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Afghanistan: Neue Strategie der USA – Respekt und Zuhören

 
Meldung vom 09.02.2009

Amerika erhebt keinen Anspruch auf weitere Kampftruppen von Deutschland. Stattdessen werden aber Aufklärer, Pioniere, Polizisten verlangt. Dabei soll ein regionaler Ansatz für neue Erfolge sorgen. Dieses und andere Themen wurden auf der 45. Münchner Sicherheitskonferenz besprochen, die einst viel einprägsamer „Wehrkunde-Tagung“ hieß.

Auf der Sicherheitskonferenz erschienen der amerikanische Sicherheitsberater James Jones, der Oberkommandierende David Petraeus, der Sondergesandte Richard „The Bulldozer“ Hoolbrooke, Afghanistans Präsident Karsai und der deutsche Außenminister.

Tags zuvor hatte die Bundeskanzlerin in München noch einmal die deutschen Richtlinien klargestellt: zusätzliche deutsche Kräfte für Afghanistan kämen nicht in Frage, denn deren Obergrenze hatte Berlin gerade erst auf 4.500 angehoben. Merkel wie auch Jung nahmen sichtlich erleichtert Bezug auf die Tatsache, dass die neue Regierung in Washington keine weiteren Kampftruppen angefordert habe.

Die Aufforderung, verstärkten Einsatz in Afghanistan zu zeigen, kam trotzdem, allerdings auf unterschwellige Weise vom Viersterne-General Petraeus, der das U.S. Central Command von Florida aus leitet. Er wolle andere Staaten nicht nur um die Rekrutierung von Kampftruppen bitten, sagte er. Es erwarte auch Unterstützung durch Militärpolizisten, Pioniere, Aufklärung, Transport- und Angriffshubschrauber, durch Ausbilder, Berater und finanzielle Ressourcen.

Der den Deutschen so lieb gewordenen Einstellung, wonach Entwicklung und Aufbau Sicherheit schaffe, erteilte er höflich eine Absage: „Security comes first.“ „Erst, wenn Sicherheit herrscht, kommen all die anderen Dinge wie Entwicklung, Wohlstand und Wirtschaftswachstum zum Tragen.“

Die indirekte Aufforderung wurde in einen Satz der Anerkennung verpackt: „Ich applaudiere dem deutschen Verteidigungsminister Jung, der die Wirtschaftshilfe und die Polizistenausbildung aufstocken will.“ Mit wenigen Worten kann man die neue Strategie also folgendermaßen zusammenfassen: „Wir brauchen mehr ISAF- und mehr afghanische Truppen“ (ISAF steht für International Security Assistance Force).

Richard Holbooke, der US-Sondergesandte für Afghanistan und Pakistan, gab einen Einblick in die künftige Afghanistan-Politik der Regierung unter Obama. „Wir streben erreichbare Ziele und mehr Ressourcen an.“ Auch zeigte er eine Ausweitung des Konflikts auf: „Unser Problem heißt AFGHAPAK. Afghanistan und Pakistan sind ein einziger Kriegsschauplatz mit einer porösen Grenze. Wir operieren im Westen, im Osten operieren Al Kaida und die Taliban. Dort aber gilt pakistanische Souveränität. Zwischen diesen beiden Schauplätzen gibt es keinen Unterschied mehr.“

So wird wohl mit einer Ausdehnung der militärischen Operationen in jene Teile Pakistans zu rechnen sein, wo die Herrschaft Islamabads nur noch nomineller Art ist. Im Vorfeld bedeutet es einen regionalen Ansatz, der alle Nachbarn mit einschließt. Also: Pakistan, Indien, China, weiter weg Russland. Wird Iran, das ganz nah liegt, auch darin verwickelt? Diese Frage wurde nicht berührt.

„Afghanistan“, ergänzte Holbrooke, „ist viel schwieriger als Irak. Der Westen ist seit dem Great Game (zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts) in Afghanistan verstrickt und nicht dauerhaft erfolgreich. Diesmal können wir uns ein Versagen nicht mehr erlauben.“

Wie es diesmal mehr Aussicht auf Erfolg haben könnte, führte General Petraeus vor Augen: „Vorweg müssen wir für die Sicherheit der Bevölkerung sorgen. Anti-Guerilla- und Anti-Terror-Kriegführung sind sehr truppenintensiv. Aber wir müssen auch gute Beziehungen zu den lokalen Führern herstellen.“ Wie kann man daran arbeiten? „Unsere Truppen müssen gute Nachbarn sein. Das erfordert Respekt, sorgfältiges Zuhören und viele Tassen Tee.“






Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Die Zeit Online“, zeit.de