Unser Service für Sie


 [ » Newsletter ]

[ » zum Kontakt-Formular ]

[ » Material bestellen ]

[ » Geschenke bestellen ]



Videos aus unseren Projekten finden Sie auf unserem Youtube-Kanal.
[ » Gebende Hände – Youtube-Kanal ]


Indien: Schule des Respekts – In Kursen sollen Männer den Umgang mit Frauen lernen

Meldung vom 24.12.2014

In Indien gibt es nach der verheerenden Gruppenvergewaltigung einer jungen Studentin, die daran starb, einige neue Maßnahmen zur Veränderung im Umgang mit Frauen. In Kursen sollen nun Indiens Rikschafahrer Respekt vor Frauen beigebracht bekommen. In den letzten Monaten ist die Zahl der angezeigten Vergewaltigungen nach oben geschnellt – einerseits ein guter Trend, andererseits zeigt er die Wahrheit in einer Frauen verachtenden Gesellschaft.

Wie in der Schule haben die Rikschafahrer in ihren Bänken Platz genommen und zeigen auf, wenn sie die Antwort wissen. „Wusstet ihr, dass es ein Vergehen ist, einer Frau hinterher zu pfeifen oder sie anzustarren?“, fragt Ausbilderin Namrata Sharan die 150 Fahrer, die sich in Indiens Hauptstadt Neu Delhi zu einem neuerdings obligatorischen Kurs zur Geschlechtergerechtigkeit eingefunden haben.

Zwei Jahre, nachdem die tödliche Gruppenvergewaltigung einer 23-jährigen Studentin in Neu Delhi Indien in Empörung versetzt hat und das Problem der weitverbreiteten sexuellen Gewalt in den Fokus gerutscht ist, gibt es Fortschritte. Die Strafen für Vergewaltiger wurden verschärft, Initiativen wurden angestoßen, Männern in der zutiefst patriarchalischen Gesellschaft Respekt gegenüber Frauen einzuflößen. Doch der neuerliche Fall einer mutmaßlichen Vergewaltigung einer Frau durch einen Fahrer des Online-Fahrdienstanbieters Uber in Neu Delhi vor wenigen Tagen fördert erneut zu Tage, dass noch viel Arbeit ansteht, bis sich Frauen in Indien wirklich sicher fühlen können.

„Was am 16. Dezember passiert ist, schien wie ein Wendepunkt“, meint der Vater der Studentin, die an diesem Tag vor zwei Jahren in einem Bus in Neu Delhi so brutal vergewaltigt wurde, dass sie an den Folgen ums Leben kam. „Die Proteste, die darauf folgten, die Gesetze, die geändert wurden – all das hat uns glauben lassen, dass sich die Dinge ändern. Aber es war nur Wunschdenken“, resümiert der Vater traurig.

Viele Frauen in Neu Delhi, vor allem junge, gut ausgebildete Angestellte, vertrauten bisher auf über das Internet oder Funk bestellte Fahrdienste, um sich frei bewegen zu können und abends sicher heimzukehren. Nachdem nun aber ein einschlägig vorbestrafter Fahrer mutmaßlich eine Kundin vergewaltigt hat, sind erneut viele Frauen sehr verunsichert.

„In den vergangenen paar Jahren haben wir arbeitenden Frauen in Delhi in einem Trugbild der Sicherheit durch Funktaxis gelebt“, meldet sich Fernsehjournalistin Sunetra Choudhury in ihrem Blog zu Wort. „Wir liebten die Vorstellung, dass wir uns auf sie verlassen konnten, um uns sicher ins Büro, zu unseren Freunden, in eine Bar zu bringen.“ Seit dem jüngsten Vergewaltigungsfall habe sie jedoch kaum mehr Freude daran, „auszugehen und meine Stadt zu erkunden, wie es einem Erwachsenen eigentlich möglich sein sollte.“

In den Straßen der Stadt äußern sich viele Frauen zu ihrer Angst, nach Einbruch der Dämmerung den öffentlichen Nahverkehr zu frequentieren oder sich in eine der allgegenwärtigen grün-gelben Motorrikschas zu setzen. „Männer starren Frauen an, berühren sie, betatschen sie. Man muss sich immer umschauen und wachsam sein“, berichtet die 28-jährige Bankangestellte Sonam Bahri.

Die IT-Spezialistin Mitali Gupta ist empört, dass Uber die Vorgeschichte seines jetzt unter Vergewaltigungsverdacht stehenden Fahrers offenbar nicht kontrolliert hatte: „Ich bin schockiert. Ich hätte nicht gedacht, dass ein globales Unternehmen wie Uber so nachlässig sein könnte“, sagt sie. Die Stadtverwaltung hat dem Fahrdienstanbieter inzwischen die Arbeitsgenehmigung entzogen, der Fahrer wurde ins Gefängnis geworfen.

Die Zahl angezeigter Vergewaltigungen ist in Indien im vergangenen Jahr um 35,2 Prozent auf 33.707 Fälle nach oben geschnellt, wobei Neu Delhi dabei einen tragischen Rekord aufstellt. ExpertInnen begründen die Zunahme der Anzeigen damit, dass seit der tödlichen Gruppenvergewaltigung vom 16. Dezember 2012 mehr Frauen wagen, trotz der drohenden Stigmatisierung den Fall zur Anzeige zu bringen.

In dem Kurs für Rikschafahrer breitet sich betretenes Schweigen aus, als Fotos von den Massenprotesten herumgereicht werden, die damals stattfanden. „Ich habe mich geschämt“, meint Fahrer Vimal Das, während ihm ein Schild überreicht wird mit dem Text „Diese verantwortungsbewusste Rikscha respektiert und beschützt Frauen“. „Wie können Männer so unmenschlich sein? Ich werde meinen Chauvinismus hinter mir lassen. Nur wenn ich meine Einstellung ändere, kann ich erwarten, dass sich auch die Gesellschaft ändert.“




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Die Standard“, dieStandard.at

Schlagwörter: Indien, Frauen, Vergewaltigung, Kurse, Schule, Respekt, Männer, Rikschafahrer, Fahrdienste, Funktaxi, Gender, Anzeigen, Maßnahmen, Strafen, Täter, Opfer, Neu Delhi, Studentin, Uber