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Global: Ebola – Infizierte in den Dörfern werden eingesperrt und sterben allein

Meldung vom 14.08.2014

Die Ebola-Epidemie kostet immer mehr Menschen das Leben. Die kanadische Gesundheitsministerin will den drei westafrikanischen Ländern, die am meisten von der Seuche betroffen sind, mit 800 bis 1.000 Dosen eines bisher an Menschen nicht erprobten Impfstoffs helfen. Der Impfstoff soll in erster Linie Ärzte und Krankenpfleger schützen. In Liberia breitet sich Hysterie aus.

Angesichts der Ebola-Epidemie in Westafrika hat die Bundesregierung Deutsche in der Region zur Ausreise geraten. Deutsche in Guinea, Sierra Leone und Liberia sollten ihre Koffer packen und ausreisen, sagte das Auswärtige Amt am Mittwoch (13.08.2014) in Berlin nach einer Sitzung des Krisenstabes des Ministeriums. Medizinisches Personal solle vorerst noch vor Ort Hilfe leisten. Auch die Botschaften in den Ländern sollen ihren Dienst weiterführen.

Schon am Dienstag hatte die staatliche japanische Entwicklungsorganisation Jica beschlossen, ihr Personal aus den drei genannten westafrikanischen Ländern zurückzuholen. Die Zahl der Todesopfer in Westafrika kletterte inzwischen auf mindestens 1.069. Nach WHO-Angaben sind 1.975 Ebola-Fälle gemeldet.

In Nigeria ist am späten Dienstagabend der dritte Patient der Ebola zum Opfer gefallen. Er war auf dem Flug von Monrovia nach Lagos in Kontakt mit dem amerikanisch-liberianischen Manager Patrick Sawyer getreten, der das Virus nach Nigeria eingeführt hat. Das Land hadert mit Sawyer und seiner unheilvollen Reise. „Es ist bedauerlich, dass uns ein verrückter Mann Ebola gebracht hat“, kritisiert Nigerias Präsident Goodluck Jonathan mit Blick auf Sawyer.

Kanada übergibt der Weltgesundheitsorganisation (WHO) derweil einen Impfstoff, der noch in der Erprobungsphase ist. Und im besonders hart heimgesuchten Liberia ist die Not so groß, dass Kranke eingesperrt werden und allein einen qualvollen Tod sterben müssen.

Die WHO soll 800 bis 1.000 Dosen des Arzneimittels bekommen, sagte Gesundheitsministerin Rona Amborse am Dienstag. Das Mittel sei zwar erfolgreich an Affen erprobt worden, aber noch nie an Menschen. Ärzte und Krankenpfleger sollen als erste geimpft werden. Nach Angaben der WHO haben sich bislang mehr als 170 Krankenschwestern, Pfleger, Ärzte und Ärztinnen infiziert. Mindestens 81 sind schon tot. Eine größere Menge des Impfstoffs kann nach Angaben aus Kanada erst in vier bis sechs Monaten produziert werden.

Die US-Regierung und die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hatten zuvor schon den Entschluss gefasst, Liberia ein an Menschen noch nicht getestetes Ebola-Medikament zur Verfügung zu stellen. Auch Nigeria hat danach gefragt. Der Antikörper-Cocktail mit dem Namen ZMapp wurde nur Affen verabreicht und ist nur in begrenzten Mengen vorrätig. Der Hersteller, die kalifornische Firma Mapp Biopharmaceutical, wird Liberia das Mittel nach Berichten des britischen Senders BBC kostenlos aushändigen. Zwei Ebola-kranke US-Amerikaner, die das Serum erhielten, zeigten Zeichen der Besserung. Ein 75-jähriger spanischer Priester erlag trotz der Einnahme.

Es bleibt nicht viel Zeit, um die Seuche einzudämmen, bevor sie in Lagos außer Kontrolle gerät, warnen Experten. „Lagos ist groß, es ist überfüllt. Es wäre für das Virus in vieler Hinsicht die ideale Umgebung, sich auszubreiten“, sagt der nigerianische Epidemiologe Chikwe Ihekweazu, der die Webseite Nigeria Health Watch betreibt und vor einem Jahrzehnt im Südsudan Ebola behandelte. Bisher sind zehn Ebola-Fälle in Lagos bestätigt, drei der Patienten sind tot.

Als Fatu Sherrif stirbt, ist kein Mensch bei ihr. Sie wurde in ihr Haus eingeschlossen, neben der Leiche ihrer Mutter, ohne Wasser, ohne Nahrung, ohne Hilfe. Das Dorf Ballajah in Liberia wirkt wie eine Geisterstadt. Fast alle Bewohner sind aus Angst vor der Ebola-Epidemie in die umliegenden Wälder ausgewichen. Ihr Hab und Gut haben viele in der Eile zurückgelassen, die Türen ihrer Häuser stehen offen. Nur das Wimmern der zwölfjährigen Fatu dringt durch die Stille, bis auch sie verstummt.

Nur wenige der 500 Bewohner haben noch den Mut, in Ballajah zu bleiben, so wie der Dorfälteste Momoh Wile, der Fatus Geschichte schildert. Als erstes wurde Fatus Vater Abulah krank. Die Dorfbewohner schalteten die Gesundheitsbehörden ein. Doch als die ersten Helfer endlich in dem Dorf rund 150 nordöstlich der Hauptstadt Monrovia erschienen, war der 51-jährige Abdulah bereits seit vier Tagen tot. Seine Frau und die zwölfjährige Fatu wiesen erste Symptome auf.

Die Behördenvertreter transportierten Abdulahs Leiche ab und forderten die Dorfbewohner dazu auf, „sich der Frau und ihrer Tochter nicht zu nähern“, wie Wile erzählt. Beide wurden in ihrem Haus eingeschlossen, Fenster und Türen verbarrikadiert. „Sie haben Tag und Nacht geschrien, und ihre Nachbarn angefleht, ihnen etwas zu Essen zu geben, aber alle hatten Angst“, sagt der alte Mann mit den weißen Haaren und dem weißen Bart. Fatus Mutter starb am vergangenen Sonntag, die Hilferufe des Mädchens kamen zwei Tage später zum Schweigen.

Fatus älterer Bruder Bernie wurde getestet und ist nicht mit dem Virus infiziert. Doch obwohl er gesund ist, wurde auch Bernie von den Dorfbewohnern ausgestoßen. Der 15-Jährige hat sich in ein verlassenes Haus verkrochen. Er sieht müde und ausgezehrt aus, trägt ein dreckiges T-Shirt und ausgetretene Sandalen. „Hier schlafe ich“, sagt er weinend. „Hier bin ich den ganzen Tag. Niemand kommt zu mir. Obwohl man ihnen gesagt haben, dass ich kein Ebola habe.“ Sein Essen sammelt er sich im Wald zusammen.

Die Nachbarn, die Fatu und Bernie ausgestoßen haben, haben sich inzwischen selbst im Wald niedergelassen, wie Wile berichtet. In den umliegenden Ortschaften wurden sie nicht aufgenommen, weil sich die Menschen dort auch vor Ansteckung fürchten. Der Dorfälteste selbst harrt nur mit einigen wenigen Verwandten in Ballajah aus, „deren Familien auch im Wald sind“. „Man kann sagen, dass das Dorf von allen verlassen ist.“




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Der Tagesspiegel“, tagesspiegel.de

Schlagwörter: Globale Projekte, Ebola, Seuche, Epidemie, Impfstoff, Kanada, ZMapp, Medikament, Hysterie, Lagos, Ausreise, Auswärtiges Amt, Guinea, Sierra Leone, Nigeria, Liberia, Weltgesundheitsorganisation, Ansteckung, Serum, Ärzte, ausgestoßen, Leiche, Tote