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Nicaragua: Kaffee in Gefahr

Meldung vom 03.03.2015

In Nicaragua geraten die Kaffeebauern in Engpässe. Klimaveränderungen und ein Rostpilz greifen die geliebte Bohne an. Bäuerinnen im Hochland gehen zur Selbsthilfe über.

Maria Isabel Muñoz Zamorra kniet auf dem weichen Waldboden und rupft energisch an einer zarten Pflanze. Die kräftige Sonne im Hochland im Norden Nicaraguas wird durch die hochgewachsenen, tropischen Bäume gebremst und erscheint hier nur als Zwielicht. Das sind genau die richtigen Bedingungen für die Kaffeepflanze, die hier wächst.

Die 54-jährige Bäuerin öffnet ihre Hand und offenbart ihre Beute: Kaffee. Im Inneren des Fruchtfleischs finden sich zwei Bohnen. Die hellroten Früchte sind für den Verkauf bestimmt. Dunkelrote sind überreif, sie landen auf dem Kompost. Grün ist unreif und wird von der Bäuerin selbst konsumiert. Der Geschmack grüner Bohnen ist zu bitter für den anspruchsvollen Verbraucher. Doch in den vergangenen Jahren ist die Ernte um mehr als 50 Prozent zurückgegangen. Die klimatischen Veränderungen und ein Rostpilz wirken sich äußerst schädigend auf den Kaffee aus.

Zamorra wohnt im Dorf Los Llanos, in der Nähe von Estelí, der drittgrößten Stadt Nicaraguas. 0,7 Hektar Land bewirtschaftet sie. Das Land konnte sie durch einen Kredit der Frauenorganisation Fundación entre Mujeres (FEM) kaufen. Die Frauen schaffen mit ihren Eigeninitiativen Arbeitsplätze für Frauen. Sie setzen auf biologische Landwirtschaft und können ein Fair-Trade-Zertifikat vorweisen. Zamorra ordnet sich selbst als ländliche Feministin ein. Durch Lernprogramme hat sich die ehemalige Analphabetin Lesen und Schreiben angeeignet und sogar einen Schulabschluss absolviert.

Die Selbstständigkeit der Frauen von Los Llanos entfaltet sich völlig unabhängig von ihren Ehemännern, deren Respekt vor den Frauen durch deren Arbeit stetig wuchs. Doch die Frauen müssen kämpfen. „Würde ich nur Kaffee anpflanzen, würde es mittlerweile traurig aussehen“, meint Zamorra. Denn seit Jahren ist es zu trocken und heiß für die Kaffeepflanze.

Die UN-Ernährungsorganisation FAO meldete, dass eine Dürre in Nicaragua im vergangenen Jahr 25 bis 40 Prozent der Ernte zerstört hat. „Es hat erst im September das erste Mal geregnet, sonst beginnt die Regenzeit im Mai“, klagt Zamorra. Auch wirkten sich starke Stürme schädlich aus. Die Maisernte war gänzlich vernichtet. Viele Flüsse sind ausgetrocknet, selbst das Vieh hat zu wenig Wasser.

Nicaragua zählt laut Klima-Risiko-Index (KRI) von Germanwatch im Langzeitvergleich von 1992 bis 2013 zu den fünf Ländern, die am meisten unter den Klimaveränderungen zu leiden haben. Die weltweite Kaffeeproduktion nimmt dadurch konstant ab. Dies hat dramatische Konsequenzen für die Wirtschaft der Produktionsländer. Denn Kaffee ist nach Erdöl der am häufigsten gehandelte Rohstoff und für einige afrikanische und lateinamerikanische Länder die Haupteinnahmequelle. Auch die Endverbraucher werden demnächst für ihr schwarzes Lieblings-Getränk mehr zahlen müssen.

Schwer zu bekämpfen ist auch der Rostpilz in Nicaragua. Die steigenden Temperaturen begünstigen seine Verbreitung. Er macht sich durch gelbe und schwarze Flecken auf den Blättern bemerkbar. Die Mutation des Pilzes sei vielfältiger und er verbreite sich rascher als bei einer ähnlichen Epidemie in den 70er-Jahren, sagen die älteren Bäuerinnen im Dorf. Viele Pflanzen auf Zamorras Plantage sind befallen oder bereits abgestorben. Sie werden ausgegraben und landen im Feuer. Hunderte Keimlinge hat sie neu gesetzt. Doch erste Erträge sind erst nach drei Jahren zu erwarten.

Da die Regierung den Frauen kaum unter die Arme greift, hat FEM eine eigene Samenbank für Kaffeepflanzen eingerichtet. Kommerzielle Sorten sind genetisch zu angreifbar. Durch Kreuzungen werden die Pflanzen gegen neue Schädlinge, Krankheiten oder Klimaveränderungen resistent. Doch Zamorra hat sich zusätzlich abgesichert: Sie hat auch Chia angepflanzt, die essbaren, proteinhaltigen Samen liegen im Westen gerade voll im Trend.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Der Standard“, derStandard.at

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