Mexiko: Über 400 Kinder aus alptraumhaftem Heim erlöst

Meldung vom 21.07.2014

Nach der Befreiung von über 400 Kindern aus einem Heim im Westen Mexikos werden immer mehr Informationen über die erbärmlichen Zustände in der Einrichtung offenbar. So seien die Kinder zur Strafe für lange Zeit in eine sechs Quadratmeter große Zelle eingeschlossen worden und hätten dabei weder etwas zu Essen noch zu Trinken bekommen, bezeugte der Chefermittler der Generalstaatsanwaltschaft, Tomás Zerón, auf einer Pressekonferenz am Mittwoch (16.07.2014).

Soldaten und Polizisten hatten am Vortag 597 Menschen aus dem Internat in Zamora im Bundesstaat Michoacán befreit. 438 von ihnen sind minderjährig, sechs davon sind noch Babys. Die Gründerin des Heimes „La Gran Familia“ (Die große Familie) sowie acht Mitarbeiter wurden inhaftiert. Rosa del Carmen Verduzco wird der Freiheitsberaubung bezichtigt.

„Die Bewohner haben unter unmenschlichen Bedingungen gelebt“, erklärte Zerón. So hätten die Ermittler rund 20 Tonnen Müll in den Schlaf- und Speisesälen des Heims ausfindig gemacht. Die Kinder habe man zum Betteln genötigt. Sie hätten verfaulte Lebensmittel zu sich nehmen müssen und auf dem Boden zwischen Insekten und Ratten geschlafen.

Zudem wurden die Kinder Opfer sexuellen Missbrauchs, sagte Zerón. Sollten sie sich weigern, wurde ihnen mit dem Tod oder dem Verkauf ihrer Organe gedroht.

Auch Erwachsene im Alter von 18 bis 40 Jahren wurden gegen ihren Willen in dieser Einrichtung eingesperrt. So habe eine der befreiten Frauen der Polizei gestanden, sie habe das Heim mit 18 Jahren verlassen wollen, sei aber 13 weitere Jahre zum Dableiben gezwungen worden. In dieser Zeit gebar die Frau nach eigenen Angaben zwei Kinder. Diese seien ihr weggenommen worden. Die Heimgründerin Verduzco ließ zahlreiche Neugeborene bei den Behörden auf ihren Namen eintragen.

Zwar kursierten bereits 2010 Vorwürfe gegen „La Gran Familia“, doch in Michoacán hatte man Respekt vor Verduzco. Sie begegnete den damaligen Präsidenten Vicente Fox (2000-2006) und Felipe Calderón (2006-2012) und bekam für ihre soziale Arbeit zahlreiche Auszeichnungen.

Noch jetzt nach den skandalösen Enthüllungen hat sie Rückhalt bei dem ehemaligen Präsidenten Fox: „Mamá Rosa, ich bin solidarisch mit dir. Ich weiß, dass du stark bist, und ich weiß um all das Gute, das du für Tausende Kinder und Jugendliche getan hast“, erklärte Ex-Präsident Fox am Mittwoch auf Twitter. „Habe Mut. Ich schicke dir eine feste Umarmung.“

Gebende Hände unterstützt seit Jahren ein Waisenheim in Juarez, einer der Brennpunkte des Drogenkrieges. Dort finden die Kinder eine liebevolle Aufnahme, erhalten Nahrung, einen sauberen Platz zum Schlafen, dürfen spielen und zur Schule gehen. Unser Heim ist eine Oase inmitten von Gewalt und Missbrauch.


Weiterführende Informationen

 Mexiko: Wie hilft Gebende Hände?


Quelle: „Abendzeitung München“, www.abendzeitung-muenchen.de