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Afghanistan: Kampf gegen Hunger dringlicher als Kampf gegen die Taliban

Meldung vom 02.03.2009

Das Schicksal des 45-jährigen Habibullah teilen derzeit viele Bewohner des Nordens in Afghanistan: Der Vater von zehn Kindern steht vor einem brachliegenden Feld, das ihn und seine Familie nicht ernährt und ist auf die Zuteilung von Lebensmittelrationen angewiesen.

„Das Leben ist nicht gut. Es gab nichts im letzten Jahr. Kein Wasser. Kein Weizen. Wenn es dieses Jahr wieder kein Wasser gibt, dann muss ich in die Stadt gehen. Dann werde ich ein Flüchtling“, klagt der Bauer in dem kleinen afghanischen Dorf Sang-i-Chel in der Provinz Balch an der Grenze zu Usbekistan.

Die Menschen im Norden Afghanistans sehen keinen Ausweg mehr. Während die USA und Deutschland neue Soldaten an den Hindukusch entsenden wollen, kämpfen die Bewohner in der Region nicht gegen die Taliban, sondern gegen den Hunger. Ausbleibende Ernten und unbezahlbare Lebensmittelpreise, daraus besteht der neue Feind der Menschen im Norden.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) unterhält in den Provinzen dort mittlerweile rund 30.000 Menschen mit Grundnahrungsmitteln. Die Lebensmittelversorgung zählt normalerweise nicht zur Aufgabe des IKRK. „Das IKRK wurde einbezogen, weil die Not so groß war. Die Dürre betrifft Tausende Menschen“, erklärt IKRK-Mitarbeiter Asim Noorani. Aufgrund der Dürre im letzten Jahr gab es fast nichts zu ernten.

Laut Ralf Südhoff vom Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) müssen in ganz Afghanistan 2009 knapp neun Millionen Menschen mit Nahrungsmitteln versorgt werden. Das ist fast ein Drittel der Gesamtbevölkerung. Das Hauptproblem liegt für ihn in dem unermesslichen Preisanstieg. Für Weizen, das wichtigste Grundnahrungsmittel der Menschen in der Region, müsse man seit Beginn der Krise rund 60 Prozent mehr bezahlen. Die Regierung verfügt über keinerlei Mittel, dieser Krise zu begegnen. „Solche Staaten haben schlichtweg nicht die Mittel, ihr Volk zu ernähren“, meint Südhoff.

Doch die Bevölkerung ist über die mangelnde Hilfeleistung ihrer Politiker enttäuscht. „Wir hatten gar keine Unterstützung von der Regierung. Sie haben uns versprochen, sie würden uns Essen geben, aber das haben sie nicht“, erklärt Mohammed Rafi an einer Essensausgabestelle. Er ist mit Hunderten anderen stundenlang zu Fuß nach Sang-i-Chel gelaufen, um von einer Hilfsorganisation seine Notration Reis, Bohnen und Tee zu beziehen. Viele Afghanen müssen in ihrer Not ihr Vieh verkaufen und aus den Dörfern in die Stadt abwandern, um nach Arbeit zu suchen.

Dabei gäbe es ausreichend Lebensmittel, sagt Uwe Hermann von der Welthungerhilfe in der Provinz Dschowsdschan, wo er sich am Wiederaufbau der Landwirtschaft beteiligt. „Den Menschen hingegen fehlt das Geld, um sich diese zu kaufen,“ verdeutlicht er. Nach einem extrem harten Winter wurde im Sommer in der Provinz Dschowsdschan rund 80 Prozent der Ernte vernichtet. Der Regen der letzten Tage gibt allerdings Anlass zur Hoffnung.

Für die Provinz Balch in dem kleinen Dorf Sang-i-Chel sieht die Zukunft indessen schlecht aus: Bisher blieb der Regen aus, was zu neuen Ernteausfällen führt. So können die Bauern kein Saatgut für das kommende Jahr generieren und haben damit wieder keine Aussicht auf eine Ernte. „Wenn wir die Lebensmittelhilfe nicht hätten, würde ich sterben“, klagt der 35-jährige Chari verzweifelt und vollführt mit seinem Finger eine schneidende Geste über sein Genick.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Reuters“, reuters.com