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Global: Wenn Kinder in den Krieg ziehen

Meldung vom 10.02.2015

Es gibt kaum ein größeres Verbrechen, als Kinder dazu zu zwingen, in den Krieg zu ziehen. Die seelischen Folgen sind katastrophal. Aber für Hunderttausende Jugendliche ist dies bittere Realität – speziell in Afrika. Die UN setzen alles daran, dieses Phänomen Kindersoldaten zu unterbinden.

Sie hausen im Busch und sind von ihren Familien vollständig separiert. Ihnen werden von skrupellosen Rebellen Drogen eingeflößt und sie tragen Waffen, die oftmals größer sind als sie selbst. Die Rede ist von Kindersoldaten. Sie sind die unschuldigen Opfer und gleichzeitig auch brutale Täter in den zahlreichen gewaltsamen Auseinandersetzungen der Welt.

„Das schlimmste denkbare Szenario ist es, einem Kind zu befehlen, seinen Vater vor den Augen der Dorfbewohner zu töten. Es trennt das Kind für immer von der Familie ab und macht es so von den Rebellen abhängig“, berichtet ein Sozialarbeiter im Konfliktland Südsudan.

Jedes Jahr am 12. Februar erinnern die Vereinten Nationen an das traurige Schicksal dieser Kinder, denn dieses Datum wurde für den Internationalen Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten festgelegt. Grund für den Gedenktag war das Inkrafttreten eines Zusatzprotokolls über die Beteiligung von Kindern an bewaffneten Konflikten zur UN-Kinderrechtskonvention am 12. Februar 2002. Im Juni 2013 wurde eine Initiative angekurbelt, wonach bis 2016 die Rekrutierung von Kindersoldaten gänzlich aufhören sollte.

Von diesem Protokoll haben aber weltweit schätzungsweise 300.000 Kinder nichts. Der 15-jährige Kalami, der im Kongo sechs Jahre lang als Kindersoldat arbeiten musste, schilderte der Menschenrechtsorganisation Amnesty International: „Eines Tages wurden wir gezwungen, eine ganze Familie zu töten, ihre Körper aufzuschneiden und sie zu essen. Mein Leben ist vorbei. Ich kann nachts nicht schlafen und denke immer wieder an die schrecklichen Dinge, die ich gesehen und getan habe.“

Der elfjährige Sylvain, der im Alter von neun Jahren von der Oppositionsgruppe Union kongolesischer Patrioten (UPC) verschleppt und als Kindersoldat aufgestellt wurde, erinnert sich: „Als ich das erste Mal tötete, schoss mir das Blut in den Kopf, und ich hatte Angst. Danach wurde das Töten normal und ich war stolz auf meine Taten.“

Ob die berüchtigte LRA (Widerstandsarmee des Herrn) aus Uganda, die Mai-Mai-Milizen im Ostkongo, die Islamistengruppe Al-Schabaab in Somalia oder Boko Haram in Nigeria – gerade in Afrika gehen die Rebellengruppen äußerst kaltblütig vor, wenn es darum geht, Kinder in ihre Dienste zu zwingen.

„Kinder werden als Soldaten eingesetzt, weil sie leicht zu beeinflussen sind und einer Gehirnwäsche unterzogen werden können“, erklärt die internationale Organisation War Child auf ihrer Webseite. „Sie essen nicht viel, sie kosten nicht viel, und sie haben einen noch nicht voll entwickelten Sinn für Gefahr, so dass sie ohne Probleme an die Front geschickt werden können.“

Nicht alle Kinder müssen Waffen tragen und töten. Manche werden als Träger, Köche oder Spione benötigt, und Mädchen – die nach Schätzungen von War Child etwa 40 Prozent der in Konflikten eingesetzten Kinder ausmachen – werden häufig als Sexsklavinnen gehalten. Viele werden, oft selbst noch Kinder, von den Rebellen schwanger und können wegen dieser Schande mit ihren Babys nicht mehr in ihre Familie zurückkehren.

Die Kinder, die den Absprung schaffen und in ihre Heimat zurückkommen, fühlen sich ausgegrenzt und isoliert und sind kaum mehr fähig, ein Leben außerhalb der Rebellenlager zu führen. „Sie ziehen sich zurück und haben Probleme, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden“, berichtet Unicef-Expertin Sheema Sen Gupta, die in Somalia für die Abteilung Kinderschutz verantwortlich ist. „Natürlich gibt es noch andere posttraumatische Stress-Reaktionen, so wie etwa Alpträume oder Appetitlosigkeit.“ Anderen fällt es schwer, sich normal auszudrücken, sich auf normale menschliche Bindungen einzulassen oder auch Streit friedlich zu lösen, meint Michael Copland vom Unicef-Regionalbüro für das östliche und südliche Afrika (ESARO).

Aber ab und zu gibt es auch positive Fortschritte. So wurde erst vor wenigen Wochen mit einer Miliz im Südsudan die Freilassung von rund 3.000 Kindersoldaten ausgehandelt. Die Jugendlichen im Alter zwischen 11 und 19 Jahren waren bis zu vier Jahre lang im Auftrag der South Sudan Democratic Army Cobra Faction in den Kampf gezogen. „Viele dieser Kinder haben Dinge erlebt und Dinge getan, die selbst für ausgebildete erwachsene Soldaten traumatisch wären“, betont Doune Porter von Unicef im Südsudan. Jetzt seien sie endlich für eine bessere Zukunft bestimmt. „Die meisten haben nie eine Schule besucht und freuen sich sehr darauf, nun endlich Lesen und Schreiben zu lernen.“




Quelle: „Rhein-Neckar-Zeitung“, www.rnz.de

Schlagwörter: Globale Projekte, Kindersoldaten, Zwangsrekrutierung, Internationaler Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten, 12. Februar, UN, Al-Schabaab, LRA, Mai-Mai, Gehirnwäsche, Sexsklavinnen, Waffen, seelische Schäden, Boko Haram