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Nicaragua: Tomaten im Wellblechviertel – Wo Stadtgärten dem Hunger abhelfen

Meldung vom 03.11.2014

In den Armenvierteln von Managua ist das Stadtgärtnern mehr als nur ein Hobby. Hier pflanzen und ernten Familien Lebensmittel, die sie sich sonst nicht leisten könnten.

Reis, Mais, Tortillas: Das ist das Einzige, was in den Armenvierteln von Managua auf die Tisch kommt. Und auch das oft nur einmal am Tag. In der Hauptstadt Nicaraguas sind Blattsalat, Möhren und Tomaten für den täglichen Speiseplan ein kleines Wunder. Doch genau ein solch kleines Wunder ereignet sich gerade. „Früher kannten meine Kinder und ich keinen Salat, keinen Möhrensaft. Das gab es nur im teuren Supermarkt“, bezeugt Suyen Gunera.

Die alleinerziehende Mutter wohnt mit ihren drei Kindern in einer einfachen Wellblechhütte in der Hauptstadt. Vor der Hütte hat sie vor einiger Zeit einen kleinen Garten angepflanzt. Seitdem müssen sie und ihre Kinder keinen Hunger mehr leiden. Statt einmal täglich Reis, Mais und Tortillas kommen nun verschiedene Sorten Salat und Gemüse aus Eigenanbau auf den Tisch.

Guneras hate sich eine winzige Gartenidylle geschaffen, sie wurde im Rahmen eines Entwicklungsprojekts der lokalen Organisation Capri möglich, die zusätzlich von einer deutschen Organisation unterstützt wird. 600 Familien in den Armenvierteln erhielten in den vergangenen Jahren eine kurze Schulung, wie sie eine grüne Oase gegen den Hunger anlegen können. Die Grundlage dafür bieten die patios, die kleinen Höfe neben den Häusern, die im Schnitt vier Quadratmeter messen. „Dieses Stück Land wurde bisher überhaupt nicht genutzt. Wir haben den Menschen gezeigt, wie sie dort ihre Lebensmittel selbst erzeugen können“, erklärt Martha Olivero, die das Projekt bei Capri in die Hand genommen hat.

Kollektive Saatgutbanken spenden die Saat für die erste Ernte. Danach soll der Anbau in den Höfen genug Saatgut abwerfen, um die Familien eigenständig zu machen. „Unsere Erfahrungen zeigen, dass die Ernte ausreicht, um die Familien in der Region vollständig zu versorgen. Wenn das gespeicherte Wasser aus der Regenzeit gut aufgeteilt wird, können sie das ganze Jahr über bis zu zwölf Gemüsesorten ernten“, betont Olivero.

Vor allem bei den Kindern in den Armenvierteln werden große Fortschritte durch diese neue Ernährungsmethode ersichtlich. Vor sechs Jahren hat Capri ihre Ernährungsgewohnheiten und ihr Gewicht statistisch erfasst. 17 Prozent wiesen Symptome der Unterernährung auf, 9 Prozent gar in extremer Form. „Die Regierung geht in diesen Vierteln nicht strategisch gegen den Hunger vor. Nur in den Schulen erhalten die Kinder eine Mahlzeit. Und die besteht wieder nur aus Reis, Mais und Bohnen.“ Neben dem Hungergefühl ist ein Mangel an Vitaminen die klare Konsequenz.

Das Projekt Stadtgarten gibt es in vielen Großstädten auf der ganzen Welt. Doch während es in westlichen Ländern nur als Hobby gilt, wird in Nicaragua echter Not abgeholfen. Es gibt aber auch Gemeinsamkeiten. Das fanden Projektbetreuerin Olivero und die Gärtnerin Gunera bei einem Besuch in verschiedenen deutschen Stadtgärten in den vergangenen Tagen heraus. „Bei allen Unterschieden, wir versuchen alle, eine Antwort auf die Entfremdung von Lebensmitteln zu finden, auf die oft schlechte Qualität von Lebensmitteln in den Supermärkten“, stellt Olivero fest.

So verzichten in Deutschland wie in Nicaragua die Stadtgärtner möglichst auf Pestizide, nehmen meist heimischen, nicht künstlichen Dünger. Und jenseits der Sicherung der Existenz haben die Gärten auf beiden Kontinenten noch einen nicht zu unterschätzenden sozialen Effekt: „Hier in Deutschland sind die Stadtgärten genauso wie in Nicaragua Orte der Begegnung.“

Suyen Gunera bezieht aus ihrem Garten inzwischen einen so guten Ertrag an frischen Möhren, Paprika und Radieschen, dass sie einen Überschuss sogar noch verkaufen kann. Damit kann sie ihren kärglichen Lohn aufstocken, den sie als Haushaltshilfe erhält – 8 Dollar im Monat. „Ich ernte so viel Gemüse, dass ich einen Teil auf dem Markt verkaufen kann.“ 5 Dollar monatlich bringt ihr das zusätzlich ein. Ihr kleiner patio, früher ein trockenes braunes Fleckchen Erde, ist heute eine Oase der Freude.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Die Tageszeitung“, taz.de

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