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Ghana: Kostbare Sheabutter – Für Frauen ein Ausweg aus der Armut

Meldung vom 17.11.2014

In Ghana ist die Herstellung eines beliebten Rohstoffs Frauensache – gemeint ist Sheabutter. Sheabutter wird in deutschen Pflegeprodukten immer gefragter. Ob in Shampoos, Hautcremes oder UV-Schutzmitteln, den Ölen der afrikanischen Sheanuss werden vielfältige wohltuende Wirkungen nachgesagt. Der Sheanussbaum bringt die nussartige Frucht hervor, aus der das Öl gewonnen wird. Die Bäume gedeihen in einer großen Region südlich der Sahara in Afrika.

Die einheimische Bevölkerung in Ghana gewinnt Sheabutter aus den Nüssen und verwendet sie dann zum Kochen, Backen, aber auch zur Hautpflege oder zum Schutz vor der Sonne und den heißen Winden. Vor einigen Jahren hat auch der internationale Markt das wundersame Produkt aus Afrika für sich entdeckt. Große industrielle Abnehmer versprechen einerseits einen neuen Markt für die Landbevölkerung. Andererseits versuchen sie aber auch, die Preise zu regulieren.

Im ländlichen Norden Ghanas geht der Monsun zu Ende, die Trockenzeit steht an. Damit wird auch die Produktion von Sheabutter in Angriff genommen. In der Hauptstadt Wa der Upper West Region und in angrenzenden Dörfern stellen hauptsächlich Frauen das Pflanzenprodukt her und wenden dabei traditionelle Methoden an. Man kann die aufwändig hergestellte Butter für wenig Geld auf dem Markt in der Stadt Wa kaufen. Die „Sheabutterfrauen“ bieten sie dort selbst an.

Die Ghanaerin Hawa gehört zu diesen Sheabutterfrauen. Sie steht einer kleinen Gruppe in Wa vor, die bereits seit 1986 zusammen arbeitet. In einem Haus mit großem Grundstück innerhalb der Stadt ist ihre Gruppe fleißig an der Arbeit. Die Frauen sortieren hier die Nüsse nach Qualität, zerstoßen und rösten sie. Anschließend geben sie Wasser bei und kneten solange, bis die Öle der Sheanüsse sich aus der Substanz lösen. Diese Masse muss dann nur noch erhitzt werden bis alles Wasser verdunstet ist und Butter zurück bleibt.

Hawas Gruppe hat einen Vorteil vor den anderen Sheabutterfrauen in Ghana. Sie stellen die fertige Butter weder für den Markt noch industrielle Abnehmer her. Sichtlich stolz erzählt Hawa, dass sie einen privaten deutschen Abnehmer für ihr Produkt interessieren konnten. Dieser kauft ihnen die Butter regelmäßig ab, sofern die Qualität angemessen ist. Für viele Frauen bedeutet das einen ganz anderen Lebensstandard. Die Stellung der Frauen im Norden Ghanas muss man kennen, um das zu verstehen: Viele Frauen in Hawas Gruppe sind Witwen, sie selbst hat ihren Ehemann vor zehn Jahren verloren. Im Norden bestreitet aber die Frau den Großteil des Lebensunterhalts für die Familie. Auch im Normalfall muss sie also ein festes Einkommen generieren.

Durch den regelmäßigen Verkauf der Sheabutter an den deutschen Abnehmer können die Frauen in Hawas Gruppe auf ein stetes Einkommen bauen. Hawa redet den Frauen ins Gewissen, dieses in die Bildung ihrer Kinder zu stecken. Der deutsche Abnehmer ist vor sechs Jahren als Entwicklungshelfer nach Ghana gekommen. Dort hat er auch zum ersten Mal Sheabutter kennen gelernt und ihren Wert erkannt. Mittlerweile hat er sich aus freien Stücken im Norden Ghanas niedergelassen. Hier kontrolliert er zusammen mit mehreren geschulten Mitarbeitern die Produktion der Sheabutter in Gruppen wie Hawas und ersteht sie dann für seinen Onlineshop.

Er überwacht dabei besonders die Hygienevorschriften ab dem ersten Arbeitsschritt und steht dafür ein, dass nur wenige Maschinen bei dieser Form von Herstellung der Sheabutter zum Einsatz kommen. Um den Ansprüchen des Deutschen zu genügen, mussten die Frauen um Hawa zahlreiche Schulungen absolvieren und sich ungewohnten Arbeitspraktiken anpassen.

Sheabutter hilft den Frauen Ghanas. Die Ghanaerin Evelyn Dibaar hat eine Nichtregierungsorganisation namens Holife ins Leben gerufen. Sie kommt selbst aus dem Norden Ghanas und hat die Situation der Frau auf dem Land vor Augen. Frauen sind die Geldverdiener der Familie und haben dennoch kaum Rechte. Ihnen wird oftmals nicht das Recht auf Besitztum zugestanden. Kommt der Ehemann ums Leben, so werden die Besitztümer nicht an die Witwe, sondern an die Familie des Verstorbenen vererbt. Seit 2003 ringt die Organisation Holife darum, Frauen über ihre Rechte zu unterrichten und diese langsam in der Bevölkerung zu implementieren.

Ihr Motto lautet dabei: „If you educate a man it’s one person, if you educate a woman it’s a whole nation.“ Auf Deutsch heißt das: „Lasse einem Mann Bildung zukommen und du bildest eine Person. Lasse einer Frau Bildung zukommen und du bildest eine ganze Nation.“ Evelyn Dibaar stützt ihre Aufklärungsarbeit auf die Schlüsselrolle, die die Frauen bei der Kindererziehung und der Bildung der Kinder einnehmen. Zwar ist in Ghana Schulpflicht angeordnet, doch auf dem Land umgehen viele Familien dieses Gesetz. Die Kinder sind so auf Bildung unmittelbar durch ihre Mutter angewiesen.

Auch Dibaar wurde auf das internationale Interesse an Sheabutter aufmerksam und bemüht sich, dieses Produkt für die Verbesserung der Lage der Frauen zu nutzen. Da nicht nur in Ghana sondern in einem breiten Gürtel zwischen dem Senegal im Westen und Uganda im Osten Sheanussbäume vorkommen und Sheabutter produziert wird, wurde 2011 die Global Shea Alliance ins Leben gerufen. Frauengruppen aus insgesamt 25 Ländern haben sich dort zusammen geschlossen und erhalten Schulungen, um qualitativ hochwertige Sheabutter für industrielle Abnehmer anbieten zu können.

Aktuell übt sie gemeinsam mit der Global Shea Alliance Druck aus, dass ein fester und fairer Mindestpreis für Sheabutter eingerichtet wird. Die Nachfrage nach Sheabutter ist enorm gestiegen und internationale Abnehmer versuchen, die Arbeitskraft der oftmals ungebildeten Frauen durch zu geringe Löhne auszubeuten. Ein stabiler Mindestpreis soll die Frauengruppen unterstützen, Gewinn zu erzielen, der ihre Existenz sichert und auch Raum für Expansion zulässt.

Außerdem sollen die Familien und vor allen Dingen die Ehemänner der Frauen darüber aufgeklärt werden, dass die Sheabutterproduktion ein Segen ist. Oftmals verbieten die Männer den Frauen, ihre übliche landwirtschaftliche Arbeit für die Produktion von Sheabutter hintanzustellen.




Quelle: „Rhein-Zeitung“, www.rhein-zeitung.de

Schlagwörter: Ghana, Sheabutter, Frauen, Herstellung, Produktion, Abnehmer, Export, Kosmetik, Gleichberechtigung, Gleichstellung, Sheanüsse, Sheanussbaum, Bildung, Lohn, Gehalt, Mindestlohn, Alleinverdiener