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Uganda: Hundert Kinder in einer Klasse

Meldung vom 17.04.2014

Ugandas Schulbetrieb zeichnet sich durch geordnetes Chaos aus. In den meisten Klassen sitzen hundert Kinder. Trotzdem herrschen Freude und Disziplin – wie schaffen die Ugander das? Sechs Kölner Lehramtsstudenten machten sich für ihr Schulpraktikum auf nach Afrika und sammelten viele Erfahrungen über guten Unterricht und „Critical Whiteness“ (Kritische Auseinandersetzung mit der Position der Weißen).

Erste Station nach dem Flug war Entebbe, dann ging es weiter mit dem Sammeltaxi nach Kampala, von da aus muss man sieben Stunden im Postbus nach Gulu im Norden Ugandas über sich ergehen lassen: Der Weg zu ihrer Praktikumsschule war für Sara Ellerkmann und Gülseren Kaba Ende Februar etwas aufwändiger als sonst. Zusammen mit vier Kommilitonen hatten die beiden Kölner Lehramtsstudentinnen Ende Februar 2014 ihr Berufsfeldpraktikum angefangen – knapp 6.000 Kilometer Luftlinie von ihrer Heimat-Uni entfernt.

„Zuerst haben die 700 Kinder, ordentlich aufgestellt, auf dem Schulhof die Hymne gesungen“, erzählt Sara Ellerkmann, 25, vom ersten Schulalltag. Danach hielten erst die Lehrer eine Rede, dann musste sie sich auf dem Rednerpult vorstellen. Mit einem „Good morning, children!“ begrüßte sie die Schüler, die mit einem braven „Good morning, teacher!“ antworteten. „Und dann haben alle gelacht, als ich meinen Namen sagte – den kannten sie nicht und konnten ihn auch nicht richtig aussprechen“, berichtet Ellerkmann.

Ihr sechswöchiges Praktikum, das Mitte April zu Ende geht, leistete sie an der Police Primary School in Gulu. Das Gelände ist groß, der rotbraune Sandstaub bedeckt alles: den Schulhof sowieso, aber auch die Klassenzimmer, er steckt zwischen den Heftseiten und setzt sich auf die Tische. Doch das ist nur der geringste Unterschied, den Sara und die anderen Kölner Studenten wahrnahmen: Mehr als hundert Kinder drängen sich in eine Klasse, das gehöre zum Alltag, sagt Sara. Vier Kinder sitzen an einem Tisch, es gibt zehn Dreier-Tischreihen pro Klasse – und der Raum ist in etwa so groß wie ein Klassenzimmer in Deutschland.

Doch das Chaos, das bei solchen Platzverhältnissen wahrscheinlich in den meisten deutschen Schulen ausbrechen würde, bleibt in Gulu aus. Als „sehr gehorsam und sehr diszipliniert“ beschrieb Gülseren Kaba, 24, ihre ugandischen Schüler: Alle hätten sich aktiv am Unterricht beteiligt und seien sehr hilfsbereit gewesen, bezeugt sie. Dem Lehrer wurde unaufgefordert ein Stuhl herbeigetragen und auch einen Besen, der auf dem Boden lag, hoben die Schüler auf: „Ganz anders als in Deutschland.“

Dass die sechs angehenden Lehrerinnen und Lehrer aus Köln für ihr Praktikum überhaupt nach Gulu kamen, dafür sorgte Inna Enns. Die 27-Jährige ist inzwischen für das Zentrum für LehrerInnenbildung (ZfL) an der Universität zu Köln tätig; während ihres Studiums absolvierte sie ein Auslandsjahr im Norden Ugandas. Sie begegnete an der Uni in Gulu auch vielen Kollegen – und kam bald auf den Gedanken, dass sich daraus so etwas wie ein Austausch entwickeln könnte.

„Die Absprache war nicht immer ganz leicht, weil das Internet in Gulu nicht so stabil ist“, gibt sie zu. Drei Schulen öffneten sich schließlich dafür, die Praktikanten aufzunehmen. „Ziemlich leicht“ sei es dagegen gewesen, die Uni in Köln und das ZfL für den ungewöhnlichen Praktikumsort zu erwärmen, sagt Inna Enns. Dort könnten die Studenten sich wichtige Kenntnisse aneignen, die ihnen bei der Heterogenität in deutschen Klassenzimmern nutzen wird.

Zusammen mit ihrer Kollegin Mona Massumi leitete Inna Enns die Praktikanten in alles Wichtige ein – nicht nur vor Ort in Gulu, sondern auch schon bei zwei Vorbereitungsseminaren in Köln. „Uns war wichtig, dass die Studierenden keine Helfersyndrom-Rolle einnehmen nach dem Muster: 'Wir fliegen jetzt mal nach Uganda und zeigen denen, wie man richtig gute Schule macht'“, ergänzt Mona Massumi. Denn die ugandischen Schulen machten einen guten Unterricht und seien nicht auf Hilfe von außen angewiesen.

„Critical Whiteness“ stand deshalb bei der Vorbereitung ganz oben auf der Prioritätenliste: „Welche Rolle habe ich eigentlich als weiße Besucherin in einem afrikanischen Land?“ Diese selbstkritische Bestandsaufnahme, sagt Mona Massumi, sei einer der wichtigsten Punkte überhaupt bei diesem Praktikum gewesen. Und dass angehende Lehrerinnen und Lehrer auch mal mit anderen Ländern und deren Schulsystemen konfrontiert werden, findet die ZfL-Mitarbeiterin ohnehin notwendig: „Internationalität und Diversität sind uns sehr wichtig – und das kann man eben auch anderswo kennenlernen als immer nur in den Niederlanden, Finnland oder den USA.“

Gülseren, Sara und die anderen Kölner Studenten jedenfalls bringen nach sechs Wochen in Gulu viele Geschichten mit nach Hause. Sie erzählen von Lehrern, die fröhlicher sind und viel mehr lachen als ihre deutschen Kollegen; von alten Getränkeflaschen aus Plastik, die die Schüler als Mäppchen wiederverwenden; von Bleistiften, die mit dem Messer angespitzt werden. Und alle waren begeistert über die überwältigende Gastfreundschaft. Sara bemerkt abschließend: „Ich hoffe, dass der Austausch zwischen Köln und Gulu im nächsten Jahr weitergeht.“

Gebende Hände unterstützt in Uganda zahlreiche Schulen und Kindereinrichtungen. Auch die Kinder unserer Schulen sind motiviert und diszipliniert bei der Sache, denn für sie stellt der Schulbesuch ein Privileg dar. Die meisten machen sehr gute Abschlüsse.


Weiterführende Informationen

 Uganda: Wie hilft Gebende Hände?




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Spiegel Online“, spiegel.de

Schlagwörter: Uganda, Schule, Bildung, Kinder, Lehrer, Praktikum, Schulbetrieb, Kampala, Gulu, Critical Whiteness, Unterricht, Disziplin, Diversität, Austausch, Zentrum für LehrerInnenbildung