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Indien: Die Rede am Roten Fort – Modi verurteilt Gewalt gegen Frauen |
Meldung vom 19.08.2014
Mit Spannung wurde in Indien die erste offizielle Rede des neuen Premierministers Narendra Modi erwartet. Am Freitag (15.08.2014) wandte sich Modi am Roten Fort in Delhi an tausende versammelte Landsleute. Gut zwei Monate steht der Hindunationalist nun an der Spitze Indiens. Als Zugpferd der Bharatiya-Janata-Partei (BJP) hatte er einen überwältigenden Wahlsieg errungen. Millionen Inder harren seither auf grundlegende Reformen. Doch der große Ruck nach vorn blieb bislang aus. Tausende haben sich deshalb am Unabhängigkeitstag Indiens versammelt, um Modis Pläne zu hören.
Meist nehmen Indiens Regierungschefs den historischen Tag des 15. August zum Anlass, Drohungen an den Erzfeind Pakistan auszustoßen und gleichzeitig eigene Fortschritte hervorzuheben. Doch Modi durchkreuzt oft die eingefahrenen Wege.
In seiner gut einstündigen Rede spart er nicht mit Ermahnungen an seine Landsleute: Die fortwährende Serie von Vergewaltigungen sei eine Schmach für Indien. Mit erhobenem Zeigefinger appellierte Modi an die Eltern, ihre Söhne besser zu erziehen. Die meist jugendlichen Vergewaltiger hätten Eltern, sagte er: „Diese Eltern müssen ihren Söhnen den Unterschied zwischen richtig und falsch beibringen.“
In Zukunft soll jedem Inder Zugang zu einer Toilette verschafft werden, versichert der Premier – vor allem auf dem Land gibt es kaum sanitäre Einrichtungen, Frauen müssen sich nachts in der Dunkelheit auf den Feldern erleichtern und sind in solchen Situationen in großer Gefahr, vergewaltigt zu werden.
Dass Modi dem Thema Gewalt gegen Frauen in seiner Rede einen solchen Stellenwert gibt, ist überraschend. Bislang äußerte sich Indiens Regierungschef zu diesem Thema kaum und hob vor allem seine wirtschaftlichen Pläne aus dem Wahlkampf hervor. Vor knapp zwei Monaten hatte der Mann aus Gujarat großspurig in Aussicht gestellt, aus Indien ein neues Land zu machen. Noch in seiner Grußkarte zum Unabhängigkeitstag kündigte er an, jeden Stein auf dem Subkontinent umzudrehen, um das Land zu entwickeln.
Doch bislang kümmerte sich Modi vor allem um internationale Belange. Die Verhandlungen der Welthandelsorganisation (WTO) über ein weltweites Handelsabkommen brachte er vor wenigen Wochen zu Fall, obwohl sein Land wenige Monate zuvor noch eingewilligt hatte. Dass ausgerechnet die als wirtschaftsfreundlich geltende Regierung Modi ein solches Abkommen kippte, gab vielen zu denken. Möglicherweise ist Indien doch kein so verlässlicher Partner. Allerdings hätte Indien sein umfassendes staatliches Ernährungsprogramm, von dem mehr als 250 Millionen sehr arme Menschen profitieren, dann radikal einschränken müssen.
Im Bereich Außenpolitik hat Modi sich sehr engagiert. Zu seiner Amtseinführung am 26. Mai lud der Inder die Regierungschefs von Afghanistan, Bangladesch, Bhutan, Nepal, den Malediven, Sri Lanka und Pakistan ein. Vor allem sein Händeschütteln mit Pakistans Regierungschefs Nawaz Sharif bewirkte positive Reaktionen und schürte Hoffnungen auf eine friedlichere Zukunft.
Innenpolitisch löste Modi jedoch bislang wenige Versprechen ein. Statt das Land zu verändern, blieb der neue starke Mann im eigenen Land erst einmal unsichtbar. Der Posten des Medienberaters wurde nicht besetzt. Modi ließ sich nicht auf Interviews ein. Auch seinen Regierungsmitarbeitern waren öffentliche Interviews untersagt. Sie sollten sich nur zu Wort melden, wenn Modi selbst bereits eine offizielle Linie vertritt. Aber es gab keine.
Modis erste große Tat war die Aufstellung eines Haushaltsentwurfs – und der erwies sich aus Sicht vieler Beobachter als unspektakulär. Modi habe verpasst, zu Beginn seiner Amtszeit eine klare Vision vorzulegen, heißt es seitdem. „Es ist sicherlich noch ein wenig früh, aber die neue Regierung hat sich erstaunlich schnell in einem Gewirr aus Kleinigkeiten, Entschuldigungen und Risikovermeidung verheddert“, kommentiert Pratap Bhanu Mehta vom renommierten Forschungsinstitut Centre for Policy Research in Delhi.
Dabei harren dringliche Probleme einer Lösung. Noch immer klettern die Preise für Lebensmittel rasant in die Höhe, und auch das erhoffte höhere Wirtschaftswachstum unter Modi blieb noch aus. Stattdessen brachen in den vergangenen Wochen immer wieder gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Hindus und Muslimen aus. Über 600 Zwischenfälle registrierte die Tageszeitung Indian Express allein im bevölkerungsreichsten Bundesstaat Uttar Pradesh.
In seiner Rede zum Unabhängigkeitstag versuchte Modi doch noch eine ökonomische Zukunftsvision zu formulieren. Indien müsse sich zu einem wettbewerbsfähigen Produktionsstandort verändern und exportorientierter werden, sagte er. Noch immer hänge das Land zu sehr am Tropf von ausländischen Importen. Zudem sollen in Zukunft alle Inder über ein Bankkonto verfügen – fast 40 Prozent der Inder können keine finanziellen Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Bankkonten für alle würden es der Regierung erleichtern, die vielen Nahrungs-, Benzin- und Düngersubventionen in direkte Geldtransfers umzumünzen.
Die Reaktionen auf Modis Rede sind mehrheitlich gut. Im Internet bewerten Kommentatoren Modis Worte als erfrischend, inspirierend und beeindruckend. Doch Worte allein werden ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr ausreichen. Modi, der Macher, wird seinen Worten Taten folgen lassen müssen.
Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Die Tageszeitung“, taz.de
Schlagwörter: Indien, Narendra Modi, Rede, Rede am Roten Fort, Unabhängigkeitstag Neu Delhi, Wirtschaft, Frauen, Gewalt, Vergewaltigung, Eltern, Söhne, Erziehung, Toilette, sanitäre Einrichtungen, Außenpolitik, Abkommen, Welthandelsorganisation, Außenpolitik, Nawaz Sharif, Pakistan, Interviews, Haushaltsentwurf, Lebensmittelpreise, Wirtschaftswachstum, Versprechungen, Hoffnung, Bankkonto, finanzielle Dienstleistungen, Wettbewerb, Produktionsstandort
Meist nehmen Indiens Regierungschefs den historischen Tag des 15. August zum Anlass, Drohungen an den Erzfeind Pakistan auszustoßen und gleichzeitig eigene Fortschritte hervorzuheben. Doch Modi durchkreuzt oft die eingefahrenen Wege.
In seiner gut einstündigen Rede spart er nicht mit Ermahnungen an seine Landsleute: Die fortwährende Serie von Vergewaltigungen sei eine Schmach für Indien. Mit erhobenem Zeigefinger appellierte Modi an die Eltern, ihre Söhne besser zu erziehen. Die meist jugendlichen Vergewaltiger hätten Eltern, sagte er: „Diese Eltern müssen ihren Söhnen den Unterschied zwischen richtig und falsch beibringen.“
In Zukunft soll jedem Inder Zugang zu einer Toilette verschafft werden, versichert der Premier – vor allem auf dem Land gibt es kaum sanitäre Einrichtungen, Frauen müssen sich nachts in der Dunkelheit auf den Feldern erleichtern und sind in solchen Situationen in großer Gefahr, vergewaltigt zu werden.
Dass Modi dem Thema Gewalt gegen Frauen in seiner Rede einen solchen Stellenwert gibt, ist überraschend. Bislang äußerte sich Indiens Regierungschef zu diesem Thema kaum und hob vor allem seine wirtschaftlichen Pläne aus dem Wahlkampf hervor. Vor knapp zwei Monaten hatte der Mann aus Gujarat großspurig in Aussicht gestellt, aus Indien ein neues Land zu machen. Noch in seiner Grußkarte zum Unabhängigkeitstag kündigte er an, jeden Stein auf dem Subkontinent umzudrehen, um das Land zu entwickeln.
Doch bislang kümmerte sich Modi vor allem um internationale Belange. Die Verhandlungen der Welthandelsorganisation (WTO) über ein weltweites Handelsabkommen brachte er vor wenigen Wochen zu Fall, obwohl sein Land wenige Monate zuvor noch eingewilligt hatte. Dass ausgerechnet die als wirtschaftsfreundlich geltende Regierung Modi ein solches Abkommen kippte, gab vielen zu denken. Möglicherweise ist Indien doch kein so verlässlicher Partner. Allerdings hätte Indien sein umfassendes staatliches Ernährungsprogramm, von dem mehr als 250 Millionen sehr arme Menschen profitieren, dann radikal einschränken müssen.
Im Bereich Außenpolitik hat Modi sich sehr engagiert. Zu seiner Amtseinführung am 26. Mai lud der Inder die Regierungschefs von Afghanistan, Bangladesch, Bhutan, Nepal, den Malediven, Sri Lanka und Pakistan ein. Vor allem sein Händeschütteln mit Pakistans Regierungschefs Nawaz Sharif bewirkte positive Reaktionen und schürte Hoffnungen auf eine friedlichere Zukunft.
Innenpolitisch löste Modi jedoch bislang wenige Versprechen ein. Statt das Land zu verändern, blieb der neue starke Mann im eigenen Land erst einmal unsichtbar. Der Posten des Medienberaters wurde nicht besetzt. Modi ließ sich nicht auf Interviews ein. Auch seinen Regierungsmitarbeitern waren öffentliche Interviews untersagt. Sie sollten sich nur zu Wort melden, wenn Modi selbst bereits eine offizielle Linie vertritt. Aber es gab keine.
Modis erste große Tat war die Aufstellung eines Haushaltsentwurfs – und der erwies sich aus Sicht vieler Beobachter als unspektakulär. Modi habe verpasst, zu Beginn seiner Amtszeit eine klare Vision vorzulegen, heißt es seitdem. „Es ist sicherlich noch ein wenig früh, aber die neue Regierung hat sich erstaunlich schnell in einem Gewirr aus Kleinigkeiten, Entschuldigungen und Risikovermeidung verheddert“, kommentiert Pratap Bhanu Mehta vom renommierten Forschungsinstitut Centre for Policy Research in Delhi.
Dabei harren dringliche Probleme einer Lösung. Noch immer klettern die Preise für Lebensmittel rasant in die Höhe, und auch das erhoffte höhere Wirtschaftswachstum unter Modi blieb noch aus. Stattdessen brachen in den vergangenen Wochen immer wieder gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Hindus und Muslimen aus. Über 600 Zwischenfälle registrierte die Tageszeitung Indian Express allein im bevölkerungsreichsten Bundesstaat Uttar Pradesh.
In seiner Rede zum Unabhängigkeitstag versuchte Modi doch noch eine ökonomische Zukunftsvision zu formulieren. Indien müsse sich zu einem wettbewerbsfähigen Produktionsstandort verändern und exportorientierter werden, sagte er. Noch immer hänge das Land zu sehr am Tropf von ausländischen Importen. Zudem sollen in Zukunft alle Inder über ein Bankkonto verfügen – fast 40 Prozent der Inder können keine finanziellen Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Bankkonten für alle würden es der Regierung erleichtern, die vielen Nahrungs-, Benzin- und Düngersubventionen in direkte Geldtransfers umzumünzen.
Die Reaktionen auf Modis Rede sind mehrheitlich gut. Im Internet bewerten Kommentatoren Modis Worte als erfrischend, inspirierend und beeindruckend. Doch Worte allein werden ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr ausreichen. Modi, der Macher, wird seinen Worten Taten folgen lassen müssen.
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Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Die Tageszeitung“, taz.de
Schlagwörter: Indien, Narendra Modi, Rede, Rede am Roten Fort, Unabhängigkeitstag Neu Delhi, Wirtschaft, Frauen, Gewalt, Vergewaltigung, Eltern, Söhne, Erziehung, Toilette, sanitäre Einrichtungen, Außenpolitik, Abkommen, Welthandelsorganisation, Außenpolitik, Nawaz Sharif, Pakistan, Interviews, Haushaltsentwurf, Lebensmittelpreise, Wirtschaftswachstum, Versprechungen, Hoffnung, Bankkonto, finanzielle Dienstleistungen, Wettbewerb, Produktionsstandort