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Afghanistan: Wenn die First Lady aus dem Schatten des Präsidenten tritt

Meldung vom 28.10.2014

Neuer Wind zieht mit der gewechselten Regierungsspitze in Afghanistan ein. Die Frau des ehemaligen afghanischen Präsidenten, Zeenat Karzai, wurde im Ausland als „unsichtbare First Lady“ tituliert. Rula Ghani hingegen, deren Mann Ashraf Ghani Ende September das Amt des neuen Präsidenten angetreten ist, schlägt einen neuen Ton an. Sie macht sich öffentlich für ihre Anliegen stark und offenbart ein neues Selbstbewusstsein.

Gut zwei Wochen nach dem Amtsantritt ihres Mannes erläutert Ghani in einem sehr persönlichen Interview mit der BBC, dass sie sich als First Lady darum bemühen möchte, die Lage der afghanischen Frauen zu verbessern. „Ich würde gerne den Frauen da draußen den Mut und die Möglichkeit geben, etwas zu tun, um ihr Leben zu verbessern.“ Frauen sollten den Freiraum haben, um mehr Respekt zu kämpfen.

Dass sie selbst auf den Respekt ihres Mannes bauen kann, offenbarte dieser während des Wahlkampfes: Ashraf Ghani war der einzige Mann unter den Kandidaten, dessen Frau ins Licht der Öffentlichkeit trat und auf Wahlkampfveranstaltungen das Wort ergriff. Vor der Wahl gab er zu verstehen, er wolle sich während seiner Präsidentschaft von seiner Ehefrau beraten lassen. „Sie ist viel schlauer, als ich es bin“, fügte er hinzu, „hoffentlich wird sie mich beraten, wie sie es in 38 Jahren Ehe getan hat.“ Indem er sie auf diese Weise gelobt habe, habe ihr Mann ein Exempel dafür statuiert, wofür sie sich einsetze, so Rula Ghani.

Die neue First Lady stellt sich nicht nur aktiv ihrem neuen Amt, sondern bringt für ihre Aufgabe auch einen sehr internationalen persönlichen Lebenslauf mit: Ghani stammt aus dem Libanon und ist Christin – in einem Land, in dem fast 99 Prozent der Bewohner dem Islam angehören. Ihrem Mann, dem jetzigen Präsidenten, begegnete sie während ihres Studiums an der Amerikanischen Universität Beirut. Ein Jahr lang studierte sie in Paris, mit ihrem Mann verbrachte sie danach mehrere Jahre in den USA.

Indem Ghani bewusst auf die politische Bühne tritt, bricht sie mit der Tradition afghanischer Präsidentengattinnen. Ihre Vorgängerin Zeenat Karzai ließ sich in der Öffentlichkeit kaum blicken und verschwand völlig hinter ihrem Mann. Doch auch sie gab der BBC eines ihrer seltenen Interviews. Die ausgebildete Ärztin wurde mehrfach dafür kritisiert, keine Vorbildfigur für die Frauen im Land gewesen zu sein.

„Ich weiß, mein Beitrag ist nicht offen und sichtbar in den Medien“, gab sie in dem bereits im Vorjahr geführten Gespräch zu. „Aber ich habe getan, was ich konnte und wovon ich wusste, dass es unter den derzeitigen Umständen in Afghanistan möglich ist“, erklärte Karzai. Aus ihrer Perspektive war Afghanistan einfach noch nicht bereit für eine einsatzfreudige First Lady.

„Ich glaube, es braucht noch mehr Zeit“, unterstreicht auch Frau Ghani. Dass sie mit ihrem Anliegen in der traditionellen, patriarchalisch geprägten Gesellschaft mit Widerständen rechnen muss, ist ihr bewusst: „Ich kann an manchen Orten frei sprechen, an anderen nicht.“ Sie möchte nicht die familiär geprägten Sozialstrukturen aufbrechen, so Ghani. „Wenn ich es schaffe, einen höheren Respekt für Frauen und deren Rolle in der Gesellschaft zu erreichen, wäre ich sehr glücklich. Das wäre wirklich mein größter Wunsch“, versichert die studierte Politwissenschaftlerin.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „ORF“, orf.at

Schlagwörter: Afghanistan, Rula Ghani, First Lady, Frauenrechte, Frauen, Gender, Ashraf Ghani, Respekt, Diskriminierung, Taliban, Scharia, Islam, Präsident, Präsidentengattin, Zeenat Karzai, Hintergund, Schattendasein, Gesellschaft, Ehe, Medien, Öffentlichkeit