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Nicaragua: Wasserkrise im wasserreichsten Land Mittelamerikas

Meldung vom 23.06.2015

Nicaragua leidet unter akuter Trockenheit. Eigentlich galt Nicaragua bislang als das wasserreichste Land Mittelamerikas. Doch Abholzung, Bodenerosion und Klimawandel haben zu der schlimmsten Wasserkrise der letzten 50 Jahre in dem Land geführt. Mit dem Klimaphänomen El Niño steht nun eine schwere Nahrungsmittelknappheit bevor.

María Esther González ist völlig ausgelaugt. Seit vier Monaten kommt die junge Frau aus der nicaraguanischen Hauptstadt Managua nur noch zu wenig Schlaf. Zu groß ist ihre Sorge, dass sie die zweistündige Wasserfreigabe zwischen elf Uhr nachts und drei Uhr morgens verschlafen könnte. González wohnt im Armenviertel Districto Uno, in dem das begehrte Nass ganze zwei Stunden pro Tag aus dem Hahn fließt. Läuft dann endlich das Wasser, hat sie alle Hände voll zu tun mit dem Auffüllen der Behälter. Außerdem nutzt sie die Gelegenheit, um dann zu waschen und zu putzen.

Es kommt auch vor, dass drei Tage lang alle Leitungen still stehen. Dann entsendet der Wasserversorger Enacal Tankwagen zu den Stadtteilen mit den durstigen Menschen. Die Millionenstadt kann den Wassermangel kaum mehr bewältigen. Der Name Managua bedeutet zwar „an großen Wasserflächen“. Doch das gehört der Vergangenheit an. Heute bewegt die dramatische Unterversorgung mit der Ressource immer wieder Tausende zu Protesten.

Das Problem ist lässt sich nicht nur in der nicaraguanischen Hauptstadt wahrnehmen. Im Zentrum und im Westen des gut sechs Millionen Einwohner zählenden Landes haben tausende Familien zu wenig Wasser. Ihre Brunnen und Flüsse sind ausgetrocknet, aus denen sie normalerweise das Wasser schöpfen.

Arístides Álvarez vom unabhängigen Netzwerk der Komitees für Trinkwasser und Sanitärversorgung schildert, dass in einigen Gemeinden im Departement Chinandega, 140 Kilometer nordwestlich von Managua, drei Flüsse in der Trockenzeit von November bis März vollständig ausgetrocknet sind – von diesem Wasser sind aber mindestens 1.300 Familien auf dem Land abhängig.

„Inzwischen müssen die Leute auf der Suche nach Wasser große Entfernungen zurücklegen. Wer es sich leisten kann, kauft Wasser bei Bauern, die eigene Brunnen besitzen“, berichtet Álvarez. „Viele sind hier aber viel zu arm, um sich Wasser und Nahrungsmittel kaufen zu können.“ Viele Kleinbauernfamilien harren deshalb dringend auf Regen, meint der Wasserexperte. Doch die Niederschläge im Mai waren mehr als dürftig.

Ruth Selma Herrera, Ex-Geschäftsführerin von Enacal, sieht einen Grund für die Misere darin, dass Investitionen in das marode Wasserversorgungssystem eingespart wurden. „Mindestens 150 Millionen US-Dollar werden für die Sanierung benötigt. Die Leitungen sind alt und die dadurch bedingten Verluste sind riesig.“

Laut den Prognosen der Wetterdienste der USA und weiterer Länder aus dem Frühjahr 2015 besteht zudem ein hohes Risiko, dass zu allem Übel das Land und ganz Mittelamerika noch unter dem Klimaphänomen El Niño zu leiden haben wird. El Niño (Das Christkind) wird eine alle drei bis sieben Jahre vor der Küste Perus und Ecuadors auftretende untypische Erwärmung des Pazifiks genannt. El Niño bewirkt oft Überschwemmungen und Dürren in den Tropen.

Als Konsequenz all dieser Wetterphänomene, hat die Nicaraguanische Stiftung für wirtschaftliche und soziale Entwicklung vor Nahrungsmittelknappheit im sogenannten „Trockenkorridor“ gewarnt, einer „ariden Region“ im Nordosten und in der Mitte des Landes, in der vorwiegend arme Menschen wohnen. In Mitleidenschaft gezogen wären 33 der 153 Gemeindebezirke, die ohnehin schon wenig Regen zu erwarten haben.

2014 hatte die Zentralregierung Nahrungsmittel, Wasser und Medikamente als Nothilfe in die Region geliefert. Wie der Weltbankvertreter in Nicaragua, Luis Constantino, unlängst gegenüber der Zeitung La Prensa zugab, sind die Weltbank und die Regierung bereits ins Gespräch getreten und erörtern einen Strategieplan für den ariden Korridor.

„Wir konzentrieren uns dabei auf Wassermanagementprogramme“, sagte Constantino. Man beratschlage über die Organisation einer Expertenkonferenz, um Veränderungen für den trockenen Korridor zu diskutieren. Es gelte zu gewährleisten, dass die Lokalregierungen ausreichend Wasser zur Versorgung der Bevölkerung haben. Ebenso müsste der Wasserverbrauch für Land- und Viehwirtschaft fachgerecht beurteilt werden.

In Nicaragua liegen sind die beiden größten Seen Mittelamerikas: der 1.000 Quadratkilometer großen Xolotlán oder Managuasee und der mehr als 8.000 Quadratkilometer große, durch ein gigantisches Kanalprojekt bedrohte Cocibolca oder Nicaraguasee. Des Weiteren gibt es 26 Lagunen, mehr als hundert Flüsse, vier Wasserreservoire und fünf der 19 größten Wassereinzugsgebiete der Region.

Das Wasserproblem wird durch Bodenerosion in einem Ausmaß verschlimmert, das zehnfach über dem Wert liegt, der eine optimale Nahrungsmittelerzeugung sicherstellt. Das Internationale Zentrum für tropische Landwirtschaft CIAT meldet, dass Nicaraguas Wälder für Weideflächen mit einer Geschwindigkeit gerodet werden, die kaum zu stoppen ist.

Die maximale Toleranzschwelle für den Bodenverlust durch eine nicht nachhaltige Bodenbewirtschaftung beläuft sich auf vier Tonnen pro Hektar und Jahr. Doch in Nicaragua ist der Wert auf 40 Tonnen gestiegen, warnte der CIAT-Wissenschaftler Carlos Zelaya auf einem Umwelt-Workshop im Mai 2015 in Managua.




Quelle: „Klimaretter. Info“, www.klimaretter.info

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