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Mexiko: „Es war der Staat“ – Bundesbehörden am Mord der 43 Studenten beteiligt

 
Meldung vom 16.12.2014

In Mexiko kommen immer weitere Details zur Verschleppung der 43 Studenten zu Tage. Nun sollen auch die Bundesbehörden in den Fall verwickelt sein. Damit ist Präsident Nietos Maßnahme, die lokale Polizei mit Bundesbeamten zu ersetzen, relativ hinfällig. Die Zeitschrift Proceso gibt neue Rechercheergebnisse auf Basis von Videos, Dokumenten und Zeugenaussagen heraus. Die Version der Regierung von dem Tatbestand gerät ins Wanken.

Gut zweieinhalb Monate nach einem mutmaßlichen Massaker an Studenten in Mexiko bekommt die offizielle Version der Geschehnisse Risse, nach der es sich ausschließlich um ein lokales kriminelles Vergehen gehandelt hat. Ein US-mexikanisches Rechercheteam deckt nun auf, dass die Bundespolizei in die Verschleppung und mutmaßliche Ermordung der 43 jungen Männer verwickelt ist. Bislang hatten Vertreter der Regierung und der Staatsanwaltschaft entschieden behauptet, dass lokale Polizeieinheiten aus den Ortschaften Iguala und Cocula zunächst drei Lehramtsstudenten umgebracht und dann weitere 43 an die kriminelle Bande Guerreros Unidos ausgeliefert haben. Deren Mitglieder hätten dann alle Studenten hingerichtet.

Der Bericht der mexikanischen Zeitschrift Proceso liefert nun Beweise, dass Bundespolizisten bei dem Angriff auf die Studenten am 26. September mitgewirkt haben. Diese neue Aussage lässt sich nachweisen anhand von offiziellen Dokumenten, Zeugenaussagen und Videoaufnahmen. Daraus kann man auch entnehmen, dass die Bundesregierung unter Präsident Enrique Peña Nieto in Echtzeit über die Geschehnisse auf dem Laufenden war.

Die Recherche von Proceso wurde von dem Programm für investigativen Journalismus der Universität Kalifornien in Berkeley gefördert. Der Prüfung unterlagen dafür neben den genannten Quellen auch juristische Unterlagen. „Demzufolge hat die Bundespolizei (PF) aktiv und direkt an dem Angriff teilgenommen“, lautet es in dem Bericht.

Nach Ansicht der Autoren galt der Angriff auf die Universität der Lehramtsstudenten im Ort Ayotzinapa der politischen und organisatorischen Führungsebene der Institution. Das könne man daran erkennen, dass eines der Opfer Mitglied in der Gruppierung „Komitee für den Kampf der Studenten“ war. Zehn weitere gehörten zu einem Kreis bekannter politischer Aktivisten.

Bis jetzt halten Regierungs- und Justizvertreter auf Bundesebene weiter an der Geschichte fest, dass der damalige Bürgermeister von Iguala, José Luis Abarca, den Angriff befohlen hat. Er sei in Sorge gewesen, dass die politisierten Studenten einen öffentlichen Rechenschaftsbericht seiner Ehefrau, María de los Ángeles Pineda Villa, boykottieren. Pineda Villa war im Verwaltungsbezirk verantwortlich für ein Familienprogramm der Regierung.

Nach dieser Version haben lokale Polizeieinheiten die Studenten ergriffen. Mitglieder der Bande Guerreros Unidos hätten sie später getötet und die Leichen verbrannt. Von diesen Geschehnissen hätten Bundespolizisten und die in der Nähe stationierte Armee keine Ahnung gehabt. Eben diese Darstellung scheint nun nicht mehr glaubwürdig.

Proceso stützt sich unter anderem auf einen bislang unveröffentlichten Bericht der Regierung des Bundesstaates Guerrero, der im Oktober niedergelegt und vor gut einem Monat an das Innenministerium in Mexiko-Stadt übermittelt wurde. Dem Papier zufolge wurden die Studenten bereits von Bundesagenten beobachtet, als sie die Universität im Ort Ayotzinapa verlassen haben.

Um 17:59 Uhr habe eine Einheit mit dem Namen „Centro de Control, Comando, Comunicaciones y Cómputo (C4)“ aus Chilpancingo, der Hauptstadt von Guerrero, den Aufbruch der jungen Männer nach Iguala gemeldet. Um 20 Uhr kamen Bundespolizisten und Kollegen aus Guerreo an einer Autobahn an, an der die Studenten eine Spendensammlung durchführten. Um 21:22 Uhr wurde der Einsatzleiter der Bundespolizei, Luis Antonio Dorantes, über den aktuellen Stand der Dinge in Kenntnis gesetzt. Und um 21:40 Uhr informierte die nachrichtendienstliche C-4-Einheit darüber, dass die ersten Schüsse fielen.

Derweil gehen die wütenden Proteste der Zivilbevölkerung weiter. Die aufgebrachten Menschen verlangen Aufklärung. Eine Gruppe Demonstranten formte aus Lichtern überdimensionale Buchstaben auf dem Boden. Die Passanten konnten dort lesen: Es war der Staat.






Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: amerika21.de

Schlagwörter: Mexiko, Massaker, Studenten, 43, Polizei, Bundesbehörden, lokale Polizei, Bundespolizei, Sicherheitskräfte, Verschleppung, Recherche, Enrique Peña Nieto, Iguala, investigativer Journalismus