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Somalia: Al-Schabaab auf dem Rückzug

Meldung vom 09.04.2014

Seit einem Monat läuft in Somalia erneut eine Großoffensive der afrikanischen Interventionstruppen gegen die al-Schabaab-Rebellen. Inzwischen liegen positive Ergebnisse vor. Die Islamisten sind dennoch weiterhin eine ernst zu nehmende Gefahr.

Nach Monaten der Waffenruhe wird in Somalia seit Anfang März wieder gekämpft. Die Interventionstruppen der Afrikanischen Union (African Union Mission in Somalia: Amisom) und die Regierungstruppen gehen an mehreren Fronten gegen die Miliz von al-Schabaab vor. Laut hohen Verantwortlichen der Amisom konnten die militanten Islamisten bisher aus zehn Distrikthauptorten verdrängt werden, die sie teilweise seit Jahren unter ihrer Kontrolle hatten.

Einige der Eroberungen liegen an wichtigen strategischen Punkten. Im nördlichen Militärsektor brachten äthiopische und djiboutische Soldaten El Bur in ihren Besitz, eine bisherige Hochburg der al-Schabaab, sowie Buloburto. Weil dort die einzige Brücke über den Shebelle zwischen Mogadischu und der äthiopischen Grenze führt, gilt der Ort als ein Verkehrsknotenpunkt. Die Rebellen hatten ihn zu einer Zollstelle umfunktioniert, an der sie irreguläre Straßengebühren einstrichen; sie sollen dabei umgerechnet mindestens 250 US-Dollar pro Lastwagen abgepresst haben.

Laut den Berichten weichen die al-Schabaab-Kämpfer dem gut organisierten und strukturierten Ansturm aus oder gehen in den Untergrund. Der harte Kern setzt auf asymmetrische Kriegsführung, indem Anschläge mit improvisierten Sprengkörpern verübt werden. Einzig in Qooryoley bei Merka an der Küste brach ein längeres, sechsstündiges Gefecht aus. Dabei hatte die Amisom einige Dutzend Tote zu beklagen.

Die Truppenstärke der Amisom ist aufgrund einer Entscheidung des UN-Sicherheitsrats vom November 2013 um fast ein Drittel auf 22.000 vergrößert worden. Neben ugandischen und burundischen Soldaten beteiligen sich auch Soldaten aus Djibouti und Sierra Leone. Die äthiopischen und kenianischen Truppen, die zuvor auf eigene Faust nach Somalia einmarschiert sind, wurden wirksam in ein gemeinsames Kommando eingegliedert. Laut übereinstimmenden Auskünften sind die Äthiopier bestrebt, bei der Lokalbevölkerung keinen schlechten Eindruck zu hinterlassen – ganz anders als zwischen 2006 und 2009, als sie ohne internationales Mandat auf somalischem Boden operierten.

Die Regierungstruppen sollen besser ausgerüstet und vor allem überzeugter bei der Sache sein als früher. Doch immer noch beschweren sich Amisom-Kommandanten über den Mangel an Helikoptern. Die UN hat im Prinzip die Lieferung von je sechs Kampf- und Transporthelikoptern bewilligt, aber deren Anschaffung und Anlieferung lassen auf sich warten.

Im Unterschied zu früheren Militäroperationen etabliert die Regierung in Mogadischu nach der Einnahme von Distrikthauptorten diesmal umgehend zivile Verwaltungen. Sie werden nach Absprache mit lokalen Ältesten in den Dienst berufen und sollen während einer Übergangszeit, das heißt bis zur Durchführung von Lokalwahlen, in enger Kooperation zur Regierung arbeiten. Mogadischu will das Verfahren in den kommenden Wochen parallel zu weiteren Phasen der Militäroffensive auf 25 Distrikthauptorte anwenden. Ein finanzielles Budget haben die provisorischen Räte nicht, ihre Funktion ist in erster Linie symbolisch. Bei der politischen Befriedung des Landes spielen sich freilich auch Auseinandersetzungen unter den Clans und ihren Anführern, häufig diskreditierten Politikern, ab.

Auch die Formierung des zukünftigen Staatswesens wird von zahlreichen Hindernissen begleitet. Es soll föderal verfasst sein, aber bei der Bildung von Gliedstaaten stehen sich unterschiedliche Clan-Interessen im Weg. So fordert die Gruppe der Rahanweyn die zentralen Regionen Bakol, Gedo, Bay, Lower Shebelle sowie Middle und Lower Juba und will sie zu einem Teilstaat verbinden. Gedo und die Juba-Regionen sind jedoch laut einem letztes Jahr von Mogadischu gebilligten Abkommen bereits dem Teilstaat Jubaland zugesprochen worden. Dieser wird von Ogadeni beherrscht, einem mit den Rahanweyn rivalisierenden Clan.

Ein ähnlicher Konflikt spielt sich zwischen den Rahanweyn und den Hawiye um die fruchtbare Region Lower Shebelle südlich von Mogadischu ab. In den Verwaltungen seit dem Sturz Siad Barres 1991 behaupteten die Hawiye, zu denen auch der gegenwärtige Präsident Mohamud zählt, ihre Vormachtstellung in der Hauptstadt. Die Hawiye-Elite brachte in Lower Shebelle Ländereien in ihren Besitz und ist besorgt, diese zu verlieren, wenn sie das Gebiet nicht weiterhin politisch im Griff hat. Die kommenden Monate werden erweisen, ob durch eine vernünftige Berücksichtigung von Minderheiten ein Interessenausgleich zustande kommt.

Während Mitläufer von al-Schabaab vorläufig ihre Waffen niederlegen und Unterschlupf unter ihren ländlichen Clan-Gemeinschaften suchen, verübt der Kern der Miliz mitsamt etwa 300 ausländischen Jihadisten Anschläge in Mogadischu. Die Sicherheitskräfte wollen gemeinsam mit zwei ausländischen Polizeikompanien der Amisom den Terror eindämmen. Laut Beobachtern werden vorbeugende Maßnahmen wie Aufklärung und Razzien besser angeleitet als noch vor einigen Wochen. Der Anschlag auf den Präsidentenpalast im Februar habe die Verantwortlichen sensibilisiert. Dennoch ist die Gefahr nicht vorüber. Laut Bewohnern führen eingesickerte al-Schabaab-Kämpfer in Außenquartieren Mogadischus in der Nacht ungehindert ihre Aktionen durch.

Als Folge der Offensive sind mehrere tausend Bewohner der betroffenen Landstriche zur Flucht gezwungen gewesen, etwa 12.000 von ihnen haben sich nach Mogadischu begeben. Manchenorts sollen al-Schabaab-Kämpfer Brunnen und andere Einrichtungen vernichtet haben, um Bewohner zum Rückzug zu zwingen. Es ist aber unklar, ob es sich dabei nicht um Regierungspropaganda handelt.

Flüchtlinge würden mit humanitärer Hilfe erreicht, sagt Patrick Vial, der Chefdelegierte für Somalia des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz. Es sei aber sehr wichtig, dass vertriebene Bauern aus den Gebieten entlang der Ufer des Juba und des Shebelle demnächst auf ihre Felder zurückkehren könnten, sonst stünden Ernteausfälle bevor. Die Regenzeit ist im Anmarsch, bald müssen Feldfrüchte gesät werden.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Neue Zürcher Zeitung, NZZ Online“, nzz.ch

Schlagwörter: Somalia, Al-Schabaab, al-Shabab, Rückzug, Militär-Offensive, Offensive, Amisom, Intervention, Islamisten, Mogadischu, Regierung, Soldaten, El Bur, Buloburto, Clans, zivile Verwaltungen, Merka, Gefechte, Terror, Anschläge, Lower Shebelle, Jubaland, Bauern, Landwirtschaft, Ernte, Regenzeit, Ernteausfälle