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Dramatischer Mangel an Ärzten in Rumänien

Meldung vom 14.01.2009

In den 90er Jahren haben viele Ärzte Rumänien verlassen, um sich im Westen tätig zu werden. Ein alarmierender Ärztemangel ist die Folge. Die Regierung versucht, die Auswanderer zur Rückkehr zu bewegen – bisher ohne Erfolg.

Mindestens zwei Millionen Rumänen haben eine Arbeitsstelle im westeuropäischen Ausland angenommen, weil sie dort mehr Geld verdienen und bessere Arbeitsbedingungen haben. Das gilt auch für die rumänischen Ärzte. Tausende Mediziner haben in den letzten Jahren ihre Heimat verlassen, um in Westeuropa zu arbeiten, ­vor allem in Deutschland.

Denn in Rumänien erhält ein Arzt im Schnitt einen Monatslohn von nur 450 Euro, während er in Westeuropa leicht das Fünf- bis Zehnfache verdient und dazu noch über modernere Technik verfügen kann. Im rumänischen Gesundheitsministerium stehen inzwischen alle Zeichen auf Alarm – so akut äußert sich der Ärztemangel. Doch alle Maßnahmen – wie deutliche Gehaltserhöhungen – haben bisher keine Wirkung erzielt und konnten die Ärzte nicht wieder zurückzuholen.

Die Kleinstadt Miercurea Ciuc befindet sich im ostsiebenbürgischen Szeklerland. Hier wohnen überwiegend Angehörige der ungarischen Minderheit. Der Hals-Nasen-Ohren-Arzt István Fodor untersucht im Kreiskrankenhaus ein Kind, das auf einem Ohr taub ist. Die Uhr zeigt neun Uhr morgens. Fodor hat seine Arbeit schon um sieben Uhr begonnen. Er wird noch bis achtzehn Uhr behandeln, dann fängt er mit den Hausbesuchen an. Alles in allem muss der 43jährige Arzt heute einen 15-Stunden-Tag hinter sich bringen.

Daran ist er schon gewöhnt: „In meinem Fachbereich sind wir drei Ärzte in der Stadt.“ Dies sei normal in der Gegend. Er und seine beiden Kollegen müssten die rund hunderttausend Einwohner aus der Stadt und aus dem Umland medizinisch versorgen. Das sei anstrengend, weil sie eine sehr lange Arbeitszeit hätten. „Und wenn mal einer von uns krank ist, sind die beiden anderen im Dauerdienst“, sagt Fodor.

Tausende von Ärzteplanstellen sind unbesetzt, in manchen Gegenden ist für bestimmte Krankheiten nicht ein einziger Spezialist vorhanden. Seit vielen Jahren leidet Rumänien unter diesem Ärztemangel. In jüngster Zeit hat sich der Mangel jedoch drastisch zugespitzt.

Inzwischen ist es so schwerwiegend, dass man im Bukarester Gesundheitsministerium unkonventionelle Ideen umsetzen will. Kürzlich dachte man daran, so heißt es, chinesische Ärzte zu importieren. Der Personalmangel hat offenkundige Gründe: Korruption, mangelhafte Infrastruktur und Ausrüstung, schlechte Bezahlung – diese Begleiterscheinungen des rumänischen Gesundheitswesens haben viele junge Ärzte vertrieben.

Um der Ärzteflucht Einhalt zu gebieten, ließ das Gesundheitsministerium im Sommer 2008 die Medizinergehälter im öffentlichen Dienst um bis zu 50 Prozent anheben. Bisher hat das jedoch kaum einen Arzt zurückgelockt. Wer Fremdsprachen beherrscht, machte sich nach der Wende 1990 in den Westen auf, wer nur die Minderheitensprache Ungarisch konnte, wanderte nach Ungarn ab. Zurzeit fehlt in Rumänien knapp die Hälfte aller Ärzte.

Der Hals-Nasen-Ohren-Arzt István Fodor kennt keinen einzigen Rückkehrer. Er kann nur darüber Auskunft geben, wie viele Kollegen Rumänien verlassen haben. „Ich war 1990 fertig mit dem Studium. Sechzig Prozent der Leute aus meinem Jahrgang sind weggegangen, nach Ungarn oder weiter in den Westen.“




Quelle:  „Deutsche Welle“, dw-world.de