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Kenia: Wo Wirtschaftswachstum und Armut sich die Hand geben

Meldung vom 12.11.2014

Kenia wird statistisch gesehen als wirtschaftlich stärkstes Land in Ostafrika angesehen. Doch trotzdem leben 40 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Ein Paradox?

Der Kaffeebauer Gabriel Kimwaki aus dem Landkreis Nyeri in Zentralkenia will aufgeben. „Von Mal zu Mal fallen meine Ernteeinnahmen magerer aus“, beschwert er sich. „Am besten steige ich aus.“ Mit seiner Enttäuschung steht er nicht allein da. Denn obwohl das ostafrikanische Land zu einem Land mittleren Einkommens hoch gestuft wurde, fristet ein großer Teil der Bevölkerung weiter ein Dasein in Armut.

Francis Njuguna, ein lokaler landwirtschaftlicher Berater, berichtet ebenfalls, dass „sich immer mehr Kaffeefarmer auf die Produktion von Nahrungspflanzen verlegen, weil das Geschäft mit den Kaffeebohnen zu einem Risiko geworden ist“. Die Landwirtschaft ist eine wichtige Einnahmequelle der kenianischen Wirtschaft. Nach Angaben des Nationalen Statistikamts macht sie durchschnittlich 25,4 Prozent des kenianischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus.

Das, was Farmer wie Kimwaki zu der kenianischen Volkswirtschaft beitragen, kann nicht hoch genug gewürdigt werden. Sie stellen mindestens drei Viertel des gesamten landwirtschaftlichen Outputs und 70 Prozent der vermarkteten landwirtschaftlichen Erzeugnisse her.

Anfang Oktober 2014 wurde Kenia zu einem Land mittleren Einkommens hoch gestuft. Doch der Wirtschaftsanalyst Jason Braganza kritisierte, dass diese Einstufung vor allem von der Berücksichtigung positiverer Zahlen besonders produktiver Sektoren wie der Landwirtschaft, Telekommunikation, Immobilien und Fertigung herrührt. Das Thema Armutsbekämpfung bliebe dabei völlig außen vor.

Das kenianische BIP wird inzwischen auf 53,4 Milliarden Dollar beziffert. Damit kletterte Kenia von der zwölft- zur neuntgrößten Wirtschaftsmacht Afrikas. Das durchschnittliche Bruttonationaleinkommen beläuft sich auf 1.160 Dollar pro Jahr. Nach Angaben der Weltbank wird ein Staat nur dann in die Klasse der Länder mittleren Einkommens aufgenommen, wenn es ein nationales Pro-Kopf-Bruttoeinkommen – das BIP eines Landes und das aus Übersee stammende Nettoeinkommen – von mehr als 1.036 Dollar präsentieren kann.

Der Aufstieg Kenias wird zwar als Entwicklung des wirtschaftlich stärksten ostafrikanischen Landes in die richtige Richtung gelobt. „Doch heißt das nicht, dass Kenia reich ist und sich seiner sozioökonomischen Herausforderungen erfolgreich gestellt hat“, bemängelt der Analyst Ted Ndebu.

Nach Weltbank-Zahlen leiden mindestens vier von zehn Kenianern unter Armut. Mit einer Wirtschaftswachstumsrate von 5,7 Prozent ist das Land noch immer weit von einem zweistelligen Wirtschaftswachstum von mindestens zehn Prozent entfernt, wie es in „Vision 2030“, dem wirtschaftlichen Fahrplan Kenias, angedacht ist.

Braganza zufolge ist die Neubewertung des Landes eine rein „statistische Angelegenheit, die kaum dazu beitragen wird, die Armut zu bekämpfen. Wachstum muss von Entwicklung begleitet werden. Es ist die Entwicklung, die die Armut verringert, weil sie sich Fragen wie denen des Zugangs zu Bildung, Gesundheitsdiensten und Arbeitsplätzen annimmt“, behauptet er.

Der Experte machte ferner darauf aufmerksam, dass es viele Faktoren gibt, die in den Statistiken nicht berücksichtigt wurden. Die Menschen bestimmten Einkommenskategorien zuzuweisen, ist nicht gleichbedeutend damit, konkrete Aussagen über deren Wohlergeben machen zu können. Zu erkennen seien lediglich die Bedingungen, unter denen Menschen lebten.

Die Aufwertung Kenias könnte bedeuten, dass Kenia dringend erforderliche Entwicklungsgelder vorenthalten werden. So meinte Jason Lakin, Landesmanager der International Budget Partnership Kenya, dass die Geber sich in jüngster Zeit lieber auf die ärmsten Länder der Welt konzentrieren. Länder mittlerer Einkommen hingegen seien als Entwicklungshilfeempfänger nicht mehr populär.

Für einkommensschwache Länder stehen grundsätzlich großzügigere Finanzierungshilfen bereit. „Nehmen wir als Beispiel die Kredite der Weltbanktochter IDA. Sie verleiht zinsniedrige und lang laufende Darlehen. Die Staaten mittlerer Einkommen könnten sich für derart günstige Bedingungen nicht qualifizieren“, ergänzte er.

Obwohl Kenia kein Land ist, das völlig auf Entwicklungshilfe angewiesen ist – der Anteil bewegt sich zwischen sieben und zehn Prozent des nationalen Haushalts – ist Braganza überzeugt, „dass wir die Bedeutung der Hilfe keineswegs geringschätzen sollten, da sie Schlüsselbereiche wie Gesundheit, Landwirtschaft und Bildung unterstützt.“ Geberhilfen sind von zentraler Wichtigkeit, weil sie in soziale Bereiche fließen und gerade den Menschen gelten, die unter sehr schweren Bedingungen leben müssen.“




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: afrika.info

Schlagwörter: Kenia, Wirtschaft, Wirtschaftswachstum, Armut, Armutsgrenze, Bruttoinlandsprodukt, Einkommen, Landwirtschaft, Armutsbekämpfung, Entwicklungshilfe, Pro-Kopf-Einkommen, hoch gestuft, Land mittleren Einkommens, Kaffee, Kaffeebauern