Unser Service für Sie


 [ » Newsletter ]

[ » zum Kontakt-Formular ]

[ » Material bestellen ]

[ » Geschenke bestellen ]



Videos aus unseren Projekten finden Sie auf unserem Youtube-Kanal.
[ » Gebende Hände – Youtube-Kanal ]


Südsudan: „Eine neue Dimension des Horrors“

 
Meldung vom 29.04.2014

Die Kämpfe im Südsudan spitzen sich zu. In den letzten Tagen sind schwere, ethnisch motivierte Greueltaten zwischen den Dinka und Nuer begangen worden. Doch das jüngste Gemetzel an mehr als 200 Zivilisten in der Stadt Bentiu habe das Land „in eine neue Dimension des Horrors“ abgleiten lassen, ist Skye Wheeler von Human Rights Watch überzeugt.

Der Rebellensprecher Lul Ruai Koang bestätigte per Telefon: „Der Krieg ist bereits voll ausgebrochen.“ In den ölreichen nördlichen Teilstaaten Oberer Nil und Jonglei toben Kämpfe mit schweren Geschützen. Dass sich die Kämpfe in den vergangenen zwei Wochen intensiviert haben, meldete auch die Regierungsseite. Die Gefechte werden vor allem um die Kontrolle der Ölfelder ausgetragen: Das Land am Rande des wirtschaftlichen Zusammenbruchs ist angewiesen auf die Öleinkünfte, welche 90 Prozent des Staatshaushaltes ausmachen.

Die Weltgemeinschaft zeigte sich betroffen, nachdem Rebellen Mitte April Bentiu eingenommen und eine Hetzjagd auf alle Nicht-Nuer in der Region veranstaltet hatten. Die Zivilisten – Männer, Frauen und Kinder – wurden unter anderem in einem Krankenhaus, in einer Moschee und einer Kirche massakriert. Die Friedensmission der Vereinten Nationen im Südsudan (UNMISS) gab sich erschüttert über die Ermordung.

Nach UN-Berichten erging durch das Radio ein Appell an die Rebellen, Frauen anderer Ethnien zu vergewaltigen. „Das ist das erste Mal, dass wir uns bewusst sind, dass das geschieht“, bezeugt Wheeler. In der Tat werden dabei Erinnerungen an den Genozid in Ruanda vor 20 Jahren wach. 1994 hatten dort Hutu-Milizen binnen 100 Tagen mehr als 800.000 Tutsis und moderate Hutus umgebracht. Das Radio wurde auch damals zu einem wichtigen Medium, über das zu Bluttaten aufgestachelt wurde. „Wie könnten wir da nicht besorgt sein über ein weiteres Ruanda?“, warnt Wheeler.

Die Rebellen indes leugnen, in Bentiu Zivilisten ermordet zu haben. Bei den Menschen in der Moschee habe es sich um regierungstreue Kämpfer gehandelt, sagt Rebellensprecher Koang. In Bezug auf die Radioübertragung behauptete er, er wisse er nicht, wer da gesprochen habe. Nur wenige Tage nach den Vorfällen in Bentiu überfielen Dinka-Jugendliche ein von Nuer bewohntes UN-Lager in Bor, sie brachten mindestens 60 Menschen um.

Unterdessen haben mehr als eine Million Menschen ihr Heim verlassen müssen, viele suchten Unterschlupf in den Nachbarländern, in Flüchtlingslagern und UN-Camps. Hunderttausende halten sich in Wäldern verborgen, berichtet Christopher Lockyear von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen. Nach dem Massaker von Bentiu sei die Zahl der Menschen in der lokalen UN-Basis von 6.000 auf 20.000 empor geklettert. Falls nicht mehr Hilfe nach Bentiu durchdringe, könne die Situation binnen weniger Tage in eine humanitäre Katastrophe münden, warnt er.

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen macht jetzt schon darauf aufmerksam, dass die Lager akut von Krankheiten bedroht sind. Besonders gefährdet seien Zehntausende Vertriebene, die in der nördlichen Stadt Bentiu in einer Einrichtung der UN untergekommen sind. „Auf dem überfüllten Gelände müssen sich derzeit 130 Personen eine Latrine teilen, viele verrichten ihre Notdurft im Freien. Das stellt ein gewaltiges Gesundheitsrisiko dar“, warnte Ärzte ohne Grenzen am Montag (28.04.2014).

Derzeit würde den Menschen dort weniger als sechs Liter Wasser pro Person und Tag ausgeteilt, als Minimum gelten eigentlich 15 Liter. „Die Vertriebenen stehen vor der verzweifelten Wahl zwischen den gravierenden Gesundheitsgefahren in der UN-Basis und der Lebensgefahr im ungeschützten Bereich der Stadt“, so Aussagen der Organisation. „Was ich in Bentiu gesehen habe – verstümmelte und verwesende Leichen auf den Straßen, Hunden und Vögeln zum Fraß preisgegeben – ist ein Affront gegen die Menschlichkeit“, berichtet Ärzte ohne Grenzen-Landeskoordinator Raphael Gorgeu.


Video-Beiträge zu diesem Thema

 Immer mehr Tote bei Unruhen im Südsudan




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Wirtschaftsblatt“, wirtschaftsblatt.at

Schlagwörter: Südsudan, Bürgerkrieg, ethnische Gewalt, Nuer, Dinka, Bentiu, Jagd, Völkermord, Ruanda, Skye Wheeler, Vergewaltigung, Flüchtlinge, UN, Flüchtlingslager, Flüchtlingscamps, Ärzte ohne Grenzen, Krankheiten, Seuchen, Wasser, Leichen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Zivilisten, Latrine, UN-Basis, UNMISS, Radio, Appell, Rebellen, Aufruf, Massaker