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Afghanistan: Wo der Bräutigam im Bankrott landet

Meldung vom 24.06.2015

Afghanische Hochzeiten sind enorm kostspielig. Trommeln, Tänzer, Tausende Gäste: In Afghanistan haben die Menschen wenig Geld, trotzdem gestalten sich die Hochzeiten immer opulenter – oft landet der Bräutigam im Bankrott. Die Regierung denkt nun darüber nach, die Kosten per Gesetz zu reglementieren.

Hunderte Neonleuchten glitzern, und vor dem Eingang des „Paris Palast“ prunkt eine leuchtende Nachbildung des Eiffelturms. Drinnen weht Konfetti durch den Saal, Tänzer umkreisen klatschend den mit Girlanden beladenen Bräutigam. In Kabul läuft die Hochzeits-Hochsaison auf Hochtouren, viele wollen noch vor Beginn des Fastenmonats Ramadan Mitte Juni ihre Ehe abschließen.

Obwohl Afghanistan arm und die Sicherheitslage instabil ist, werden die Hochzeitsfeiern immer aufwendiger und teurer. Die Regierung ist mit diesen luxuriösen Partys nicht einverstanden. Ein neues Gesetz soll nun Größe und Kosten der Hochzeitsfeier eindämmen.

„In Afghanistan lädst du zur Hochzeit das ganze Dorf ein, den ganzen Stamm und jeden, der dich jemals eingeladen hat. Und die Eingeladenen bringen dann auch noch ihre eigenen Gäste mit“, berichtet Akbar Sabawun, ein Cousin der Braut im „Paris Palast“. Um sich verständlich zu machen, muss er gegen den Lärm der Trommeln anschreien. „Wenn du 1.000 einlädst, rechne mit 1.500.“

Um so viele Gäste bewirten und unterhalten zu können, wurden in Kabul mehr als 30 Hochzeitshallen errichtet, in denen man eher an Las Vegas als an ein Land am Hindukusch denkt. Während der Herrschaft der radikal-islamischen Taliban waren Musik und Tanz untersagt. Umso schriller und überbordender sind die Partys jetzt. Viele Hundert Gäste, nach Geschlechtern separiert, tummeln sich bei den Hochzeitspartys in den Hallen. So große Hochzeitsgesellschaften bedeuten für viele Familien den finanziellen Ruin.

Deshalb hat das afghanische Parlament nun ein Gesetz ratifiziert, das die Zahl der Gäste auf 500 einschränkt und als Obergrenze für die Bewirtung 400 Afghani (6,30 Euro) pro Gast anordnet. Das Gesetz soll die Bräutigame schützen, die der Tradition nach alle Kosten tragen müssen – vom Essen bis zum Brautgeld. Für Hochzeiten muss man oft Tausende Euro berappen, ein kleines Vermögen in Afghanistan. Viele Männer nehmen hohe Kredite auf, andere müssen aus finanziellen Gründen ganz darauf verzichten.

Noch hat der Präsident das Gesetz nicht signiert, doch bereits jetzt zeigt sich Widerstand. Vor allem die Betreiber der Hochzeitshallen protestieren, sie fürchten um ihre Einnahmen. „Bornierte Abgeordnete hacken auf diesem Thema herum, um von wirklichen Problemen wie der sich verschlechternden Sicherheitslage abzulenken“, beschwert sich Hadschi Ghulam Siddik, der die Uranus-Halle, eine der größten der Stadt, betreibt.

Auch bei der Hochzeit im „Paris Palast“ wird über das neue Gesetz gesprochen. „Wie an die meisten Gesetze in Afghanistan wird sich auch an dieses keiner halten“, meint Schoaib Chaksari, einer der Gäste, der sich gerade über die Platten mit Huhn, Lamm, gebratenen Auberginen und frischem Obst hermacht. „Hochzeiten müssen verschwenderisch sein, schließlich heiratet man nur einmal im Leben.“

Der Arzt Chuschal Nabisada vertritt da eine andere Ansicht. Für seine Hochzeit vor drei Jahren musste er alle seine Ersparnisse ausgeben – 23.000 Euro in einer Nacht. „Ich wollte eine kleinere Feier, aber die Familie der Braut war unerbittlich“, kritisiert der 34-Jährige. „Heute denken meine Frau und ich, dass es eine riesige Verschwendung war.“ Einige Afghanen haben sich eine Strategie ausgedacht, die Gästeliste überschaubar zu halten. Sie kündigen an, dass beide Geschlechter auf der Hochzeitsgesellschaft gemeinsam feiern. Da sagen viele Eingeladene freiwillig ab, weil sie verhindern wollen, dass ihre Frauen die Blicke fremder Männer auf sich ziehen könnten.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Welt Online“, welt.de

Schlagwörter: Afghanistan, Hochzeit, Bräutigam, Kosten, Kabul, Gesetz, Ruin, Finanzen, Hochzeitsfeier, Gäste, Hochzeitshallen, Verschwendung, Armut, Schulden, Ramadan