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Indien: Ein Konto für die Unberührbaren

Meldung vom 09.09.2014

Indiens Premier Narendra Modi möchte den Bankenverkehr für die Armen zugänglich machen. In Indien begehen viele Bauern Selbstmord. Weil ihnen die Banken keinen Kredit gewähren, lassen sie sich auf dubiose Geldverleiher ein, die immense Zinsen fordern. Premier Narendra Modi will nun etwas dagegen tun.

Der Premier beruft sich mit seinem Anliegen auf die große Vorbildfigur Indiens. „Mahatma Gandhi hat versucht, die Unberührbarkeit in der Gesellschaft zu beenden“, meint Indiens neuer Regierungschef Narendra Modi. Das wolle er nun auch weiterführen, und zwar auf einem ganz bestimmten Gebiet: Die „finanzielle Unberührbarkeit“ solle aufgelöst werden. Nahezu jeder Inder soll über ein Bankkonto verfügen, verspricht der Hindu-Nationalist, der nun seit gut 100 Tagen regiert. Seinem Milliardenvolk sagt er zu, lange liegen gebliebene Reformen endlich in Angriff zu nehmen. Und dazu gehört für ihn das Projekt, das auch den Ärmsten der Armen ein Konto verschaffen soll.

Vor allem die Landbevölkerung soll die hart erarbeiteten Rupien ordnungsgemäß sparen können und nicht weiter von Krediten zu fairen Konditionen ausgeschlossen werden. Modi erinnerte in seiner Rede zum indischen Unabhängigkeitstag: „Warum nehmen sich unsere Bauern das Leben“, und lieferte sofort die Antwort: „Weil sie Geld von dubiosen Geldverleihern nehmen müssen und dafür immense Zinsen zahlen.“

Modis Konto-Pläne bedeuten eine riesige Umwälzung für den ländlichen Teil Indiens, der oft im Schatten des urbanen Wirtschaftsbooms der vergangenen beiden Jahrzehnte steht, aber nach wie vor die Mehrheit des Landes stellt. Welche Herkulesaufgabe sich Modi hier aufgebürdet hat, verdeutlich ein Blick auf die Zahlen: Von Indiens 247 Millionen Haushalten haben nur etwa 145 Millionen Zugriff auf ein Bankkonto. Und 73 Prozent der indischen Bauern haben nach Angaben der Weltbank keine Möglichkeit, geregelte Kredite zu beantragen: Sie sind Opfer skrupelloser Kredithaie.

Das Kastenwesen ist zwar offiziell abgeschafft, doch die Gesellschaft ist noch völlig durchdrungen von diesem System. Modi gibt zu erkennen, dass er hier ein drängendes soziales Thema anpacken will. Die „Unberührbaren“, die er in seiner Rede anspricht, stehen am untersten Ende der gesellschaftlichen Leiter. Sie sind völlig isoliert von der Gesellschaft: Es gilt nicht nur als unrein, sie zu berühren, sondern überhaupt in irgendeiner Weise mit ihnen Umgang zu pflegen.

Zwar ist das Kastenwesen auf dem Subkontinent offiziell verboten, aber noch immer leitet es das gesellschaftliche Denken und Handeln. Das trifft auch auf die Wirtschaftspolitik zu. Modi stellt sich da den Tatsachen, er wählt eine offensive Strategie: Er benennt die Fehler und verordnet ein Gegen-Programm.

Aber lässt sich sein Modell auf das große, chaotische Land mit seinen 1,2 Milliarden Menschen übertragen? „Er hat definitiv die Mehrheiten im Parlament, um viele seine Reformvorhaben durchzudrücken“, meint Pranay Sharma, leitender Redakteur beim indischen Wochenmagazin Outlook. Aber die größte Hürde sieht der Experte in der noch zurückgebliebenen Infrastruktur des Landes. Um sie aufzubauen, benötigt Modi die Zusammenarbeit mit den Bundesstaaten. Er muss regionale Genehmigungen einholen und Kooperationen schließen. „Daher wird es sehr stark darauf ankommen, wie er die verschiedenen Parteien und lokalen Regierungen mit an Bord nimmt“, betont Sharma.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Süddeutsche Zeitung“, sueddeutsche.de

Schlagwörter: Indien, Konto, Dalits, Unberührbare, Armut, Arme, Bankverkehr, Wirtschaft, Wirtschaftspolitik, Narendra Modi, Kredite, Konditionen, Bauern, Selbstmord, Kredithaie, Kastenwesen, Geld, Zinsen, Sparen, Reformen