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Uganda: Victoriasee im Ausverkauf

Meldung vom 05.12.2014

Der Victoriasee in Uganda ist ernsthaft gefährdet. Umweltschutz ist in dem afrikanischen Land noch ein Fremdwort. Investoren sollen nun angezogen werden, um Fischfarmen aufzubauen. Das lukrative Geschäft mit dem Fischfang soll die Zahlen des Exports in die Höhe treiben, so die Idee von Ugandas Regierung. Doch die Umwelt-Folgen sind nicht absehbar.

Das Wasser ist grün und trüb von Algen. Ein bestialischer Geruch hängt in der Luft. Das Wasser ist voller Parasiten, an der Oberfläche hat sich ein Teppich aus Hyazinthen ausgebreitet: Wie krank der ostafrikanische Victoriasee ist, kann man hier sofort erkennen. Als Folge dessen geht der Fischbestand stetig zurück: seit 2005 um über 80 Prozent. Damit sinken auch die Exportzahlen, und das zieht die Wirtschaft in Mitleidenschaft. Dieser Trend gefährdet auch die Stabilität Ugandas und damit auch der Anrainerstaaten Tansania und Kenia.

Um diesem Schwund zu begegnen, hat Ugandas Regierung jetzt entschieden, den See zu privatisieren. Investoren sollen Fischfarmen aufbauen, um den Export anzukurbeln. „Ich lade Ugander und Nicht-Ugander ein, in den See zu investieren“, teilte Ruth Nankabirwa mit, Staatsministerin für Fischerei und Landwirtschaft.

Fisch stellt für das ostafrikanische Land Uganda eines der Hauptexportprodukte dar. Laut Zahlen von 2010 führt es jährlich Fisch im Wert von rund 100 Millionen Euro aus. Dieser Sektor ist damit wichtig für die Wirtschaft und eine stabile Währung, denn er generiert Dollar. 2009 brachen sogar gewaltsame Konflikte zwischen Kenias und Ugandas Polizei aus, als beide Parteien sich um eine Insel stritten – nicht größer als ein Fußballfeld, aber sie bot ein lukratives Fanggebiet.

Auf dem Hamburger Fischmarkt kann man für ein Kilo des edlen Victoriabarschs bis zu 25 Euro nehmen, was in Kampala keine 3 Euro wert ist – ein großer Gewinn. Sollten ausländische Investoren sich einfinden, ist es absehbar, dass sie sich mit den Fischfarmen auf die Zucht von Victoriabarschen konzentrieren.

Die Gier nach Profit hatte bereits dramatische Auswirkungen vor Ort, die der österreichische Regisseur Hubert Sauper in seinem Film „Darwin’s Nightmare“ festgehalten hat: Er macht auf die wirtschaftlichen und ökologischen Folgen durch das Aussetzen des Nilbarsches in den 60er Jahren aufmerksam. Der Raubfisch wird als Victoriabarsch gehandelt. Umweltschützer empfehlen, darauf zu verzichten, diesen dort nicht heimischen Fisch zu fangen. Denn durch diesen Eingriff in das Ökosystem des Victoriasees soll sich die ursprüngliche Fischpopulation extrem verringert haben.

Es wurden bereits Experimente durchgeführt, die den nun geplanten Fischfarmen vorangingen. Mit Hilfe chinesischer Experten schuf man entsprechende Zuchtfarmen. Die Ergebnisse waren vielversprechend: Bis zu 500 junge Fische wurden pro Kubikmeter großgezogen. Durch gezielte Fütterung können sie nach drei Monaten getötet werden und sind um einige Kilo schwerer als ihre Artgenossen in der Wildnis.

Ministerin Nankabirwa will die Fischindustrie damit jetzt wieder auf Vordermann bringen. Um die Konzessionen zu vergeben, soll eine Staatsgesellschaft mit einem Geschäftsführer an der Spitze ins Leben gerufen werden, der über Qualifikationen im Management verfüge und in der Lage sei, den See als Ressource optimal zu vermarkten. Dies geht aber einher mit der Tatsache, dass die kleinen Fischer im Konkurrenzkampf gegen die großen Investoren nicht mithalten können und ihre Existenzsicherung verlieren.

Wenn die Landrechte entlang des Ufers an internationale Firmen verkauft werden, werden Millionen junger Männer dadurch übervorteilt. Sie fahren täglich mit ihren Holzbooten auf den See, um die Netze auszuwerfen, oder nehmen in Handarbeit den Fisch aus. Ihnen würden nicht nur ihr tägliches Einkommen, sondern auch ihre Wellblechhütten am Strand entzogen.

Umweltschützer setzen sich zur Wehr. Ugandas staatliche Umweltbehörde (Nema) setzt alles daran, die Verschmutzung des Sees zu stoppen. Ungeklärte Abwasser, Fischreste und Abfälle in den See zu leiten soll hohe Strafen nach sich ziehen – auf dem Papier zumindest. Denn aufgrund von Bestechung werden die Anzeigen meist nicht bis zum Ende durchgefochten. Je größer ein Investor, umso mehr kann man davon ausgehen, dass Umweltverbrechen durch Korruption stillschweigend in Kauf genommen werden.

Besonders deutlich ist das, wenn es sich bei den Investoren um Staatsgesellschaften aus China handelt, die bereits ihre Offenheit für die Fischfarmprojekte deklariert haben. Um den See zu retten und gleichzeitig die Fischerei zu fördern, sollten eher Graswurzelprojekte für lokale Fischergemeinden begünstigt werden, so Dr. Arthur Mugisha, Ugandas Vorsitzender der Umweltorganisation Flora und Fauna International (FFI).

Die Idee, den See an private Unternehmen zu verhökern, ist nicht neu. Bereits 2006 wollte Uganda eine Freihandelszone am Victoriasee schaffen, mit eigenem internationalem Flughafen und einem Containerhafen. Für die chinesische Staatsfirma stand mit 1,5 Milliarden Dollar die größte Direktinvestition in Afrika kurz bevor. Doch dann scheiterte das Projekt: wegen Korruption und Geldwäsche.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Neue Zürcher Zeitung, NZZ Online“, nzz.ch

Schlagwörter: Uganda, Victoriasee, Fischfang, Fischgründe, Export, Vermarktung, Privatisierung, Fischfarmen, China, Victoriabarsch, Fütterung, Umwelt, Umweltverschmutzung, Wasser, Fischpopulation, Fischer, Zucht, Abwasser, Umweltverbrechen, Freihandelszone, Korruption, Geldwäsche