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Indien: Wie man im Himalaya zur Wahl geht

 
Meldung vom 01.04.2014

In Indien stehen die Wahlen bevor. Bei 800 Millionen Wählern ist das ein bürokratischer Kraftakt. Aber es gibt auch viel Resignation in der Bevölkerung. Nun wirbt die Regierung mit Videoclips für den Wahlgang. Ein 97-Jähriger ist neuer Star dieser Videoclips. Seit 1951 geht Shyam Negi in einem Dorf im Himalaya zur Wahl. Kurz vor den Parlamentswahlen stellt Google Indien ein PR-Video mit ihm ins Internet.

Er hat bei allen 15 Wahlen des unabhängigen Indiens seine Stimme abgegeben, Regen und Schnee haben ihn nicht davon abgehalten, den Weg zum Wahllokal zurückzulegen: Shyam Negi, so wollen die indischen Medien es wissen, ist Indiens „erster und ältester“ Wähler. In einem rührseligen Wahlvideo von Google Indien wird er in seinem Bergdorf Kalpa aufgezeichnet, auf verschneiten Dorfwegen und vor beeindruckender Himalaya-Kulisse.

Im Vorfeld der Wahlen sind solche emotionalen Propagandavideos in Indien nichts Besonderes. Immer wieder ermahnen Politiker, der Urnengang sei eine patriotische Pflicht. In einem anderen Video, ebenfalls von Google hergestellt, versprechen ein Dutzend Bollywood-Stars, dass auch sie zur Wahl gehen werden. Doch während Shyam Negis Geschichte in den vergangenen vier Tagen schon mehr als 400.000 Mal angeklickt wurde, haben sich nur 10.000 für die Story der Bollywood-Stars interessiert.

Ob Negi tatsächlich Indiens erster Wähler ist, ist allerdings fraglich. Auch wird er nicht wirklich der älteste Wahlberechtigte des Landes sein, wo es noch mehrere Menschen gibt, die von sich annehmen, über 100 Jahre alt zu sein. Doch er ist die perfekte PR-Entdeckung: Zum 60. Jahrestag des Bestehens der indischen Wahlkommission 2010 wurde man auf ihn aufmerksam und nun wird er immer wieder als Held der Demokratie bejubelt. So tut es nun auch Google.

Shyam Negis Geschichte dokumentiert aber auch die Schwierigkeiten, die Wahlen in einem riesigen Land wie Indien bedeuten. Dieses Jahr gibt es 800 Millionen Wähler, die in so unterschiedlichen Regionen wie entlegenen Bergdörfern wie Kalpa, aber auch in Wüsten wie in Rajasthan oder Megastädten wie Bombay zum Wahlbüro vordringen müssen. In manchen Gegenden wird zur Wahl der Monsun anfangen, die Wege werden dann entsprechend sein. In anderen Regionen läuft dann gerade die Erntezeit auf Hochtouren. All das hätte man mit eingeplant, hieß es aus der Wahlkommission, als die neun Wahltage für die kommende Parlamentswahl anberaumt wurden.

In diesem Jahr währen die Wahlen sechs Wochen. Die erste Wahl Indiens, an der Shyam Negi noch als junger Schullehrer teilnahm, zog sich über den Zeitraum von vier Monaten. Die damalige Wahlkommission bewegte sich mit Zug, Karren oder Maultieren durch das ganze Land fort und hielt vor Ort die Wahlen ab. Kalpa war 1951 der erste Wahlkreis, der abstimmen durfte: Im Winter wäre das Dorf hoch im Himalaya von der Umwelt abgeschnitten gewesen. Die Wahl endete im Februar 1952.






Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Die Tageszeitung“, taz.de

Schlagwörter: Indien, Wahl, Parlamentswahlen, PR-Video, Google, Shyam Negi, Himalaya, Himalaja, Videoclip, Internet, Wahlpropaganda, Demokratie, Wahlbüro, Wahlkommission, Politikverdrossenheit, Kalpa, 800 Millionen, Wähler