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Ruanda auf dem Weg zum Vorzeigestaat

Meldung vom 24.03.2009

15 Jahre nach dem Genozid unternimmt Ruanda große Anstrengungen, stabil und entwicklungsfähig zu werden. Mit einem innovativen Konzept will das Land sich zum Vorzeigestaat Afrikas entpuppen. Durch Entwicklungshilfe der internationalen Gemeinschaft soll vor Ort die Demokratisierung und Dezentralisierung des Landes unterstützt werden.

Während des Genozids 1994 in Ruanda ermordeten fanatische Hutus innerhalb von 100 Tagen rund 800.000 Tutsis und gemäßigte Hutus. Schätzungsweise 2,5 Millionen Menschen mussten die Flucht ergreifen. Wirtschaftlich und sozial war das Land ruiniert. Zurzeit zählt Ruanda gemäß Human Development Index 2008 zu den 20 am wenigsten entwickelten Staaten weltweit (Platz 165 von 179 Ländern).

Doch die „Vision 2020“ soll eine Wende bringen. Das im Jahre 2000 unter Präsident Paul Kagame erarbeitete Entwicklungskonzept gibt an, wo Ruanda in 11 Jahren stehen soll: es soll eine internationale Investmentplattform an der Spitze Ostafrikas werden. Das soll durch eine pro-aktive Wirtschaftspolitik, den Ausbau von Bildungsinstitutionen und Infrastruktur erreicht werden.

Zum heutigen Zeitpunkt ist das Land jedoch noch auf Entwicklungshilfe angewiesen. Die internationale Gemeinschaft kommt für 50% des Gesamtbudgets Ruandas auf. Doch ist Entwicklungshilfe in einem Land, das 2008 nach eigenen Angaben ein Wirtschaftswachstum von 11% aufweisen konnte, noch nötigt? „Ruanda ist immer noch ein fragiler Staat, der sich im Umbruch befindet. Die Dezentralisierung und Demokratisierung stehen im Vordergrund.“ erklärt Markus Reisle, stellvertretender Landeschef der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) in Kigali.

Doch allein mit Entwicklungshilfe gelingt Ruanda eine grundlegende Änderung der Situation sicherlich nicht. Rund 90% der Bevölkerung arbeiten in der Landwirtschaft. Die Bevölkerung wächst. Das Land wird knapp. 10 Millionen Menschen leben auf einer Fläche halb so groß wie die Schweiz, 60% davon unter der Armutsgrenze. Die Voraussetzungen für die Umsetzung der „Vision 2020“ sind denkbar schlecht. Daher wird die Entwicklung der Wirtschaft ins Auge gefasst. „Um die Vision 2020 verwirklichen zu können, brauchen wir Investoren“, sagt Claire Akamanzi, stellvertretende Direktorin der Rwanda Investment and Export Promotion Agency (RIEPA).

Die junge Ruanderin hat die Aufgabe, sich um die Anwerbung von Investoren zu bemühen. Eine chinesische Unternehmergruppe hat vor kurzem in der Hauptstadt ein Hotel gebaut. Pläne für einen neuen Flughafen entstehen. Für solche Projekte werden momentan Investoren gesucht. Aber auch Ruanda ist von der Finanzkrise betroffen. Projekte werden auf Eis gelegt, Investoren haben sich zurückgezogen. „Bis 2020 werden wir nicht alle Ziele erreicht haben. Aber wir sind auf dem richtigen Weg. Entwicklungspotenzial haben wir noch in allen Bereichen – sei es in der Wirtschaft, der Agrikultur oder dem Tourismus“, unterstreicht die 30-Jährige.

In Ruanda arbeitet bis heute auch das Internationale Komitee des Roten Kreuz (IKRK), doch die Aufgaben der Organisation sind nicht mehr die gleichen wie vor 10 Jahren. „Unsere Arbeit hat sich grundlegend verändert. Es ist keine Nothilfe oder materielle Unterstützung mehr, sondern Sensibilisierung, Capacity Building und Monitoring. Der Staat trägt die Verantwortung. Wir unterstützen ihn beim Aufbau von Strukturen und Systemen“, meint Tobias Epprecht, Leiter der IKRK Delegation in Kigali.

Doch ein Abzug der Mitarbeiter ist nicht vorgesehen. „Ruanda spielt eine wichtige Rolle für die Stabilität der ganzen Region. Hier präsent zu sein, bedeutet auch Veränderungen wahrzunehmen und reagieren zu können“, so Epprecht. Im Moment schätzt man Ruanda als stabilen Staat ein. Wie sich das Land in Zukunft entwickelt, ist schwer vorhersehbar. An der „Vision 2020“ hegt Epprecht Zweifel. „Die Ziele sind in diesem Zeitraum wohl kaum realistisch. Wichtig ist, dass die Veränderungen stattfinden – auch wenn es vielleicht bis 2040 dauert“.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: swissinfo.ch