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Rumänien: Europawahl – Der Eiserne Vorhang in den Köpfen

 
Meldung vom 26.05.2014

Die Länder Osteuropas haben sich mit der Europawahl schwer getan. Frustration und partielle Unwissenheit, aber auch die innere politische Zerstrittenheit in Rumänien beispielsweise mögen dafür die Gründe sein. Aber es gibt auch noch andere, wie der rumänische Freiheitskämpfer Lázló Tökés weiß. Beim EU-Beitritt hätten die Länder Osteuropas formal zwar den Anforderungen entsprochen, man habe aber die soziale und mentale Integration nicht berücksichtigt, erklärt László Tökés.

László Tökés stellt für viele Menschen in seiner Heimat Rumänien eine Vorbildfigur dar. Im westlichen Teil der Union hingegen ist der Name dieses Pfarrers fast niemandem mehr ein Begriff. Seine Predigten für Freiheit und Menschenrechte und gegen die Diktatur von Nicolae Ceausescu haben im Herbst 1989 die Rebellion von Temesvar und in der Folge den Sturz des Despoten mit sich geführt.

„Mein Leben und meine politische Geschichte spiegelt, so gesehen, ein bisschen die Veränderungen in Europa“, bezeugt Tökés in einem Gespräch mit Medien, zu dem er in sein Büro im Europäischen Parlament in Straßburg eingeladen hat. Tökés betont immer wieder, dass im Wandlungsprozess Rumäniens auch Zerrissenheit wahrnehmbar ist. Vor der EU-Erweiterung nach Osten habe es auf beiden Seiten einen gewissen Enthusiasmus gegeben. Inzwischen habe dieses Hochgefühl stark abgenommen, meint er.

Tökés ist Mitglied der reformierten Kirche – und er ist EU-Abgeordneter. Er stellte sich gleich nach dem Beitritt seines Landes zur Union 2007 als unabhängiger Kandidat zur Verfügung, erhielt ein Mandat, verband sich erst mit der grünen Fraktion im Europaparlament, wechselte dann zur Europäischen Volkspartei. Inzwischen herrsche Desillusionierung vor, erklärt er, er kann beredt darüber Zeugnis geben, was sich in der EU fast 25 Jahre nach den Umbrüchen in Osteuropa und ein Jahrzehnt nach den EU-Beitritten der Länder dieser Region eben nicht gewandelt habe: mental, sozial, aber auch in den Strukturen kann man immer noch Tendenzen der Teilung Europas wahrnehmen.

Tökés behauptet: „In den Köpfen gibt es noch den Eisernen Vorhang“, man könne „von einer virtuellen Berliner Mauer sprechen“, die die Völker von einer Einheit abhalte. Mit Traurigkeit fasst er zusammen, wie sich die Lage seines Landes seit dem EU-Beitritt 2007 entwickelt hat, bzw. wie die Nachbarn in den „alten“ EU-Staaten die Osteuropäer behandeln. „Es gibt eine gewisse Ignoranz für die Probleme.“ Die westlichen Staaten sollten sich viel mehr Zeit lassen bei der Beobachtung der ehemaligen kommunistischen Länder, die den Übergang zu den geforderten Standards nicht so bewältigen könnten, wie man das bei den EU-Vertragsverhandlungen erwartet habe.

„In gewisser Weise wurden die Beitrittsländer in die Irre geführt, als man ihnen sagte, sie hätten alle Kriterien für den Beitritt zur Union erfüllt“, meint Tökés. Bürokratisch gesehen möge das richtig gewesen sein. Doch später habe man zugeben müssen, dass dies in der geforderten Zeit gar nicht möglich gewesen sei. Erziehung und Mentalitäten, die das kommunistische Regime den Menschen jahrzehntelang auferlegt habe, seien nicht so leicht abzustreifen. Aber der Westen war nie einfühlsam genug, um sich davon wirklich ein Bild machen zu wollen. Die aktuelle Wirtschaftskrise sorge für weitere Frustration.

Die EU-Staaten kreisen seit 2008 ganz um sich selbst und haben alle Hände voll zu tun, ihre eigenen Probleme zu lösen. Was insgesamt fehle, sei ein tieferer geistiger Zugang zu den Menschen. Es genüge eben nur an der Oberfläche, wenn man sich ausschließlich ökonomisch und formal um die EU-Integration kümmere, sagt Tökés – hier scheint sein Amt als Seelsorger hindurch. Auch darin gibt es übrigens einen wesentlichen Unterschied: Im Osten sei die Kirche lange Zeit führende Instanz zur Wahrung der Menschenrechte gewesen.






Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Der Standard“, derStandard.at

Schlagwörter: Rumänien, EU, Europawahl, Lázló Tökés, Frustration, Einheit, Eiserner Vorhang, Kommunismus, Osteuropa, EU-Staaten, Brüssel, Ignoranz, Wirtschaftskrise, Menschenrechte, Nicolae Ceaucescu, Kriterien, Union