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Sambia: Nordzucker streckt sich nach Land aus

Meldung vom 29.07.2014

Das Vorhaben, in Afrika Zuckerrohr zu pflanzen, hat Nordzucker-Chef Hartwig Fuchs in Verruf gebracht. Kritiker gehen davon aus, dass die hiesigen Rübenbauern darunter zu leiden hätten. Außerdem werde der Name der deutschen Zuckerindustrie beschmutzt, wenn sie sich mit Landraub in Afrika ausweite.

Der Zuckerbranche hat große Änderungen zu erwarten: Mit dem Wegfall der europäischen Zuckermarktordnung im Herbst 2017 sind die Produktionsquoten hinfällig und damit auch die Mindestpreise für Rüben. Das wird den Wettbewerb zwischen den Herstellern ankurbeln, weshalb sie nach Auswegen suchen. „Nach 2017 haben wir es mit global agierenden Konzernen zu tun“, kündigte Fuchs jüngst bei der Hauptversammlung der Nordzucker AG an.

Er will seinen Betrieb auf Expansionskurs bringen. „Wir gehen dorthin, wo der Markt wächst“, meinte er. „Angesichts der limitierten Wachstumschancen in Europa lenken wir den Blick in attraktive Wachstumsregionen, wo die Nachfrage nach Zucker wächst“, fügt Nordzucker-Sprecherin Tanja Schneider-Diehl hinzu und bringt auch Asien sowie die afrikanische Subsahara-Region ins Gespräch.

Deshalb denkt der Konzern darüber nach, zunächst in Sambia, Tansania oder Kenia eine neue Zuckerfabrik zu errichten – für 215 Millionen Euro. Am konkretesten erweisen sich die Pläne wohl für Sambia, wo ein Großbauer mit 9.500 Hektar Land als Projektpartner anvisiert wurde, der die Hälfte des Zuckerrohrs anbauen könnte. Den Rest sollen kleine Bauern beisteuern.

„Der Zucker soll für den regionalen afrikanischen Markt produziert werden, nicht für den Weltmarkt“, versicherte Hans-Christian Koehler, Aufsichtsratschef von Nordzucker. Eine Nichtregierungsorganisation (NGO) solle das Projekt überwachen und dafür einstehen, dass internationale Sozial- und Umweltstandards berücksichtigt würden. „Wir halten internationale Bestimmungen ein und werden kein Landgrabbing betreiben“, verspricht Sprecherin Schneider-Diehl.

Ob dieses Versprechen reicht, ist fraglich. Denn verschiedene NGO-Expertisen dokumentieren, dass eine solche Investition eines europäischen Agrarkonzerns in ein armes afrikanisches Land grundsätzlich schwierig sei.

Nach einer Studie der Kirchlichen Arbeitsstelle Südliches Afrika sind 80 Prozent der Sambier in der Landwirtschaft tätig. Die meisten bewirtschaften kleine Stücke Gemeinschaftsland, das nach traditionellem Recht verwaltet und ihnen zur Nutzung übergeben wird. Doch von diesem Land hat in den letzten Jahren immer mehr der Staat an sich gerissen, der es langfristig an Privatleute und Konzerne verpachtet. Für die Selbstversorgung der Familien verringert sich das Land immer mehr.

Auch ein Bericht der Menschenrechtsorganisation Fian dokumentiert, dass die ärmsten Landwirte in Sambia jeweils nur einen halben Hektar Land bebauen und kaum ihr Leben damit bestreiten können. Für sechs der 14 Millionen Sambier gehört Hunger zum Alltag. „Ihr Zugang zu Nahrung wird durch die Investitionen ins Agrobusiness nicht verbessert, da dieses vor allem für den Export oder die städtische Mittelschicht produziert“, kommentiert Roman Herre, der Autor der Studie.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Die Tageszeitung“, taz.de

Schlagwörter: Somalia, Nordzucker, Expansion, Hartwig Fuchs, Zucker, Rüben, Zuckerrüben, Zuckerindustrie, Zuckermarktordnung, Wettbewerb, Landklau, Landgrabbing, Weltmarkt, Verpachtung, kleine Felder, Hunger, Nahrung, Agrobusiness, Selbstversorgung