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Kenia: Die ersten Kinder sind bereits verhungert

Meldung vom 03.02.2009

Die Hungerkrise in dem afrikanischen Vorzeigeland fordert ihre ersten Opfer. Die ersten Kinder sind bereits verhungert. Der Präsident hat den Notstand ausgerufen. An der Nahrungsmittelknappheit ist nicht allein die Trockenheit schuld – auch korrupte Politiker, habgierige Händler und unfähige Landwirte müssen dafür zur Rechenschaft gezogen werden.

Im Norden des Landes beziehen alte Frauen ihr Trinkwasser aus brackigen Tümpeln. Gleichzeitig stirbt ein 13-jähriger Junge, weil er auf der Suche nach Nahrung giftige Beeren isst. Im Westen, einer eigentlich regenreichen Region, benötigen Hunderttausende Nahrungsmittelhilfe. Sie grillen aus Verzweiflung Schlangen, um wenigstens etwas im Magen zu haben.

Kenia, das Vorzeigeland im Osten Afrikas, wird mit einer Hungersnot konfrontiert, wie es seit 20 Jahren dort nicht mehr der Fall war. Angesichts der Krise hat der Präsident den Notstand ausgerufen. Das kenianische Rote Kreuz gibt bekannt, dass die ersten Kinder verhungert sind. Die Regierung schätzt, dass rund 190.000 Tonnen Mais fehlen, um die Bevölkerung mit dem Mindesten zu ernähren.

In allen Teilen des Landes macht sich der Hunger bemerkbar. Noch sieht man in Kenia keine aufgeblähten Kinderbäuche, verdursteten Rinder oder versteppten Ackerflächen. Dennoch ist die Lage ernst. „Seit vergangenem Juli können wir uns nur noch eine Mahlzeit am Tag leisten“, erklärt Monica Sakaio, 40, die mit ihrem Mann, seiner Zweitfrau, Schwiegermutter und neun Kindern zwischen drei und 16 Jahren in dem Dörfchen Kiwanzani rund 180 Kilometer östlich von Nairobi einen kleinen Acker bebaut.

Doch die Ernte verkümmerte auf dem Acker wegen der Dürre. So müssen die Sakaios jetzt mit dem Ertrag von dem bisschen Holzkohle, das Vater Sakaio brennt, auskommen. Vielleicht 1.500 Schillinge, 15 Euro im Monat nimmt er dafür ein. Das reicht überhaupt nicht, um eine Großfamilie mit 13 Mitgliedern zu ernähren. Auch die elf abgemagerten Kühe, sechs Ziegen und vier Hühner können die Sakaios nicht wirklich ernähren. Die Preise fürs Vieh sind dramatisch gefallen. Eine Ziege, die sonst einen Preis von 3.000 Schilling (30 Euro) erzielt hat, ist gerade noch fünf Euro wert.

Doch die schlechte Ernte ist nur ein Aspekt der Hungerkrise. Mais und Bohnen sind nämlich reichlich vorhanden, auch in Kiwanzani. Im Laden der Kleinhändlerin Margret Katuku stehen prall gefüllte Säcke. Die Preise haben sich im Vergleich zum Vorjahr allerdings verdoppelt. „Der Mais ist da“, sagt Katuku, „aber die Leute können ihn sich nicht mehr leisten. Millionen Kenianer haben einfach nicht mehr die Kaufkraft, um noch zwei Mahlzeiten am Tag auf den Tisch zu bringen.

Dass Kenia seit langem nun wieder eine Hungersnot durchlebt, hat viele Gründe. Die Armut und der ausbleibende Regen sind nur ein Teil des Problems. Auch die gewalttätigen Auseinandersetzungen im letzten Jahr und die daraus resultierenden Vertreibungen erklären die Not nur bedingt. Ein Hauptgrund stellt auch die miserable Vorratshaltung dar, für die Politiker und Verwaltung verantwortlich sind. Auch Landwirte verschärfen die Not, indem sie ihre Erträge speichern und nicht auf den Markt bringen, um so bessere Preise zu erzielen. Oder sie verkaufen ihre Erträge an Händler, die ihnen mehr Geld bieten als die staatliche Getreidekommission.

Zudem gibt es beim Handel mit Getreide Anzeichen für Korruption. Ein politisches Kartell, darunter Parlamentarier und Mitarbeiter des Landwirtschaftsministeriums, soll mit Briefkopf des Ministeriums 4.500 Tonnen von der nationalen Getreidekommission angekauft und teuer an Zwischenhändler und Müller weiterverkauft haben. „Die Müller machen Millionen und die Kenianer hungern“, entrüstete sich die Tageszeitung Daily Nation. Zigtausende von Säcken sollen so in den Südsudan gelangt sein, wo deutlich höhere Preise dafür bezahlt wurden. Inzwischen versucht die nationale Anti-Korruptions-Kommission Klärung in diesen Fall zu bringen.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Spiegel Online“, spiegel.de