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Haiti: Gesangswettbewerb gegen Kindersklaverei

Meldung vom 26.09.2014

Auf Haiti gehört das Problem der Kindersklaverei immer noch zum Alltag. Rund 225.000 Kinder müssen als so genannte „Restaveks“ leben. Das Wort kommt aus dem Französichen „rester avec“ (bleiben mit) und bedeutet, dass die Kinder bei einer fremden Familie unterkommen, bei der sie für ihren Unterhalt arbeiten müssen.

Sie kommen aus armen Familien, die in ländlichen Gebieten, aber auch im Großraum von Port-au-Prince leben. Weil die Eltern die Kosten für ihre Kinder nicht aufbringen können, geben sie ihre Töchter und Söhne in die Obhut von wohlhabenderen Familien in Port-au-Prince. Sie glauben, dass ihre Kinder dort ausreichend ernährt werden und eine Schule besuchen dürfen. Als Ausgleich werden die Kinder gezwungen, im Haushalt der Gastfamilie zu arbeiten.

Doch meist müssen die Mädchen und Jungen in diesen Gastfamilien als Sklaven dienen: Sie müssen zwischen zehn und sechzehn Stunden am Tag im Haushalt schuften und die Hoffnung auf den Schulbesuch zerrinnt schnell.

Um das Problem der Kindersklaven ins Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen, fand Ende August 2014 im nationalen Fußballstadion von Port-au-Prince eine ganz besondere Veranstaltung statt: Nach dem Vorbild des Gesangswettbewerbs „Deutschland sucht den Superstar“, gingen elf haitianische Talente auf die Bühne, um bei dem Wettbewerb „Haitis Superstar“ den Sieg zu erringen. Der Wettbewerb wurde unter dem Motto veranstaltet: „Nap rive peyi san restavek“, die Übersetzung lautet: „wir werden ein Land ohne Restaveks sein“. Alle Titel griffen dem Motto entsprechend das Thema Kindersklaverei auf.

Eines der Kinder, das jahrelang als Restavek bei einer fremden Familie gehalten wurde, ist Anna (Name geändert). Das Mädchen wurde spindeldürr und ohnmächtig vor einem Krankenhaus eines Kinderhilfswerks aufgefunden. Nachdem Anna langsam wieder auf die Beine kam, brachte man sie ins Kinderdorf einer Hilfsorganisation in Tabarre (Großraum Port-au-Prince). Dort enthüllte sie zögerlich, was ihr als Kindersklavin geschehen war: In allen drei Familien, in denen sie als fremdes Kind lebte, war es ihre Aufgabe, für die gesamte Familie zu kochen, das Haus zu putzen und die Kinder der Familie zu versorgen. Sie wurde geschlagen und durfte nicht zur Schule gehen. Ob Anna Schlaf bekam oder ob etwas zu essen für sie erübrigt wurde, hing von der Willkür der Hausherrin und der übrigen Gastfamilie ab.

Fast alle anderen Restaveks teilen sich dieses Schicksal mit Anna. Laut der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) bringt ein durchschnittlicher 15-jähriger Restavek durch die Unterernährung rund 20 Kilogramm weniger auf die Waage als ein Nicht-Restavek und er ist vier Zentimeter kleiner.

Weltweit fristen heute rund 30 Millionen Menschen ein Dasein in sklavenähnlichen Verhältnissen. Diese Zahl stellt der Globale Sklaverei-Index 2013 der australischen Stiftung Walk Free auf. Sie führt 162 Staaten, die das Problem der Sklaverei haben, in einer Liste an. Haiti steht an zweiter Stelle der Liste nach Mauretanien, der Staat mit dem höchsten Anteil an Sklaven. Inzwischen versorgen auch skrupellose Menschenhändler die Gastfamilien mit Kindersklaven.

Im Juni 2014 ratifizierte das haitianische Parlament einen Gesetzentwurf zum Verbot des Menschenhandels. Dieses Gesetz, das Menschenhandel mit bis zu 15 Jahren Gefängnis ahndet, könnte ein erstes Instrument zur Eindämmung der Kindersklaverei in Haiti sein. Bislang wurde dieses Gesetz aber kaum angewandt. Von einer Strafverfolgung von Menschenhändlern oder Familien, in denen Restaveks leben, kann bislang nicht die Rede sein. Die Bevölkerung sieht das Gesetz als einen zahnlosen Tiger an.

Durch das kostenlose Konzert im nationalen Fußballstadion, zu dem tausende Zuhörer herbeiströmten, wurde das Thema Kindersklaverei publik gemacht. Die drei besten Sänger gingen mit stattlichen Geldpreisen nach Hause: 1.000 Dollar für den dritten Platz, 2.000 Dollar für den zweiten und 4.000 Dollar erhielt der Gewinner. In einem Land, in dem 80 Prozent der Bevölkerung weniger als zwei Dollar am Tag zur Verfügung hat, ist das viel Geld.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: FinanzNachrichten.de

Schlagwörter: Haiti, Kinder, Kindersklaverei, Kindersklaven, Restaveks, Gesangswettbewerb, Deutschland sucht den Superstar, Haitis Superstar, Talente, Gesetz, Menschenhändler, Gastfamilien, Menschenhandel, Kinderarbeit, Schule, Hunger, Ernährung, Armut