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Afghanistan: „Innentäter“-Angriff wirft Schatten auf NATO-Ausbildungsmission

Meldung vom 07.08.2014

In Afghanistan steht die Ausbildungsmission der NATO erneut zur Debatte. Der bisher schwerste Insider-Angriff in einem afghanischen Ausbildungszentrum wirft viele Fragen auf. Ein US-Zweisterne-General ist erschossen worden, ein deutscher Brigadegeneral verletzt. Für die Trainingsmission der NATO setzt die Attacke ein düsteres Signal für die Zukunft.

Auch Stunden nach der Tat sind die Details in dem afghanischen Militär-Camp Qargha noch nicht geklärt. Nur eins steht fest: Ein Mann in Armeeuniform hat in den Mittagsstunden seine Waffe gezückt und außer Kontrolle um sich geschossen. Ein US-Zweisterne-General starb, ein deutscher Brigadegeneral erlitt Verletzungen. Zudem wurden bei dem blutigen Zwischenfall 13 ISAF-Soldaten und drei Afghanen getroffen.

Die Bundeswehr gab an, in dem Camp habe am Morgen ein sogenanntes Key Leader Engagement stattgefunden. Dabei kommen ausländische und afghanische Offizielle zum Meinungsaustausch und zur Planung von gemeinsamen Missionen zusammen. Der deutsche General hatte teilgenommen, da er als Berater im afghanischen Wehrressort tätig ist.

Während des Treffens gegen 12.30 Uhr Ortszeit griff der Täter zu seiner Waffe und schoss auf die Offiziere. Er traf den US-General tödlich. Der Amerikaner wurde aus nächster Nähe getötet. Er ist der ranghöchste Militär, den die USA seit dem Vietnam-Krieg in Übersee durch einen Angriff betrauern muss.

Die Bundeswehr nannte den Vorfall eine „Innentäter-Attacke“. So bezeichnen die Militärs Angriffe von afghanischen Soldaten oder in Armeeuniformen getarnten Tätern auf ausländische Truppen. Ein afghanischer Armee-General bezeugte wenig später, der Täter sei noch im Lager von den internationalen Truppen getötet worden.

Nach der Bluttat brach im Camp Qargha Chaos aus. Per Funk baten die internationalen Soldaten um Hilfe. Wenig später flogen mehrere Helikopter auf das Hochplateau nahe Kabul und transportierten die Verletzten, darunter auch den Deutschen Michael Bartscher, in das US-Camp Bagram im Norden der Hauptstadt.

Nach der medizinischen Versorgung gab die Bundeswehr die erleichternde Botschaft bekannt: Bartschers Oberschenkeldurchschuss wurde behandelt, er ist nicht in Lebensgefahr. Über den Zustand der anderen ISAF-Soldaten, die meisten von ihnen Amerikaner, gab es am Nachmittag keine Informationen.

Ob der Angreifer zu den „echten“ Soldaten gehörte oder ein eingeschleuster Täter war, wird nun geprüft. Die Bundeswehr meldete am Abend in einer Unterrichtung an ausgewählte Abgeordnete des Bundestags, der Mann sei Soldat der afghanischen Armee gewesen. Soldaten aus dem Camp betonten dagegen, der Angreifer sei mit einem falschen Ausweis in das Camp eingedrungen. In der Vergangenheit handelte es sich bei ähnlichen Attacken nur selten um eingeschmuggelte Täter.

Camp Qargha zählt zu den modernsten der afghanischen Armee. Das riesige Gelände wurde von den Briten neu ausgebaut und wird seit zwei Jahren als Offiziersschule für die Afghan National Army (ANA) genutzt. Das Camp ist sozusagen ein Wahrzeichen für die geplante Trainingsmission nach dem Abzug der Kampftruppen Ende dieses Jahres. Dann wollen die NATO-Länder die afghanische Armee für mindestens zwei weitere Jahre ausbilden und coachen. Berlin will für diese Mission 600 bis 800 Soldaten in Afghanistan stationiert lassen und im Norden die Leitung der Mission Resolute Support (RSM) übernehmen.

Das jetzige Attentat hat den Verantwortlichen für diese Mission viel Hoffnung geraubt. Noch nie konnte sich ein Angreifer einem so hochrangigen Treffen zwischen Afghanen und ISAF-Vertretern derart nähern, noch nie wurden bei den bisherigen Attacken Top-Offiziere ermordet. Vielmehr glaubten die Strategen der NATO, dass sie die Innentäter-Attacken durch scharfe Sicherheitsregeln einigermaßen in den Griff bekommen hätten.

Im Jahr 2012, die NATO begann gerade ihr Konzept des „partnerings“ mit den Afghanen, waren innerhalb von nur zwölf Monaten 53 Isaf-Soldaten bei Insider-Attacken umgebracht worden. Ein Jahr später waren es immer noch 16 Opfer, dieses Jahr hingegen hatte es erst vier solcher Attentate gegeben.

Die Attacke wird die Diskussion um das Training für die Afghanen neu aufwerfen. Klar ist schon heute, dass die Ausbilder nicht mehr mit den Afghanen in kriegerische Auseinandersetzungen ausziehen sollen. Insider-Attacken wie in Camp Qargha aber, das gestehen sich jetzt alle Militärs ein, sind auch mit schärfsten Sicherheitsvorkehrungen nicht auszuschließen.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Spiegel Online“, spiegel.de

Schlagwörter: Afghanistan, Innentäter, Inside-Attacke, Überläufer, Ausbildungsmission, Camp Qargha, deutscher General, amerikanischer General, Angriff, erschossen, Militär, Soldaten, NATO, ISAF, Resolute Support, Debatte