Unser Service für Sie


 [ » Newsletter ]

[ » zum Kontakt-Formular ]

[ » Material bestellen ]

[ » Geschenke bestellen ]



Videos aus unseren Projekten finden Sie auf unserem Youtube-Kanal.
[ » Gebende Hände – Youtube-Kanal ]


Ebola: Soldaten sollen einen mikroskopisch kleinen Feind bekämpfen

 
Meldung vom 27.10.2014

Die USA entsenden 3.900 Soldaten nach Westafrika. Ihre Mission: Den Ebola-Virus zu bekämpfen. Doch viele stellen die Frage, ob das die richtigen Helfer sind. Die Pioniere der 36. Brigade der US-Armee fühlen sich nicht wohl in ihrer neuen Aufmachung. „Man kommt sich wie der Reifen-Mann oder ein Marshmallow vor“, beschwert sich ein Soldat, nachdem er sich den dick aufgeblähten Plastik-Overall, die Schutzbrille, die Handschuhe und die Kapuze angezogen hat – wo der Mann doch eigentlich gelernt hat, sich mit Stahlhelm, Knobelbecher und Uniform zu wappnen.

Im texanischen Fort Hood werden derzeit Teile der 36. Brigade für einen noch nie dagewesenen Einsatz geschult: Statt Armeen, Rebellentruppen oder Terroristen sollen die Soldaten einem unsichtbaren, winzigen Gegner in Westafrika zu Leibe rücken, den sie nicht einmal durch ihr Zielfernrohr orten können. Die Michelin-Reifen-Männer sind Teil der 4.000-Mann starken Truppe, die US-Präsident Barack Obama zur Eingrenzung der Ebola-Epidemie nach Liberia schicken will: Doch sind Militärs tatsächlich die besten Einsatzkräfte, um gegen eine Seuche vorzugehen?

Kritiker nennen einen solchen Einsatz eine „Militarisierung der humanitären Hilfe“. Afrika sei „die neue Front“ Washingtons, behauptet Joeva Rock in der Zeitschrift Foreign Policy in Focus. Dort bemühten sich die Pioniere der Supermacht im Tarnmäntelchen der Mitmenschlichkeit, eine Basis zu schaffen. Die eigentliche Motivation des Africom genannten Befehlsstabs der US-Streitkräfte sei es, auf dem fremden Kontinent an taktische Informationen zu kommen, das Terrain zu erschließen und Kontakte mit der einheimischen Bevölkerung herzustellen: Das sei ein cleverer Schachzug für spätere Konfrontationen, mit welchen Gegnern auch immer.

Die Lage wird nicht einfacher angesichts der Tatsache, dass es ausgerechnet die pazifistische Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen war, die sich für einen militärischen Einsatz im Seuchengebiet aussprach. „Es ist uns nicht leicht gefallen, ausgerechnet Soldaten um Hilfe zu rufen“, erwidert MSF-Sprecherin Caitlin Ryan in Liberias Hauptstadt Monrovia: „Wir wussten allerdings nicht, wer sonst hätte einspringen können.“ Monatelang hatte die mit ihrer Arbeit in Westafrika überforderte Organisation alle Welt um Unterstützung gebeten: Sie konnte jedoch bei weitem nicht genügend zivile Freiwillige rekrutieren, um dem rapide wachsenden Zustrom der Infizierten gerecht zu werden. Barack Obamas Vorhaben, viertausend Soldaten nach Liberia zu entsenden, fand im MSF-Quartier von Monrovia deshalb Beiklang.

Allerdings gibt es Einschränkungen. Denn die militärischen Helfer werden ausgerechnet von dem Bereich ferngehalten werden, in dem die Not am größten ist: bei der Betreuung der Patienten. „Wir sind nicht im Pflege-Geschäft tätig“, betont Pentagon-Sprecher John Kirby unverblümt. Stattdessen sollen die Pioniere im ganzen Land 17 Behandlungszentren für Ebola-Infizierte aufbauen und neben dem Flughafen von Monrovia ein exklusiv für infizierte Pflegekräfte gedachtes Feldlazarett hochziehen.

Andere Soldaten werden damit beschäftigt sein, Hunderte von Freiwilligen zu Pflegekräften auszubilden. Auch einige hoch spezialisierte Labor-Kräfte werden zum Einsatz kommen, die Blutproben analysieren können. So werde die Wartezeit für Ergebnisse der Ebola-Tests von derzeit über einem Tag auf wenige Stunden verringert: eine erleichternde Verbesserung, da dadurch sowohl die Nerven der Betroffenen wie die Aufnahmelager entlastet werden. Obwohl nur diese Labor-Spezialisten mit dem Virus Kontakt haben, entspann sich um die Entsendung der Soldaten in den von der Ebola-Hysterie heimgesuchten USA eine heftige Diskussion.

Der Engpass für die Ärzte ohne Grenzen ist mit dem US-Einsatz jedoch nicht aufgehoben. „Mit der bloßen Errichtung von Behandlungszentren ist es schlicht nicht getan“, meint die Hilfsorganisation: „Wir brauchen medizinisch ausgebildete Kräfte, die sich um die Patienten kümmern.“ Zwar will die US-Armee solche Pflegekräfte schulen: Doch wie man an die Freiwilligen kommen will, ist zumindest derzeit noch völlig offen.

Derweil gerät ganz Afrika wegen des Virus in Verruf. In den USA ließen einige Eltern aus Angst vor Ebola ihre Kinder nicht zu Schule gehen. Die Ursache für die Weigerung war der Schuldirektor. Er kehrte just von einem Besuch in Sambia heim. Das ist ein afrikanisches Land, das viele Tausend Kilometer weit von dem Gebiet entfernt liegt, das von der Krankheit heimgesucht wird. Und dies ist nur ein Beispiel unter vielen. So machte in Genf ein Spitzenvertreter der Vereinten Nationen kürzlich darauf aufmerksam, dass es nicht angehe, dass ganz Afrika wegen Ebola diskriminiert werde.

Die Krankheit breitet sich in einem kleinen Teil des Kontinents aus. Die vom Ebola-Ausbruch betroffenen Länder Guinea, Liberia und Sierra Leone beherbergen zusammen 22 Millionen Einwohner – ein Bruchteil der afrikanischen Gesamtbevölkerung von mehr als einer Milliarde Menschen. Die drei Staaten haben eine Fläche, die in etwa Kalifornien entspricht, etwas kleiner als Marokko.

Dennoch ist es nicht zu übersehen, dass die Epidemie ganz Afrika mit seinen 54 Staaten, das doch in den vergangenen Jahren viele Entwicklungsschritte gemacht hat, in Verruf gebracht hat. Das internationale Image verschlechtert sich zunehmend, einige alte Stereotypen erwachen zu neuem Leben – das Bild von einem Kontinent des Chaos und der Katastrophen.






Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Berliner Zeitung“, berliner-zeitung.de

Schlagwörter: Globale Projekte, Ebola, Soldaten, Bekämpfung, Seuche, Barack Obama, Militär, Ärzte ohne Grenzen, Eindämmung, Freiwillige, Pflegepersonal, Militarisierung, Humanitäre Hilfe, Patienten, Verbreitung, Infektion, Virus, Afrika, Kontinent, USA, Ebola-Hysterie