Nepal: Gewaltiges Nachbeben in der Himalaya-Region

 
Meldung vom 12.05.2015

Nepal ist schon wieder von einem heftigen Beben heimgesucht worden. Dabei stürzten erneut mehrere Häuser zusammen. Weitere Tote und Verletzte werden gemeldet.

Nepal wird erneut schwer getroffen: Gut zwei Wochen nach dem folgenschweren Erdbeben hat ein weiteres gewaltiges Beben den Himalaya-Staat in Mitleidenschaft gezogen. Die Menschen sind in Panik. Nach Angaben des Deutschen Geoforschungszentrums in Potsdam erreichte das Beben die Stärke 7,2 und ging von einem Punkt nur zehn Kilometer unter der Erdoberfläche aus. Zunächst wurde eine Stärke von 7,4 gemeldet. Die US-Behörde Geological Survey verzeichnete eine Stärke von 7,3 und eine Tiefe von 18,5 Kilometern.

Das Epizentrum befand sich demnach nur einige Dutzend Kilometer östlich der Hauptstadt Kathmandu und westlich der Stadt Namche Bazar. Die Region liegt an der Grenze zu China, in der Nähe des Mount Everest. In Kathmandu bebte fast eine Minute lang die Erde, viele Menschen verließen panisch die Gebäude. Überall waren Sirenen zu hören. Der internationale Flughafen stellte seinen Betrieb ein.

Unter dem gewaltigen Nachbeben gaben weitere Häuser nach – etwa in Chautara, der Hauptstadt der Region Sindhupalchock. Man grub Leichen aus den Trümmern aus, sagte Paul Dillon, Sprecher der Internationalen Organisation für Migration (IOM). Den Angaben zufolge wurden bislang vier Tote registriert. Rettungsteams setzten alles daran, die Trümmer auf Überlebende hin zu durchsuchen.

„Wir bekommen nach und nach Informationen aus abgelegen Gebieten“, berichtete ein Polizeisprecher in Kathmandu. Er meldete drei Tote und sprach von mehr als 300 Verletzten. Mehr als 20 Verletzte wurden allein ins Kathmandu Hospital eingeliefert. Man geht aber von weitaus mehr Opfern aus. Am Neuen Markt in Nepals Hauptstadt sei ein fünfstöckiges Haus eingebrochen, sagte der Polizeisprecher. „Wir fürchten, dass es Tote gibt, denn unter dem Gebäude stand ein Taxi. Wir versuchen, es zu finden.“ Das norwegische Rote Kreuz meldete ebenfalls „einige Tote“ und „viele Verletzte“ in Chautara. Man versorge erste Patienten in Sanitätszelten. In der Stadt haben sich seit dem ersten Beben viele internationale Hilfskräfte versammelt.

Bei dem Beben am 25. April wurden fast eine halbe Million Häuser in Nepal vernichtet oder schwer beschädigt. Millionen Nepalesen müssen derzeit in Zelten campieren und sind von Nahrungsmittellieferungen abhängig. Nepal ist eine Region, wo sich die Indische in die Eurasische Platte schiebt. Daher ereignen sich dort immer wieder schwere Erdbeben.

Das Epizentrum des heftigen Nachbebens befand sich auch nahe der vom ersten Beben stark betroffenen Region Sindhupalchock. In der gebirgigen Region an der Grenze zu Tibet war bei der Katastrophe vor zwei Wochen kaum ein Haus intakt geblieben. Die Menschen in den oft schwer erreichbaren Dörfern schlafen seitdem in aus Plastikplanen hergestellten Zelten. Dies könnte bei dem erneuten Erdbeben heute ein großer Vorteil gewesen sein, weil sich weniger Menschen in geschlossenen Gebäuden befanden. Allerdings wurden in dem Gebiet drei große Erdrutsche verzeichnet. Mindestens zwölf Menschen erlitten dabei Verletzungen, teilte ein Behördensprecher mit.

Die meisten Dorfbewohner hatten sich dazu durchgerungen, den Wiederaufbau der Häuser erst nach Ende des in Kürze beginnenden Monsuns zu beginnen. Als Grund hatten sie angeführt, dass sie einerseits warten wollten, bis sich das aufgewühlte Erdreich während der Regenzeit wieder ebnet. Andererseits befürchteten sie – und damit hatten sie Recht – schwere Nachbeben.

Laut der der Koordinierungsstelle für Humanitäre Fragen der Vereinten Nationen (Ocha) in Nepal wurden am Dienstag (12.05.2015) innerhalb von dreißig Minuten insgesamt vier Erdstöße gemessen. Die Erschütterungen des heftigsten Bebens waren selbst noch in der mehr als tausend Kilometer entfernten indischen Hauptstadt Neu-Delhi wahrnehmbar.

Der Boden schwankte unter den Füßen, in Wohn- und Geschäftsgebäuden erzitterten die Fußböden. Wie schon vor zweieinhalb Wochen mussten alle Menschen die Hochhäuser und Geschäfte vorübergehend verlassen. Die Hunderttausende Nepalesen, die in Indien tätig sind, sind unterdessen in großer Sorge: Während viele Männer sich auf den Weg in ihr Heimatland gemacht haben, um dort die Lage zu überprüfen und den Überlebenden zu helfen, sind ihre Frauen überwiegend in Neu-Delhi geblieben. Sie haben keine Ahnung, wie sie in Erfahrung bringen sollten, ob ihre Angehörigen überlebt haben.

„In meinem Dorf ist die Stromversorgung schon beim ersten Beben vor zwei Wochen zusammengebrochen. Handys können deshalb nicht geladen werden“, berichtete Totoo Madhu Tamang, die ursprünglich aus dem Dorf Bothan kommt. Ihr Mann war vergangenen Mittwoch in die Region Sindhupalchock gefahren, um ihre Angehörigen mit Geld und Nahrungsmitteln zu versorgen.

Gebende Hände ist derzeit mit seinem Einsatzteam vor Ort und führt Hilfslieferungen durch.




Weiterführende Informationen

 30.04.2015: Situationsbericht


Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Spiegel Online“, spiegel.de