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Indien: 40 Prozent der Lebensmittel verderben in der Hitze

Meldung vom 02.07.2014

Jedes fünfte Kind in Indien ist von Unterernährung betroffen. Ein wichtiger Grund für diese Misere ist die Tatsache, dass rund 40 Prozent der frischen Lebensmittel in der Hitze verderben. Auch die organisierten Kleinbauern des Landes tragen Schuld daran.

Auf dem Azadpur Markt im Norden Neu-Delhis lassen es sich die Kühe richtig gut ergehen. Hunderte von ihnen laufen unter den Dächern herum, die das auf dem Großmarkt zum Verkauf stehende Obst und Gemüse vor der Sonne abschirmen und damit vor dem Verderb bewahren sollen – doch diese Rechnung geht nicht auf: In Indiens Norden klettern die Temperaturen im Sommer oft auf mehr als 40 Grad im Schatten. Da bieten die Dächer kaum ausreichend Schutz. 40.000 Tonnen Lebensmittel werden jeden Tag nach Azadpur transportiert, doch ein großer Prozentsatz davon geht kaputt, bevor er einen Käufer findet. An den Massen an welkem Grün, die am Ende eines Markttags den Boden übersäen, laben sich dann die heiligen Kühe.

Dieser alltägliche Ablauf auf dem größten Markt Asiens steht stellvertretend für ein Problem, das als erste Bewährungsprobe für Indiens neuen Ministerpräsidenten Narendra Modi zu sehen ist. Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) verrotten etwa 40 Prozent des in Indien geernteten Obsts und Gemüses, bevor der Konsument Zugriff darauf hat. Die Produzenten machen deswegen einen jährlichen Verlust von bis zu umgerechnet sechs Milliarden Euro an Einnahmen.

Doch ein weiteres großes Problem gesellt sich dazu. Für die Produktion der letztlich weggeworfenen Lebensmittel wird Wasser verbraucht, das den Durst von 100 Millionen Indern löschen würde, berechnet die FAO. Vor allem aber verschlimmere die Verrottung der Nahrungsmittel den Hunger in einem Land, in dem Hunderte Millionen Menschen ein Leben unter der Armutsgrenze fristen. Immer noch weist jedes fünfte Kind in Indien Zeichen der Unterernährung auf – obwohl mehr als genug Lebensmittel hergestellt werden, um jeden Hunger zu stillen.

Ursache des Problems ist die kaum vorhandene Logistik und mangelhafte Infrastruktur: Indiens Agrarwirtschaft wird – im Gegensatz von den von Großkonzernen dominierten Märkten in Übersee – bestimmt von Zigtausenden Klein- und Zwischenhändlern. Sie verfügen nicht über das Geld, moderne Kühlhäuser oder Lagerhallen aufzubauen. Dafür haben sie aber viel zu sagen, wenn es darum geht, in Neu-Delhi politisch Einfluss zu nehmen: Von den Bauern bis zu den Marktschreiern verteidigen sie alle verbissen das alte System.

Und genau das ist Modis große Herausforderung. Große Investoren anzuheuern, die ihr Geld beispielsweise in moderne Kühlhäuser investieren und im Gegenzug einen Teil des Markts pachten, sei politisch kaum zu realisieren, sagt Anna Westenberger vom Germany Trade & Invest Büro in Neu-Delhi. „Modi wird kaum gegen die Front von Zwischenhändlern ankommen, das ist politisch fast unmöglich.“ Dabei seien die vielen Nutznießer entlang der Lieferketten einer der Ursachen, warum so viele Feldfrüchte nicht zum Konsumenten gelangen. „Die vielen Zwischenhändler machen die Transportwege länger. Und es gibt reichlich Leute, die die verderblichen Waren horten, um mit ihnen zu spekulieren“, beobachtet Westenberger.

Der größte Hemmschuh für Verteilung von Nahrungsmitteln ist jedoch der Staat selbst: Die Food Corporation of India (FCI) speichert weit mehr Getreide und hält es zurück als vergleichbare Einrichtungen in anderen Ländern. Sie steuert und reguliert dadurch die Getreidepreise enorm. Modi hatte im Wahlkampf vorhergesagt, die FCI grundlegend ändern zu wollen, „damit die harte Arbeit der Bauern nicht umsonst war“. Die spannende Frage ist nun, ob er sich gegen die diversen Widerstände behaupten kann.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Spiegel Online“, spiegel.de

Schlagwörter: Indien, Lebensmittel, Nahrungsmittel, Hitze, verderben, verrotten, 40 Prozent, Kühlhäuser, Lagerhallen, Logistik, Infrastruktur, Narendra Modi, Landwirtschaft, Agrar, Agrarwirtschaft, Unterernährung, Investoren, Kleinhändler, Zwischenhändler