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Kenia: Die Küste wird von Islamisten verunsichert

Meldung vom 13.08.2014

Die Küste Kenias wird derzeit durch Anschläge von Islamisten verunsichert. Die Menschen in der Küstenregion nahe Mombasa fürchten die wachsende Instabilität und den Verlust der Touristen. Hintergrund ist oft der Streit um Landbesitz.

„Wenn jemand mich von meinem Grundstück vertreiben will, bitte ich al-Schabaab um Hilfe“, erklärt Wanyebe Nrima. Eigentlich gehört der Kenianer der katholischen Kirche an. Aber weil er und viele Bewohner der Küstenregion Kenias tiefen Groll gegen die Regierung hegen, laufen sie zu den Islamisten im benachbarten Somalia über: „Der Feind meines Feindes ist mein Freund.“

Seit Juni kommt es ständig zu blutigen Auseinandersetzungen in verschiedenen Orten an Kenias Küste. Die somalischen al-Schabaab verkünden, dafür teilweise verantwortlich zu sein – sie üben Vergeltung für Kenias Armeeangriffe auf Somalia. Schwerbewaffnete Männer attackieren nun in Kenias Küstenregion Orte, deren Bewohner meist ursprünglich aus dem Landesinneren kommen. Mehr als 100 Menschen sind umgebracht worden. Muslime, Frauen und Kinder kommen meistens mit dem Leben davon.

Die Anschläge gehen auf das Konto von al-Schabaab. Aber die Auswahl der Ziele hat offenbar etwas mit dem Unmut der Küstenbewohner zu tun, die meinen, dass Kenianer aus anderen Landesteilen ihnen ihren Grundbesitz streitig machen. Das ist auch die Meinung von Nrima. „Unsere Familien leben hier seit Generationen, aber offiziell wohne ich hier illegal“, sagt er. „Unser Land wurde gestohlen von Menschen aus dem Innern.“

Jomo Kenyatta, Kenias erster Präsident und Vater des jetzigen Staatschefs Uhuru Kenyatta, brachte entlang der Küste Landlose aus anderen Landesteilen unter – zumeist aus seiner eigenen Ethnie der Kikuyu. Sie bekamen Grundbesitzurkunden, die die ersten Küstenbewohner in der Regel nicht vorweisen konnten. „Das bringt eine Menge böses Blut“, sagt Francis Auma von der Organisation Muhuri (Muslime für Menschenrechte) in Mombasa.

Für Auma war es keine Überraschung, dass der Ort Mpeketoni das erste Ziel der Anschlagsserie war. Dort wohnen überwiegend Kikuyu, und es war eines der Lieblingssiedlungsprojekte von Jomo Kenyatta. Im Juni 2014 wurden dort über 60 Menschen bei Angriffen von Bewaffneten massakriert. Die al-Schabaab bekannte sich zu dem Anschlag, aber Kenias Regierung bezichtigte lokale Politiker der Tat.

Möglicherweise trifft beides zu. Somalias al-Schabaab-Miliz hat einen kenianischen Zweig namens al-Hijra, der seit Jahren Anhänger anheuert: Kenianer somalischer Herkunft, Muslime an der Küste, Jugendliche in Slums. Viele begaben sich nach Somalia in den Krieg und kehrten zurück, als al-Schabaab dort wieder zurückgedrängt wurde, sagt Auma. „Sie sind geschulte und bewaffnete Söldner.“

Ein weiterer Reizfaktor ist das Vorhaben der Regierung, bei Lamu, einer Insel mit einer alten Swahili-Siedlung und als Ausflugsort bei Touristen sehr populär, einen großen Hafen zu bauen samt Autobahn und Zugverbindung, um Äthiopien und Südsudan für den Überseehandel anzubinden. Spekulanten haben entlang der geplanten Trassen viel Land an sich gerissen, legal oder illegal, mit dem Ziel, es später mit viel Gewinn an den Staat zu veräußern.

„Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte“, weiß der irische Priester und Menschenrechtsaktivist Gabriel Dolan, der seit über dreißig Jahren in Kenia lebt. „Ich fürchte, dass die Gewalt nur zunimmt, solange die Regierung nichts tut, um die Landproblematik hier und anderswo in Kenia zu lösen.“ Aus seiner Sicht ist die neue Instabilität an der Küste eine ausgeklügelte Strategie von al-Schabaab. „Es ist leicht, Urlauber hier zu töten und die Tourismusindustrie kaputt zu machen. Aber al-Schabaab scheint zu versuchen, interne Probleme anzuheizen, sodass Kenianer selbst Kenia zerstören.“




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Die Tageszeitung“, taz.de

Schlagwörter: Kenia, Küste, Anschläge, Islamisten, verunsichert, Mombasa, Land, Landbesitz, al-Schabaab, Kikuyu, Uhuru Kenyatta, Grundbesitz, Grundbesitzurkunden, Vertreibung, Landklau, Touristen, Lamu, Hafen, Söldner, Mpeketoni