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Afghanistan: Regierung verbündet sich mit Milizen gegen die Taliban

Meldung vom 11.06.2015

Die Taliban-Kämpfer stehen kurz davor, die afghanische Großstadt Kunduz im Norden des Landes in ihre Gewalt zu bringen. Um den Vormarsch der Kämpfer zu stoppen, will sich die politische Führung des Landes nun mit lokalen Milizen verbünden. Doch diese Lösung birgt Gefahren.

Noch nie seit dem Jahr 2001 lag Kunduz für die Taliban so zum Greifen nahe wie jetzt. Zur Verteidigung der Stadt im Norden Afghanistans hat die Regierung in Kabul umstrittene Milizen ehemaliger Mudschaheddin zusammengetrommelt. Angesichts des Abzugs der NATO-Kampftruppen und der jüngsten Rekordverluste in den eigenen Reihen erhofft sich die afghanische Führungsriege davon, den islamistischen Taliban Einhalt zu gebieten. Doch der vermeintlich geschickte Schachzug könnte sich als Fehler erweisen: Beobachter bezeichnen das Vorgehen als Spiel mit dem Feuer.

Zu den von Kabul angeheuerten Anti-Talibankräften zählen hunderte Kämpfer des Kommandeurs Mohammed Omar aus dessen Hochburg an den Ufern des Chanabad-Flusses in der Provinz Kunduz. Omar wird auch „Pachsaparan“ genannt. Das bedeutet „Mauerzerstörer“ und erinnert an die in der ganzen Region bekannte Methode des Kommandeurs, Mauerwerke einzureißen, ohne jegliches Mitleid.

Der Warlord mit dem akkurat gestutzten schneeweißen Bart nennt den Einsatz „Volksaufstand“. Während er seine mit Sturmgewehren, Panzerfäusten und Patronengurten ausgestatteten Milizionäre vorzeigt, betont er: „Die Leute sind bereit, ihre Söhne an die Front gegen die Taliban zu schicken, um ihre Häuser zu verteidigen, ihr Land und ihre Ehre.“

Offiziell leugnet die afghanische Regierung jegliche Kooperation mit Pachsaparan. Doch er selbst prahlt damit, Munition aus Kabul erhalten zu haben. Mit diesem Vorgehen wird ein Kurswechsel eingeläutet. Denn seit dem Sturz der Taliban Ende 2001 hatten Kabul und die NATO eher darauf abgezielt, die Milizen zu entwaffnen. Dahinter stand das Bemühen, einem erneuten Abdriften in einen blutigen Bürgerkrieg wie in den 90er Jahren vorzubeugen. Nach dem Abzug der sowjetischen Armee aus Afghanistan hatten sich damals unterschiedliche Mudschaheddin-Fraktionen in Gefechte verwickelt.

„Ohne uns sind die afghanischen Armee- und Polizeikräfte unfähig zum Kampf“, weiß einer der Befehlshaber des tadschikischen Milizenkommandeurs Mir Alam auf dessen Stützpunkt in der Nähe von Kunduz. Der Mann mit dem großen Edelstein am Goldring, der anonym bleiben will, ergänzt: „Sie kennen das Gelände nicht so wie wir es kennen. Ohne uns wird Kunduz fallen.“

Der afghanische Staatspräsident Ashraf Ghani und seine Regierung müssen sich mangelnde Führungsstärke nachsagen lassen. Es dauerte Monate, bis wichtige Minister ernannt wurden. Ende April marschierten die Taliban im Zuge ihrer Frühjahrsoffensive auf Kunduz vor und besetzten mehrere Kontrollpunkte von Polizei und Armee. Die davon überfahrene Regierung in Kabul entsandte so schnell wie möglich Verstärkung und wandte sich auch an die Miliz von Alam um Hilfe, der sich gerade in Tadschikistan befand.

Die Milizionäre gaben bekannt, sie hätten bei Talibankämpfern Waffen mit den gleichen Seriennummern wie bei denen der Regierungskräfte entdeckt. Nun sei die Regierung gefragt zu prüfen, ob hierbei Waffenhandel im Spiel war oder ob die Taliban die Gewehre erbeutet hätten, erklärt Alams Befehlshaber. Bislang wurden den Taliban noch Widerstand geleistet. Doch einige von ihnen haben sich nach Kunduz eingeschmuggelt und führen dort Sprengstoffattentate durch. „Sie sind überall, sie sind unter uns, und das macht Angst“, bezeugt Marzia Rustami, eine Vertreterin der örtlichen Zivilgesellschaft.

Aber auch die Milizen sind für Übergriffe gefürchtet, wie Hadschi Amanullah Utmansai, ein Ältester aus Kunduz, berichtet. „Sie treiben Zwangssteuern ein, rauben die Ernte und tragen dazu bei, einen Graben zwischen den Leuten und der Regierung zu schaffen.“ Viele Menschen stufen die Milizionäre als Unsicherheitsfaktor ein, die nur allzu schnell die Seiten wechseln.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „n-tv“, n-tv.de

Schlagwörter: Afghanistan, Milizen, Taliban, Kunduz, Kooperation, Frühjahrsoffensive, Warlords, Bündnis, Kabul, Regierung, Waffen, NATO, ISAF, Abzug, Zwangssteuern, Abgaben, Ashraf Ghani, Milizionäre, Bürgerkrieg