Unser Service für Sie | |
[ » Newsletter ] [ » zum Kontakt-Formular ] [ » Material bestellen ] [ » Geschenke bestellen ] |
Berichte & Nachrichten | |
[ » Berichte aus unseren Hilfsprojekten ] [ » Nachrichten aus dem Umfeld unserer Hilfsprojekte ] |
Videos aus unseren Projekten finden Sie auf unserem Youtube-Kanal.
[ » Gebende Hände – Youtube-Kanal ]
Afghanistan: Taliban nutzen Macht-Vakuum |
Meldung vom 03.09.2014
Den Taliban kommt das Macht-Vakuum in Afghanistan gerade recht. Sie sind derzeit im Vormarsch. Dass der NATO-Kampfeinsatz in wenigen Monaten ausläuft, gibt ihnen ebenfalls Rückenwind. In 32 der 34 Provinzen werden Kämpfe ausgetragen, pro Woche kommen bis zu 100 Soldaten ums Leben.
Die Welt hat derzeit die Krisen im Irak und in Syrien, in Israel und in der Ukraine im Fokus. Der Konflikt in Afghanistan ist darüber in Vergessenheit geraten. Dabei greifen die Taliban am Hindukusch derzeit immer mehr an – und setzen die heimischen Sicherheitskräfte stark unter Druck. Nicht einmal mehr vier Monate lang können die afghanische Polizei und Armee noch auf die NATO-Kampftruppen zurückgreifen, wenn die Situation brenzlig wird. Deren Mission geht im Dezember zu Ende.
Ob ein NATO-Nachfolgeeinsatz ansteht oder ob die ausländischen Truppen das Land völlig aufgeben werden, ist wegen des Wahlchaos immer noch nicht abzusehen. Fünf Monate nach der ersten Wahlrunde ist weiterhin ungewiss, wer Hamid Karzai als Präsident ablösen wird. Damit kann die NATO keine Vorkehrungen und Beschlüsse für die geplante Mission „Resolute Support“ (entschlossene Unterstützung) zur Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte ab 2015 treffen. Die Zeit, um diesen Einsatz vor Jahresende noch zu organisieren, geht dem Ende zu.
Auch das sind gute Aussichten für die Taliban. Sie profitieren von der Instabilität im Land und können ungehindert ihren Kampf ausweiten. In der vergangenen Woche geisterten Bilder durchs Netz, die Taliban zeigten, die die weiße Taliban-Flagge auf einer früheren Befestigungsanlage der Bundeswehr in der nordafghanischen Provinz Kunduz hissten. Ein hochrangiger Mitarbeiter des Innenministeriums räumte ein, in der Provinz operierten inzwischen 2.000 Taliban-Kämpfer unter dem Kommandeur Mullah Salam, der bis vor kurzem noch im pakistanischen Gefängnis saß.
Im August hätten die Taliban es beinahe geschafft, zwei der sieben Distrikte in der Provinz in ihre Gewalt zu bekommen, sagt der Ministeriums-Mitarbeiter. In der Not habe Innenminister Umer Daudsai den Kommandeur der NATO-Schutztruppe ISAF kontaktiert und Luftunterstützung angefordert – einen solchen Schritt hatte Präsident Karzai eigentlich verboten. „Der Minister sagte dem General, wenn wir keine Luftunterstützung erhalten, werden wir diese Distrikte verlieren.“
Und längst nicht nur Kunduz steht unter Dauerbeschuss. Die schweren Gefechte setzten im Juni ein, als die Taliban in den Distrikt Sangin in der südafghanischen Provinz Helmand eindrangen. Bis heute währen die Kämpfe um Sangin, mehr als 1.000 Menschen wurden dort bislang nach Angaben der Provinzregierung umgebracht. In der Provinz Logar südlich von Kabul attackierten erst vor wenigen Tagen Hunderte Taliban-Kämpfer Regierungsziele. Die Aufständischen seien gut ausgerüstet, sie verfügten sogar über mobile Kliniken für ihre verletzten Kämpfer, berichteten Stammesälteste.
Die NATO will Optimismus verbreiten und bezweifelt, dass die Taliban dauerhaft eine Provinz und einen Distrikt kontrollieren könnten. Der deutsche NATO-General Hans-Lothar Domröse stellte vor wenigen Tagen fest: „Die Situation hier wird als ziemlich stabil eingeschätzt.“ Allerdings seien die Taliban immer noch sehr gefährlich. „Der Taliban-Aufstand ist nicht stärker geworden, er ist aber auch nicht vorüber.“
Die Einschätzung aus dem Kabuler Innenministerium klingt nüchterner. „Bis auf die Provinzen Pandschir und Bamian gibt es derzeit in allen 34 Provinzen Gefechte“, wird betont. Offiziell gibt die afghanische Regierung keine Verluste bei Armee und Polizei bekannt, um die Truppen nicht zu entmutigen. Ein hochrangiger Mitarbeiter des afghanischen Verteidigungsministeriums deutete aber darauf hin, dass jede Woche bis zu 100 Soldaten im Gefecht getötet würden. „Wenn das anhält, wird es auf lange Sicht schwierig, die Sicherheit aufrechtzuerhalten.“
Der Afghanistan-Experte der International Crisis Group, Graeme Smith, erkennt einen Strategiewechsel bei den Taliban – sie entfernen sich wieder von Guerilla-Taktik mit versteckten Sprengfallen und wagen erneut offene Angriffe. Von dieser Taktik hatten sich die Taliban wegen hoher Verluste im direkten Kampf gegen die ISAF 2006 eigentlich verabschiedet. Den erneuten Strategiewechsel führt Smith auch auf mehr Selbstbewusstsein bei den Aufständischen zurück: „Weil man kein Feuergefecht beginnt, wenn man nicht darauf hofft, dieses Gefecht zu gewinnen.“
Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „n-tv“, n-tv.de
Schlagwörter: Afghanistan, Taliban, Abzug, NATO, ISAF, Vakuum, Vormarsch, Angriffe, Kunduz, Kundus, Provinzen, Präsidentschaftswahl, Gefechte, Kämpfe, Logar, Angriffe, Abdullah Abdullah, Ashraf Ghani, Resolute Support
Die Welt hat derzeit die Krisen im Irak und in Syrien, in Israel und in der Ukraine im Fokus. Der Konflikt in Afghanistan ist darüber in Vergessenheit geraten. Dabei greifen die Taliban am Hindukusch derzeit immer mehr an – und setzen die heimischen Sicherheitskräfte stark unter Druck. Nicht einmal mehr vier Monate lang können die afghanische Polizei und Armee noch auf die NATO-Kampftruppen zurückgreifen, wenn die Situation brenzlig wird. Deren Mission geht im Dezember zu Ende.
Ob ein NATO-Nachfolgeeinsatz ansteht oder ob die ausländischen Truppen das Land völlig aufgeben werden, ist wegen des Wahlchaos immer noch nicht abzusehen. Fünf Monate nach der ersten Wahlrunde ist weiterhin ungewiss, wer Hamid Karzai als Präsident ablösen wird. Damit kann die NATO keine Vorkehrungen und Beschlüsse für die geplante Mission „Resolute Support“ (entschlossene Unterstützung) zur Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte ab 2015 treffen. Die Zeit, um diesen Einsatz vor Jahresende noch zu organisieren, geht dem Ende zu.
Auch das sind gute Aussichten für die Taliban. Sie profitieren von der Instabilität im Land und können ungehindert ihren Kampf ausweiten. In der vergangenen Woche geisterten Bilder durchs Netz, die Taliban zeigten, die die weiße Taliban-Flagge auf einer früheren Befestigungsanlage der Bundeswehr in der nordafghanischen Provinz Kunduz hissten. Ein hochrangiger Mitarbeiter des Innenministeriums räumte ein, in der Provinz operierten inzwischen 2.000 Taliban-Kämpfer unter dem Kommandeur Mullah Salam, der bis vor kurzem noch im pakistanischen Gefängnis saß.
Im August hätten die Taliban es beinahe geschafft, zwei der sieben Distrikte in der Provinz in ihre Gewalt zu bekommen, sagt der Ministeriums-Mitarbeiter. In der Not habe Innenminister Umer Daudsai den Kommandeur der NATO-Schutztruppe ISAF kontaktiert und Luftunterstützung angefordert – einen solchen Schritt hatte Präsident Karzai eigentlich verboten. „Der Minister sagte dem General, wenn wir keine Luftunterstützung erhalten, werden wir diese Distrikte verlieren.“
Und längst nicht nur Kunduz steht unter Dauerbeschuss. Die schweren Gefechte setzten im Juni ein, als die Taliban in den Distrikt Sangin in der südafghanischen Provinz Helmand eindrangen. Bis heute währen die Kämpfe um Sangin, mehr als 1.000 Menschen wurden dort bislang nach Angaben der Provinzregierung umgebracht. In der Provinz Logar südlich von Kabul attackierten erst vor wenigen Tagen Hunderte Taliban-Kämpfer Regierungsziele. Die Aufständischen seien gut ausgerüstet, sie verfügten sogar über mobile Kliniken für ihre verletzten Kämpfer, berichteten Stammesälteste.
Die NATO will Optimismus verbreiten und bezweifelt, dass die Taliban dauerhaft eine Provinz und einen Distrikt kontrollieren könnten. Der deutsche NATO-General Hans-Lothar Domröse stellte vor wenigen Tagen fest: „Die Situation hier wird als ziemlich stabil eingeschätzt.“ Allerdings seien die Taliban immer noch sehr gefährlich. „Der Taliban-Aufstand ist nicht stärker geworden, er ist aber auch nicht vorüber.“
Die Einschätzung aus dem Kabuler Innenministerium klingt nüchterner. „Bis auf die Provinzen Pandschir und Bamian gibt es derzeit in allen 34 Provinzen Gefechte“, wird betont. Offiziell gibt die afghanische Regierung keine Verluste bei Armee und Polizei bekannt, um die Truppen nicht zu entmutigen. Ein hochrangiger Mitarbeiter des afghanischen Verteidigungsministeriums deutete aber darauf hin, dass jede Woche bis zu 100 Soldaten im Gefecht getötet würden. „Wenn das anhält, wird es auf lange Sicht schwierig, die Sicherheit aufrechtzuerhalten.“
Der Afghanistan-Experte der International Crisis Group, Graeme Smith, erkennt einen Strategiewechsel bei den Taliban – sie entfernen sich wieder von Guerilla-Taktik mit versteckten Sprengfallen und wagen erneut offene Angriffe. Von dieser Taktik hatten sich die Taliban wegen hoher Verluste im direkten Kampf gegen die ISAF 2006 eigentlich verabschiedet. Den erneuten Strategiewechsel führt Smith auch auf mehr Selbstbewusstsein bei den Aufständischen zurück: „Weil man kein Feuergefecht beginnt, wenn man nicht darauf hofft, dieses Gefecht zu gewinnen.“
[ » zurück zur Übersicht ]
Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „n-tv“, n-tv.de
Schlagwörter: Afghanistan, Taliban, Abzug, NATO, ISAF, Vakuum, Vormarsch, Angriffe, Kunduz, Kundus, Provinzen, Präsidentschaftswahl, Gefechte, Kämpfe, Logar, Angriffe, Abdullah Abdullah, Ashraf Ghani, Resolute Support