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Äthiopien: Ein Land will zum größten Stromexporteur Afrikas aufsteigen

Meldung vom 30.04.2014

Äthiopien will trotz vieler Einwände aus den Nachbarländern ein ehrgeiziges wirtschaftliches Projekt durchsetzen: Mit dem Grand Renaissance Damm am Blauen Nil will sich das ostafrikanische Land bis 2025 zum größten Stromexporteur Afrikas entwickeln. Das Bauwerk soll durch eigene Gelder errichtet werden, doch Experten sind in Sorge, dass durch das Megaprojekt der Wirtschaftsaufschwung einbrechen könnte.

Die Bauarbeiten im Guba-Tal, an der Grenze zum Sudan, sind in vollem Gange. Dort, am Ufer des Blauen Nils, kann man bei den Bauarbeiten für den größten Staudamm Afrikas zuschauen. Bei Fertigstellung soll das Kraftwerk 6.000 Megawatt Strom produzieren – so viel wie sechs Atomkraftwerke zusammen. Ende des Jahres sollen die ersten 750 Megawatt Strom ins Netz fließen.

Finanzielle Hilfe aus dem Ausland will man nicht in Anspruch nehmen. Eine Milliarde Euro sind bereits in das 2,8 Mrd. Euro teure Projekt investiert worden. Insgesamt belaufen sich die Kosten allein für das Kraftwerk auf rund zwölf Prozent des jährlichen Bruttoinlandproduktes (BIP). Daneben wird derzeit nahe der Stadt Mekelle auch noch der größte Windpark Afrikas gebaut. Derzeit generiert Ashegoda Wind Farm 90 Megawatt, bei Fertigstellung sollen 120 Megawatt Strom fließen.

Das sind äußerst hochtrabende Pläne für ein Land, dessen BIP magere 280 Euro pro Kopf beträgt. Doch Äthiopien rechnet sich aus, dass dem Land dank der Investitionen in grüne Energie bis 2025 der Sprung zu einem Mittelstandstaat gelingt. Und die Wirtschaftszahlen aus den letzten Monaten lassen tatsächlich aufmerken: Denn im Durchschnitt rangierte das Wirtschaftswachstum in den vergangenen zehn Jahren zwischen acht und zehn Prozent. Das zog Investoren aus aller Welt in das einst ärmste Land Afrikas.

Die Gelder für die ehrgeizigen Infrastrukturpläne werden im privaten Sektor gekürzt – und das könnte sich für die Regierung rächen, warnen Wirtschaftsexperten. Bereits jetzt ist eine leichte Abschwächung bei den jüngsten Wirtschaftsdaten zu verzeichnen. Doch die Regierung in Addis Abeba wies ausländisches Geld bisher klar zurück. Die Angst, dass ein möglicher Streit mit dem Nachbarn Ägypten Investoren wieder abschrecken könnte, ist zu groß. „Wir wollen nicht, dass der Damm unter Druck gerät, vor allem nicht im Stadium der Finanzierung“, meinte Fakahmed Negash, Direktor im Ministerium für Wasser und Energie.

Und die Sorge hat handfeste Gründe, denn Ägypten, das sich seit jeher als alleinige Kontrollinstanz über den Nil präsentierte, ist außer sich vor Wut. Die Regierung in Kairo rechnet damit, dass der Damm den Nil-Stand beeinträchtigen könnte. Die rund 90 Millionen Einwohner Ägyptens benötigen das Nil-Wasser dringend, denn sie hätten – im Gegensatz zu den anderen Nil-Anrainerstaaten – keine anderen Wasserquellen zur Verfügung, lautet das Argument der Regierung.

Zunächst verlangte Ägypten den sofortigen Baustopp, als das nicht befolgt wurde, versuchte man Äthiopien mit finanzieller Unterstützung zum Einlenken zu bewegen. Ein Angebot, das Addis Abeba abschlug. Stattdessen bewegte Äthiopien die Banken dazu, 27 Prozent ihrer Kreditvolumina dem Staat als Darlehen bereitzustellen. Im Gegenzug bemühte sich die Regierung, die Banken mit Steuererleichterungen versöhnlich zu stimmen. Gemeinsam mit anderen Projekten verleibte sich der Damm jedoch so viel Geld aus dem Finanzsystem ein, dass private Investoren bei Krediten leer ausgingen.

Die Situation sei bereits so angespannt, dass das Wirtschaftswachstum auf der Kippe stehe, erklärte der Internationale Währungsfonds (IWF) und stufte die Wachstumsprognosen für das laufende Jahr auf 7,5 Prozent von 8,5 Prozent im Vorjahr herunter. Die Arbeiten auf der Baustelle beeinflusst das jedoch nicht. „Wir haben vollstes Vertrauen in die äthiopische Regierung“, meinte der mit dem Dammbau beauftragte italienische Baumagnat Salini Impregilo. Alle Zahlungen seien pünktlich entrichtet worden, und man bezweifle nicht, dass auch die restlichen Milliarden auf ihr Konto überwiesen werden, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme.

Wenn sich die Pläne des äthiopischen Energieministeriums bewahrheiten, dann sollen dem Megadamm weitere folgen. In den nächsten 25 Jahren will Äthiopien insgesamt 37.000 Megawatt Strom produzieren – und damit weit mehr als die 28.000 Megawatt, die laut Weltbank derzeit in allen Subsahara-Ländern zusammen (ohne Südafrika) ins Netz eingespeist werden. Und die Abnehmer stehen schon vor der Tür. Kenia hat bereits einen Vertrag über 400 Megawatt abgeschlossen, ebenso wie Ruanda und Tansania. Über Tiefseekabel soll der Strom sogar bis in den Jemen fließen.

Der Sturz von Ex-Machthaber Hosni Mubarak und die darauf folgenden Unruhen haben Ägypten innenpolitisch so stark ausbluten lassen, dass es bisher nicht auf die Dammbaupläne reagieren konnte. Langfristig wird Kairo demnach wohl oder übel mit der äthiopischen Regierung in Verhandlung treten müssen. Die Möglichkeiten der ägyptischen Armee sind nach Einschätzung von Militärexperten jedenfalls derzeit begrenzt. Die US-Denkfabrik Stratfor machte darauf aufmerksam, dass allein die Entfernung des Staudamms ein unüberwindbares Hindernis für ein militärisches Eingreifen darstellt. Da Ägypten nicht die technische Ausrüstung hat, seine Militärflugzeuge in der Luft aufzutanken, sei das „Hassobjekt“ zumindest aus der Luft kaum zu beseitigen.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „ORF“, orf.at

Schlagwörter: Äthiopien, Damm, Wasser, Nil, Blauer Nil, Grand Renaissance Damm, Strom, Stromexporteur, Wirtschaft, Wirtschaftswachstum, Wirtschaftsaufschwung, Bau, Kraftwerk, Ägypten, Anrainer-Staaten, Wasserpolitik, Megawatt, Windpark, Ashegoda Wind Farm, Energie, grüne Energie, erneuerbare Energien, Wirtschaftsdiktatur, Windenergie, Schulden, Kredite, Banken, Investoren