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Mexiko: Aufschrei der Kirche – Auch Priester werden getötet

Meldung vom 19.11.2014

Nicht nur die Bevölkerung, sondern auch die Kirche in Mexiko schlägt angesichts der Lage im Land Alarm. Doch Alarm zu schlagen, ist nicht ungefährlich. In den Drogenkrieg wird zunehmend auch die katholische Kirche verwickelt, besonders wenn sie Stellung bezieht. Für Geistliche ist das Land gefährlicher Boden. Die Kirche prangert die Regierung an, der Gewalt passiv zuzuschauen.

„Es reicht! Wir wollen kein Blut mehr, keine Toten, keine Verschwundenen. Wir wollen keinen Schmerz und keine Vergeltung“, lautet es in einem entschiedenen und mutigen Plädoyer der mexikanischen Bischofskonferenz vom 12. November 2014. „Als Mexikaner leiden wir mit den Familien, deren Söhne in Iguala tot aufgefunden wurden oder verschwunden sind, und die die Liste der Opfer des Drogenkrieges in diesem Land weiter anschwellen lassen“.

Das Aufbegehren des katholischen Klerus ist inzwischen zur Gewohnheit geworden, genau wie die Opfer der Kriminalität. Bereits im März 2009 richteten sich sechs Bischöfe aus dem nördlichen mexikanischen Bundesstaat Chihuahua in einem in der einheimischen Presse veröffentlichten Aufruf an das lokale Kartell: „Wir können es nicht dulden, dass unser Land weiter mit Blut befleckt wird. Wir flehen Euch an und schreien zu Euch, mit dem Herzen eines Hirten, tut Buße und kehrt um!“

Einen Monat später, im April 2009, ließ der damalige Erzbischof von Durango, Héctor González Martinéz mit einer spektakulären Enthüllung eine Bombe platzen. In einem Interview mit der mexikanischen Presse offenbarte er den Aufenthaltsort des gesuchten Drogenbosses Joaquín Guzmán. Auf das Oberhaupt des gefürchteten Sinaloa-Kartells war damals ein Kopfgeld von sieben Millionen US-Dollar ausgesetzt.

„El Chapo war mein Nachbar, alle wussten es, bis auf die Behörden, die ihn festnehmen sollten“, gab damals Martinéz bekannt. Während seine Aufdeckversuche bei den mexikanischen Behörden und auch bei seinen Amtsbrüdern unbeachtet blieben, wurde das Sinaloa-Kartell prompt aktiv. In der Nähe des angeblichen Verstecks von El Chapo in dem Dorf Guanacevi wurden die Leichen von zwei Soldaten gefunden. Auf den von Kugeln durchsiebten Körpern war ein Zettel mit einer eindeutigen Botschaft geheftet: „Weder die Kirche noch die Regierung können El Chapo etwas anhaben“.

Nach Angaben des katholischen Multimedia-Zentrums CCM sind seit 2006 im Drogenkrieg 28 Geistliche und drei Gemeindevorsteher Opfer eines Mords geworden. Drei weitere Priester wurden verschleppt und konnten lebend befreit werden. Auch Schutzgelder streiche die Drogenmafia von den Gottesmännern ein.

Die Festnahme von Drogenboss El Chapo fand erst drei Jahre später statt. Er wurde am 22. Februar 2014 in der mexikanischen Küstenstadt Mazatlan ergriffen. Doch dadurch hat sich das Leben der mexikanischen Geistlichen nicht vereinfacht. „Die wachsende Welle der Gewalt zeigt, dass Priester und Pastoralreferenten besonderen Gefahren ausgesetzt sind, denn keine staatlichen Behörde schützt sie gegen Angriffe, insbesondere in den vom organisierten Verbrechen dominierten gefährlichen Regionen“, wird in dem Bericht des CCM festgestellt.

„Es ist nicht das erste Mal, dass die Kirchenhierarchie die zunehmende Gewalt in Mexiko kritisiert, doch sie tut es ernsthafter als erwartet“, beobachtet der bekannte mexikanische Religionssoziologe Bernardo Barranco auf dem Webportal „La otra opinion“ (Die andere Meinung). Es lasse sich nicht überhören, dass die mexikanische Bischofskonferenz trotz ihres guten Verhältnisses zu Staatspräsident Enrique Peña Nieto ihre wohlmeinende Einstellung gegen eine kritische Position eingetauscht habe.

Die neuen Töne, die die katholische Kirche in Mexiko anschlägt, haben nach Ansicht von Barranco mit dem Papst zu tun. Franziskus habe die katholische Kirche in Mexiko aus ihrer Bequemlichkeit herausgerufen und die Bischöfe wachgerüttelt. „Die Frage bleibt: Ist das ein echter Wandel oder nur ein Tanz im neuen Takt des Vatikan?“, wendet Barranco in seiner Kolumne ein.

Im Mai dieses Jahres hatte Papst Franziskus dem mexikanischen Episkopat bei einem Besuch im Vatikan eine neue Weichenstellung erteilt. Er bereitete sie bei der Gelegenheit darauf vor, dass er 2015 Mexiko und den USA einen Besuch abstatten wolle. Im Fokus der Reise sollen Begegnungen mit Flüchtlingen in beiden Ländern stehen. Der Papst will deshalb im Norden Mexikos einen Teil der Grenze zu den USA abfahren.

Die katholische Kirche in Mexiko hatte im Jahr 2000 mit einem Glaubwürdigkeitsverlust zu kämpfen. Die Kirche wurde von dem Pädophilie-Skandal des Ordensgründers der Legionäre Christi, Marcial Maciel, überschattet. Maciel wurde des jahrelangen sexuellen Missbrauchs von Seminaristen überführt.

Der Skandal hatte viele Kirchgänger dazu bewogen, aus der katholischen Kirche auszutreten. Nach Angaben des mexikanischen Statistikamtes Instituto Nacional de Geografia y Estadística identifizierten sich bei der letzten Volksbefragung im Jahre 2010 rund 83 Prozent aller Mexikaner noch als Katholiken. Im Jahr 2000 lag die Zahl noch bei 88 Prozent. „Es ist paradox“, meldet die spanische Zeitung El País. Während die Autorität des Klerus und der Kirche von Pädophilie-Skandalen ins Wanken gebracht wurde, „zeigt sich der volksnahe populäre Katholizismus weiterhin lebendig und dynamisch“.




Quelle:  „Deutsche Welle“, dw-world.de

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