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Haiti: 5 Jahre nach dem Beben immer noch Zeltlager

 
Meldung vom 12.01.2015

Im Januar 2010 traf das furchtbare Erdbeben Haiti. Auch fünf Jahre danach schafft es das Land nicht, die Opfer des Bebens ausreichend zu versorgen. Anstatt ihre Energien in den Wiederaufbau und Lösungen zu stecken, verwickelt sich die Regierung in interne Streitigkeiten.

Haiti ist es bis jetzt nicht gelungen, sich wieder aufzurichten. Fünf Jahre ist es her, dass ein verheerendes Erdbeben der Stärke 7,0 den heruntergekommenen Karibikstaat in Trümmer legte. Zwar schleppt sich der Wiederaufbau mühsam voran, große Infrastrukturprojekte schenken der Hauptstadt Port-au-Prince allmählich ein anderes Profil, besonders dort, wo das Epizentrum des Erdstoßes war. Auch die Schuttberge werden allmählich aus den Straßen abgetragen. Zehntausende Menschen hausen aber immer noch in größter Not in provisorischen Zeltlagern.

Doch Haiti hängt immer noch am Tropf der Entwicklungshilfe. Zudem steckt das Land in einer schweren politischen Krise. Ab Montag (12.01.2015) hat Haiti voraussichtlich kein Parlament mehr – ausgerechnet an dem Tag, an dem sich vor genau fünf Jahren die Katastrophe ereignete.

Vor fünf Jahren starben bis zu 316.000 Menschen, mehr als 300.000 wurden verletzt, rund zwei Millionen verloren ihr Heim. Obwohl viele von ihnen inzwischen in neuen Häuschen untergekommen sind, verharren immer noch rund 85.000 in etwa 120 Notlagern. Die Bedingungen dort sind miserabel, meldete die Menschenrechtsorganisation Amnesty International. Rund ein Drittel der Betroffenen verfüge über keine sanitären Einrichtungen.

Ihre Bilanz nach fünf Jahren Wiederaufbau sei deswegen ziemlich ernüchternd, sagte Amnesty-Expertin Chiara Liguori. Sie bemängelt, dass viele Maßnahmen nur auf kurze Zeit angelegt waren. Um die Flüchtlinge von dem Leben in den Notzelten zu befreien, habe die Regierung vielen nur vorübergehend einen monatlichen Mietzuschuss zugesprochen.

Nach Ablauf der Leistungen sehen sich nun viele gezwungen, ihre neuen Unterkünfte wieder aufzugeben, sagte Liguori. Die Zahl derer, die deshalb wieder auf der Straße landeten, bleibe völlig unklar. Fünf Jahre nach dem Beben seien „nachhaltige Lösungen“ dringend erforderlich, mahnt sie.

In Port-au-Prince selbst hat sich die Zahl der Flüchtlinge zwar vermindert, teilweise aber deshalb, weil sie in andere, schlecht vorbereitete Siedlungen evakuiert worden seien, sagte auch Arnold Antonin. Der haitianische Filmemacher geht davon aus, dass etwa in Canaan im Norden der Hauptstadt neue Wohnprobleme auftauchen.

In dem etwa 20 Kilometer nördlich von Port-au-Prince gelegenen Canaan haben sich nach Berechnungen von Hilfsorganisationen etwa 200.000 Menschen angesiedelt. Die Gegend war vor dem Beben weitgehend ohne Bewohner. Laut dem Amnesty-Bericht errichten sich die Anrainer nun dort ohne staatliche Unterstützung und ohne jegliches Stadtentwicklungskonzept Behausungen.

„Man hat unseren Vorschlag aus der Zivilgesellschaft ignoriert, eine autonome Behörde für den Wiederaufbau zu gründen“, meinte Filmemacher Antonin. Seit fast 30 Jahren veranstaltet er mit rund 80 anderen Intellektuellen und Vertretern der Zivilgesellschaft ein wöchentliches Forum, um über die Probleme des Landes zu beratschlagen.

Die Zukunft sieht alles andere als rosig aus. Haiti ist wieder einmal in einer schweren Krise festgefahren. Wegen eines Dauerstreits zwischen Regierung und Opposition sind die Behörden seit fast vier Jahren nicht imstande, Parlamentswahlen abzuhalten.

Am Jahrestag des Erdbebens gehen die meisten Mandate nun zu Ende, das Parlament weist ab dann nicht mehr die Mindestgröße für Entscheidungen auf. Die Regierung von Präsident Michel Martelly könnte danach nur per Dekret handeln. Filmemacher Antonin hofft, dass sich die Politiker doch noch auf den Wahlablauf einigen können, damit sich das Land endlich ganz auf den Wiederaufbau konzentrieren kann.






Quelle: „Tiroler Tageszeitung“, www.tt.com

Schlagwörter: Haiti, Erdbeben, Jahrestag, Zelte, Zeltlager, Obdachlose, Wiederaufbau, Michel Martelly, Krise, Parlament, Mandate, ausgelaufen, Wohnprobleme, Trümmer, Entwicklungshilfe, Dauerstreit, Regierungskrise, Mandate, Dekret