepartners geht. Und nur 18 Prozent sind mit ihrem Partner vor der Hochzeit vertraut. Diese und andere Zahlen über die Gleichberechtigung der Frauen in Indien gab jetzt die Zeitung The Hindu heraus. Die Angaben sind erfasst in einer Statistik, die der unabhängige Nationale Rat für angewandte Wirtschaftsforschung (NCAER) in Neu-Delhi in den Jahren 2011/12 durchgeführt hat. Das Institut interviewte Personen in 42.000 Haushalten im ländlichen und städtischen Raum. Über 80 Prozent der Haushalte wurden bereits 2004/05 befragt. Somit kann man Beobachtungen über die soziale und ökonomische Entwicklung in dem Zwischenzeitraum anstellen.

Frauen haben immer noch patriarchalischen Regeln zu gehorchen. Acht von zehn Inderinnen durften ohne Erlaubnis der Familie nicht zu einem Arzt gehen. 18 Prozent war es nicht erlaubt, alleine einkaufen zu gehen, die Hälfte durfte sich weder in Bus noch Bahn fortbewegen. Das betraf auch kurze Distanzen. Für 60 Prozent ist eine Kopfbedeckung wie Schleier, Tuch oder Schal unumgänglich.

Die Sitte der Brautmitgift wird trotz gesetzlichen Verbots nach wie vor angewandt. Durchschnittlich 30.000 Rupien (etwa 350 Euro) hat die Familie der Braut zu entrichten. Je wohlhabender sie ist, desto höher sind auch die Erwartungen der anderen Seite. 39 Prozent ließen erkennen, ihre Mitgift habe auch teure Konsumgüter wie Kühlschränke, Fernseher oder gar Autos umfasst.

Ebenso weit verbreitet ist nach wie vor die Vorliebe der Inder für männlichen Nachwuchs. Der Zensus 2001 zeigte, dass auf 1.000 Jungen nur 927 Mädchen kommen, 2011 verringerte sich diese Rate weiter auf 919. Diese Zahlen haben alarmierende demographische Folgen. Da ist es nur wenig tröstlich, dass die aktuelle Erhebung auch feststellt, dass die Vernachlässigung der Töchter im Bildungsbereich zurückgeht. Die Anzahl der Mädchen, die zur Schule gehen, stieg von 88 auf 96 Prozent. Damit sind sie auf ähnlichem Stand wie die Jungen.

Die Statistik weist noch weitere positive Trends auf. 48 Prozent der befragten Frauen wurden verheiratet, als sie noch unter 18 Jahre alt waren. 2004/05 waren es noch 60 Prozent. Die meisten Frauen sind mit 17,8 Jahren verheiratet. Die durchschnittliche Anzahl der Kinder pro Frau verringerte sich von 3,85 auf 3,55. Dank staatlicher finanzieller Anreize haben fast 70 Prozent der Schwangeren im Zeitraum von 2005 bis 2012 ihr Kind im Krankenhaus zur Welt gebracht; davor waren es 50 Prozent.

Die verstärkte marktwirtschaftliche Orientierung in den vergangenen zehn Jahren brachte es mit sich, dass heute bedeutend mehr Inderinnen ein eigenes Bankkonto besitzen. 2004/05 waren es 18, jetzt sind es 38 Prozent. Doch die Beschäftigungsrate von Frauen nahm ab, und zwar von 58 auf 54 im ländlichen und von 23 auf 20 Prozent im städtischen Gebiet.

Mit großer Aufmerksamkeit hat die indische Frauenbewegung die erste Auswertung dieser NCAER-Erhebung verfolgt. Suneeta Dhar von der Frauenrechtsgruppe Jagori stellte gegenüber The Hindu fest, viele Aussagen würden zeigen, wie dringlich es ist, die Einstellungen in den Familien, in den Schulen und in den Gemeinschaften grundlegend zu ändern. An den Wurzeln der indischen Gesellschaft müsse eine Transformierung stattfinden. Das würde den Frauen am Ende in jeder Hinsicht zu mehr Sicherheit verhelfen.




Quelle: „Neue Osnabrücker Zeitung“, www.noz.de

Schlagwörter: Indien, Frauen, Frauenrechte, Ehe, Eheschließung, Statistik, Erhebung, The Hindu, Diskriminierung, Unterdrückung, Heirat, minderjährig, Femizid, Beschäftigung, Schwangerschaft, Kinder, Veränderung, Frauenbewegung, Gender, Demographie, Zwangsheirat, Brautmitgift, Mitgift