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Kenia: Tod im Sandbergbau – Für den Arbeitsplatz das Leben riskieren

Meldung vom 22.08.2014

Der Bergbau in Kenia ist ein riskanter Arbeitsbereich. Doch viele junge Leute, die ansonsten keine Möglichkeit haben, woanders zu arbeiten, nehmen die Gefahr auf sich. Der 22-jährige Allan Karanja ist sich des Risikos bei seinem Job bewusst: Er schuftet im Sandbergbau in Rhonda, einem Gebiet in der Nähe des Nakuru-Nationalparks in Kenias Rift-Valley-Region. „Der Hunger treibt uns in die Sandminen“, erklärt er. Immer wieder geschehen tödliche Unglücksfälle, etwa wenn die porösen Wände zusammenbrechen.

„Ich habe schon viele Kumpel sterben sehen“, gibt Karaja zu. Wer in den Sandgruben unterwegs ist, verfügt nur über ein Handtuch und ein Brecheisen. Schutzhelme sind nicht vorhanden. 2010 hatte das UN-Siedlungsprogramm der Vereinten Nationen (UN-Habitat) Nakuru, 160 Kilometer nordwestlich von der Hauptstadt Nairobi gelegen, zur schnellst wachsenden Stadt Ost- und Zentralafrikas gekürt. Daraufhin strömten Investoren in Scharen herbei und sorgten für einen wahren Bauboom.

Rhonda ist aufgrund der reichen Sandvorkommen der größte Lieferant für diesen Baustoff. Der Bergbau befindet sich am Ndarugu-Fluss, der in den Nakuru-Nationalpark einmündet. Seit den 1980er Jahren wird hier Sand gefördert.

Jackson Kemboi ist der Inhaber einer zwei Hektar großen Sandgrube, in der im letzten Monat zwei seiner Arbeiter starben. Vater und Sohn wurden unter einer Sandlawine verschüttet. Als Konsequenz des Unglücks musste die Grube vorübergehend geschlossen werden. „In meiner Grube wird seit Anfang der 1980er Jahre gearbeitet“, betont Kemboi. Seine Arbeiter sind als Tagelöhner angestellt und erhalten am Ende eines jeden Tages ihr Geld.

Kemboi verkauft nach eigenen Angaben eine Sieben-Tonnen-Lkw-Ladung Sand für 5.000 kenianische Schilling, das sind umgerechnet rund 58 US-Dollar. 20 Prozent des Betrags gehen an die Bergleute, die Männer, die die Laster beladen, und die LKW-Fahrer.

Jack Omare, Vater von zwei Kindern, ist seit 1992 im Sandbergbau tätig. Er berichtet, dass er dem Tod bereits drei Mal nur knapp entrinnen konnte. Den schlimmsten Unfall erlebte er, als die Seitenwände der Grube einstürzten. Die Sandlawine riss ihn und den LKW-Fahrer in den Fluss mit. Zum Glück trugen beide keinen Schaden davon. Im gleichen Monat verloren aber drei Kumpel unter den Sandmassen einer Grube in Kirinyaga im Landkreis Meru im Osten Kenias ihr Leben.
Omare erhält an einem normalen Tag um die 300 kenianische Schilling (drei Dollar). Das ist zwar sehr wenig, genügt aber, um die Existenz seiner Familie zu sichern, wie er betont.

In Kenia ist Sand das Material, das Bauwirtschaft, Städtebau und Wirtschaftswachstum ankurbelt. Nach Prognosen des Kenianischen Wirtschaftsberichts von 2013 des Kenya Institute for Public Policy Research and Analysis ist die Wirtschaft im letzten Jahr um 5,5 Prozent gewachsen. Für 2014 wird mit einem Zuwachs von 6,3 Prozent gerechnet.

Anne Waiguru, Staatssekretärin im Ministerium für Dezentralisierung und Planung, erläutert, dass Kenias Stadtbevölkerung jedes Jahr um vier Prozent zunimmt. Den Andrang begründet sie zum einen mit der Gewalt nach den Wahlen im Jahr 2008 und zum anderen mit der Landflucht aus den ländlichen Regionen. Doch für viele junge Leute ist der Sandbergbau ein Mittel, um möglichst schnell an Geld zu kommen. Das mit der Arbeit verbundene Lebensrisiko hat die Nachfrage nach solchen Jobs nicht beeinträchtigt.

Nach Angaben von Mary Muthoni, Mitarbeiterin der lokalen Kinderschutzbehörde, verdingen sich im Sandbergbau fast 3.000 junge Leute. Die Betroffenen wären giftigen Substanzen ausgesetzt, Atemwegserkrankungen seien fast unvermeidlich.

2013 hatte die Nationale Umweltmanagementbehörde (NEMA) die Schließung aller Sandgruben in Nakuru wegen ökologischer Bedenken angeordnet. Der Sandbergbau habe das Flussgebiet erheblich verunreinigt und giftige Substanzen gefährden inzwischen öffentliche Einrichtungen und Infrastrukturen wie Straßen und Schulen.

„Das Verbot gilt immer noch. Als Behörde haben wir zwar kein Problem damit, es umzusetzen. Doch spricht dagegen, dass tausende Menschen plötzlich ohne Job dastehen würden“, erklärt Wilfred Osumo, der Leiter des Nakuru-Büros der NEMA.

Diejenigen, die das Geschäft aufrecht erhalten wollen, insbesondere die Eigentümer der Sandgruben, haben keine andere Wahl, als sich eine Genehmigung zu holen, die NEMA für 0,1 Prozent der Gesamtprojektkosten erteilt. Die NEMA-Richtlinien für den Sandbergbau stammen noch von 2007 und ordnen an, dass der Sandbergbau auf die Flussbetten eingegrenzt wird. Am Flussufer darf kein Abbau mehr stattfinden.

„Im Rift Valley wird der Sand aus dem Flussbecken gebaggert. Der Sand ist bei weitem nicht so gut wie der von Machakos, Kitui und Makueni im Osten Kenias“, betont Professor Jackson Kitetu, ein auf den Sandbergbau spezialisierter Umweltexperte an der Kabarak-Universität. Seine Forschungsarbeiten in den Jahren 1993 bis 1997 haben ergeben, dass der Sandabbau im Osten Kenias Arbeitsplätze für 30.000 Menschen schuf. Und trotz der bestehenden Risiken rechnet niemand damit, dass sich daran etwas ändern wird.

Mike Mwangi zufolge ist und bleibt der Sandbergbau trotz aller Gefahren ein attraktiver Job. „Ich hatte mich lange als Obstverkäufer in der Innenstadt von Nakuru versucht. Doch das wurde mir untersagt“, erzählt er. „Jetzt arbeite ich wieder im Sandbergbau.“




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: afrika.info

Schlagwörter: Kenia, Sandbergbau, Bergbau, Minen, Arbeit, Arbeitsplätze, Jugend, Arbeitslosigkeit, Landflucht, Arbeitssuche, Lebensrisiko, Sandlawine, Stollen, Einsturz, Wirtschaft, Wirtschaftswachstum, Nakuru, Umwelt, Umweltverschmutzung, Tod, giftige Substanzen, Sandgruben, Fluss, Flussbett, Tagelöhner, Geld, Gehalt