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Südsudan: Alle fürchten die Trockenzeit – Dann beginnen die Kämpfe wieder

Meldung vom 02.12.2014

Im Südsudan wissen die Menschen nicht, welches das kleinere Übel ist: Die Regenzeit, oder die Trockenzeit. Noch regnet es und die Menschen in den Flüchtlingslagern leiden unter der Feuchtigkeit, der Kloake und Krankheiten. Auch kommen weniger Hilfslieferungen durch, da die Wege in katastrophalem Zustand sind. Doch die Trockenzeit bedeutet wieder Krieg.

Der Bürgerkrieg ist aufgrund schlechten Wetters unterbrochen worden. Jetzt geht die Regenzeit langsam zu Ende und man bereitet sich auf die nächste Runde vor. „Es regnet, also gibt es heute und morgen keinen Krieg“, meint Kade mit einem fröhlichen Lächeln und macht einen großen Satz über die Pfützen. Die Trockenzeit steht kurz bevor, doch der Regen wird schon seltener. Die Tropfen verleihen den Menschen etwas Sicherheit, denn es kommt derzeit zu weniger brutalen Überfällen. Fast ein Jahr ist es her, dass im Südsudan der Bürgerkrieg anfing. In den letzten vier Monaten wurden nur geringfügig gekämpft, weil der Regen die meisten Wege des Landes unpassierbar machte. Selbst Panzer blieben liegen im zähen Morast, in den sich die Straßen verwandelt hatten.

Jetzt ist die Bevölkerung in Sorge, dass die Trockenzeit erneut intensive Kämpfe mit sich führt. Präsident Salva Kiir und seine Regierungstruppen gehen nach wie vor gegen Aufständische unter dem ehemaligen Vizepräsidenten Riek Machar vor. Der Konflikt hetzt die größten Volksgruppen des Landes, die Dinka und die Nuer, gegeneinander auf. Mindestens 10.000 Menschen sind dem Krieg schon zum Opfer gefallen; fast 2 Millionen, ein Fünftel der Bevölkerung, sind nach UN-Angaben auf der Flucht.

„Südsudan produziert Öl und wir haben fruchtbares Land, aber die meisten von uns leben in Armut“, berichtet Kade, eine Lehrerin in Südsudans Hauptstadt Juba. Ihren richtigen Namen will sie nicht preisgeben, weil die Regierung Kritik hart ahndet. „Wir brauchen Führer, die unser Land aufbauen. Aber was machen sie? Wie Hähne kämpfen sie um die Macht und machen das wenige, was im Land existiert, kaputt.“

Als der Südsudan nach Jahrzehnten Krieg gegen den Norden Sudans im Jahr 2011 unabhängig wurde, hegten die Menschen große Erwartungen. Umso größer ist jetzt die Enttäuschung über die neuen blutigen Gefechte, die besonders auch die Zivilisten treffen. Aber viele reagieren auch abgestumpft. „Schließlich kennen wir kaum Frieden“, sagt Kade.

Zwar werden Friedensverhandlungen in Äthiopien abgehalten, die die IGAD leitet, eine Gruppe von acht ostafrikanischen Ländern. Aber obwohl Kiir und Machar einige Male mit grimmigen Gesichtern einander die Hand gaben, hielten die Abkommen oft nur weniger als einige Stunden. IGAD drängt die Streithähne dazu, eine Übergangsregierung mit Kiir als Präsident und Machar als Premierminister zu akzeptieren, um Wahlen zu organisieren. Aber beide Männer stehen sich unversöhnlich gegenüber und eine Zusammenarbeit scheint unmöglich.

Mit dem trockeneren Wetter sieht man auf den Straßen wieder mehr und mehr Menschen in Uniform. Ständig brausen Jeeps mit Soldaten und Polizisten über die wenigen asphaltierten Straßen. An Straßenecken sammeln sich manchmal ein Dutzend Polizeibeamte.

Die einschüchternde Präsentation von Uniformen und Waffen versetzt die Leute in Schrecken. Autofahrer klagen über Schikanen. David Deng, Direktor der South Sudan Law Society, erzählt, als er eine halbe Stunde zu spät zu einem Termin kommt: „Die Polizei hielt uns an, aber konnte keine Mängel finden. Aber der Polizist bestand darauf, dass das Bremslicht nicht funktioniert. Es war eine lange Diskussion!“

Deng wünscht sich, dass IGAD jetzt Zähne zeigt. Den Kriegsparteien wurden Sanktionen angekündigt, wenn sie sich nicht der vereinbarten Waffenruhe unterordnen. Die meisten Politiker Südsudans nennen Häuser und Bankkonten in Kenia und Uganda ihr Eigen. IGAD kündigte jetzt Reiseverbote und das Einfrieren von Vermögenswerten in den Mitgliedstaaten an.

Die Einhaltung solcher Abkommen ist aber für beide Parteien nicht einfach, meint David Deng. „Machar hat nicht die Kontrolle über alle Milizen, und auch in der Armee gibt es hohe Offiziere, die nicht auf Kiir zu hören scheinen. Es ist für beide nicht einfach, ihre Anhänger auf Linie zu bekommen. Aber wenn dass nicht bald geschieht, ist die Gefahr sehr groß, dass der Krieg sich über Jahre hinzieht.“




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Die Tageszeitung“, taz.de

Schlagwörter: Südsudan, Regenzeit, Trockenzeit, Bürgerkrieg, Riek Machar, Salva Kiir, Kämpfe, Waffenruhe, Waffenstillstand, Friedensverhandlungen, Morast, Kloake, Flüchtlinge, Flüchtlingslager, Übergangsregierung, Wahlen, Uniformen, Schikane, Sanktionen, IGAD, Reiseverbote, Regen, Niederschlag, Krankheiten, Frieden