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Indien: Neue Toiletten stoßen auf Unverständnis

Meldung vom 06.08.2014

Die neue indische Regierung hat es sich zu einem erklärten Ziel gemacht, den Bau von Toiletten im ganzen Land voranzubringen. Damit will sie vor allem die durch Hygienemängel verursachten Krankheiten eindämmen. Doch die Bevölkerung tut sich schwer damit, die Örtchen aufzusuchen. Bisherige Aufklärungskampagnen blieben erfolglos.

Eine Studie der Vereinten Nationen hat herausgefunden, dass in Indien mehr Menschen über ein Mobiltelefon verfügen als über einen Zugang zu Toiletten. Die Untersuchung wurde im Jahr 2010 gemacht – und bis heute sieht die Lage gleich aus. Und dass, obwohl der neue Präsident Narendra Modi das Problem persönlich auf seine Prioritätenliste gesetzt hat. Ganze 5,3 Millionen neue WC's sollten in den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit entstehen.

Bis jetzt wurde nur ein kleiner Teil davon realisiert. Und die mangelhafte Infrastruktur ist nicht der einzige Hinderungsgrund. Die Landbevölkerung geht weiterhin aufs Feld, um sich dort zu erleichtern, selbst wenn Toiletten vorhanden sind. Die Menschen tun dies aus kulturellen Gründen und weil die Aufklärungsarbeit bisher wenig durchschlagend war.

Die Hygiene ist eines der größten Probleme, das Indien beheben muss. Jährlich kommen 600.000 Inder wegen Durchfall und anderen Krankheiten ums Leben. Die fehlenden sanitären Einrichtungen haben zur Folge, dass die Lebensmittel in den Plantagen verschmutzt werden.

Die UN hat die Exkremente untersucht und herausgefunden, dass ein Gramm etwa zehn Millionen Viren, eine Million Bakterien und 1.000 Parasiten beinhaltet. Zudem nehmen ein Drittel der indischen Frauen das Risiko auf sich, bei den Toilettengängen in der Natur Opfer von sexuellen Übergriffen zu werden.

Auf der Suche nach Gründen für die Verweigerung einer Toilette wurden im Norden Indiens die Menschen befragt. In einem Dorf namens Mukimpur kommt die 26-jährige Sunita zu Wort. Sie, als Mutter von vier Kindern, hat ihre Meinung zu der neuen Toilette im Dorf. Sie ist der festen Überzeugung, dass nur die unterste Hindu-Kaste, die sogenannten Dalits mit Ausscheidungen in Berührung kommen dürfen. „Die Fäkalien gehören nicht unter dasselbe Dach, unter dem wir auch essen und trinken.“

Aufgrund des Wassermangels hat die Regierung Latrinen in einer kleinen Kabine über einer Jauchegrube errichtet. Sunita findet sie widerwärtig. „Sie sperren uns mit unserem Dreck in diese kleinen Häuschen – wie kann so etwas sauber sein?“ Mit einem Fingerzeig deutet sie in die Felder. Ihr Geschäft dort draußen in den Feldern zu verrichten, ist für sie normal.

Etwa 800.000 Inder verdingten sich im Jahr 2008 als Kotentsorger. Es ist schockierend, dass das auch im Jahr 2014 noch so ist. Sie sammeln die Exkremente in großen Körben und transportieren sie auf ihren Köpfen. Die Kotentsorger rangieren auf der untersten Stufe der Gesellschaft. Wie andere „Unberührbare“ erleiden sie von Kasten-Indern häufig massive Diskriminierung, teilweise werden sie auch verfolgt und geschlagen.




Quelle: „Handelszeitung“, www.handelszeitung.ch

Schlagwörter: Indien, Toiletten, Hygiene, Narendra Modi, neue Regierung, Aufklärung, sanitäre Einrichtungen, Krankheiten, kulturelle Vorurteile, Fäkalien, Exkremente, Latrinen, Kotentsorger, Dalits, Unberührbare, Infrastruktur