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Indien: Wie ein Säureopfer es zur Modedesignerin geschafft hat

Meldung vom 18.08.2014

Säureattacken auf Frauen – es gibt kaum etwas Wirksameres, um Frauen ihre Würde und Zukunft zu nehmen. In Indien sind Säureattacken immer noch eine häufig vorkommende Greueltat. Die meist weiblichen Opfer werden von der Gesellschaft ausgestoßen und ziehen sich zurück. Rupa aus Neu-Delhi dagegen wollte sich nicht damit abfinden. Sie hat eigene Kleider entworfen und ist mit ihren Leidensgenossinnen als Model vor die Kamera getreten.

Mit vier Männern war ihre Stiefmutter eines Nachts in ihr Zimmer eingedrungen – mit vier Männern und einem großen Behälter Säure. Diese gossen sie über Rupas Gesicht aus.

Mehr als 80 Prozent der Säureopfer in Indien sind Frauen. Dazu gehört auch die heute 22-jährige Rupa aus Uttar Pradesh. Laut der Acid Survivors Foundation sind die häufigsten Motive für die Verätzungen Konflikte, vor allem aber auch Rache nach sexueller Zurückweisung und Eifersucht. Viele junge Frauen verlieren bei einer solchen Attacke ihr Leben.

Rupa aber kam mit dem Leben davon. Doch sie lag Stunden nach dem Attentat ohne Hilfe in ihrem Zimmer, dann erst wurde sie von ihrem Onkel entdeckt und in ein Krankenhaus in Neu-Delhi gebracht, wo sie drei Monate behandelt wurde. Die Säure hatte ihr Gesicht völlig deformiert. Elf Operationen musste die junge Frau bisher über sich ergehen lassen, und 900.000 Rupien – ungefähr 11.000 Euro – dafür bezahlen.

Ihre Stiefmutter aber wurde auf Bewährung aus der Haft entlassen – und lebt auch heute noch mit Rupas Vater zusammen. Rupa berichtet, dass ihre Stiefmutter bei der Hochzeit keine Ahnung von der Existenz einer Tochter hatte und sie deshalb schon immer attackiert hätte. Die Beziehung ist inzwischen beendet, denn ihr Vater habe nach dem Anschlag abgelehnt, die medizinische Behandlung finanziell auf sich zu nehmen.

Stattdessen hat ihr Onkel einen Kredit aufgenommen, um das Geld für die Operationen seiner Nichte aufzubringen. Sie wird von ihm abhängig bleiben, denn ein Säureattentatopfer hat keine Chance auf einen Job. Die junge Frau bezeugt, dass ihr hässliches, vernarbtes Gesicht „ein Hindernis sei“, wo auch immer sie sich bewerbe. Daher hat sie den Schritt zur Selbstständigkeit gewagt. Denn seit sie ein Kind ist, träumt sie davon, Modedesignerin zu werden.

Sie ging deshalb mit ihrem Konzept zur Organisation Stop Acid Attacks, die Säureopfern hilft und die Vorfälle an die Öffentlichkeit bringt. Sie unterstützt die Frauen auch, ein neues Leben in Angriff zu nehmen, neues Selbstbewusstsein zu erlangen oder eine Arbeit zu finden. Die Organisation beschloss: Rupas Traum soll wahr werden. Denn auch in ihren schwersten Stunden schneidert und kreiert Rupa unablässig Kleider.

Deshalb wurde das Crowdfunding-Projekt Indiegogo für Rupa ins Leben gerufen, um ihrem Traum von einer eigenen Boutique zu verwirklichen. Jeder wird um eine Spende gebeten, damit sie ein Geschäft in Delhi anmieten kann.

Als Werbung für das Projekt wurde auch ein Fotoshooting gemacht. Fünf Frauen – darunter Rupa und andere Opfer – haben sich für Modefotografen aufgestellt – in Rupas Kleidern, die sie unter ihrem Label Rupa Design anbieten möchte. Für die Opfer ist ein solcher Fototermin eine Überwindung, denn wie Rupa empfinden viele ihr Äußeres als solche Schande, dass sie ihr Gesicht immer hinter einem Schleier verbergen, wenn sie das Haus verlassen.

Ich bin sehr schüchtern“, gibt Rupa zu und schaut auf die Fotos. „Aber Rahul Saharan, der Fotograf, hat es uns leicht gemacht, der Kamera mit Stolz gegenüberzutreten.“ Die ungewöhnlichen Fotos wurden ins Internet eingestellt und erreichen inzwischen die ganze Welt. Und Rupa kann sich bereits über erste Bestellungen freuen. Ein Amerikaner habe drei Kleider für 1.500 Rupien – umgerechnet etwa 18 Euro – erstanden, und eine indische Geschäftsfrau habe bereits ein traditionelles Kleid in Auftrag gegeben.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Welt Online“, welt.de

Schlagwörter: Indien, Säureopfer, Säure, Säureattentat, Frauen, Gender, Operationen, entstellt, Job, Arbeit, Diskriminierung, Männer, Täter, Rache, Eifersucht, Ablehnung, Modedesignerin, Fotos, Fotoshooting, Model, Mode, Schneiderin, Boutique