Indien: Immer mehr untergewichtige Mädchen

Meldung vom 07.07.2015

In Indien wird Mädchen Nahrung vorenthalten, um die Jungen zu begünstigen. Sie erhalten nicht nur weniger zu essen, sondern auch eine schlechtere Gesundheitsversorgung.

Im aufstrebenden Schwellenland Indien wächst laut einem Medienbericht die Zahl der untergewichtigen 15- bis 18-jährigen Mädchen. Mehr als die Hälfte der weiblichen Jugendlichen sei extrem mager, findet das UN-Kinderhilfswerk UNICEF in einer Studie heraus, die zusammen mit der indischen Regierung erarbeitet wurde.

Die Ergebnisse wurden noch nicht offiziell bekannt gegeben, die indische Zeitung The Hindu druckte aber am Montag Zitate daraus ab. Mädchen erhalten in Indien oft weniger Lebensmittel und eine schlechtere Gesundheitsversorgung als ihre Brüder. Die Jungen sind den Familien nützlicher, sie bleiben traditionell im Haus und sorgen für die Eltern, während die Mädchen bei der Heirat dem Mann folgen.

Doch es gibt auch positive Erhebungen: Die Zahl der untergewichtigen Kleinkinder verringerte sich deutlich, wie die Zeitung weiter berichtet. Waren im Vergleichszeitraum 2004/2005 noch 43 Prozent der Kinder unterernährt, stellt man dies bei den neuen Daten aus den Jahren 2013/2014 nur noch bei 29 Prozent der Kinder fest. Auch sind weniger Kinder zu klein und unterentwickelt. Außerdem wurden mehr Kinder geimpft. Für die Studie wurden mehr als 100.000 Jungen und Mädchen auf die Waage gestellt und gemessen.

Dabei gibt es ein großes Gefälle zwischen den einzelnen Bundesstaaten. Ins Auge fällt dabei, dass der Staat Gujarat, der vom jetzigen Premierminister Narendra Modi von 2001 bis 2014 regiert wurde, trotz seiner enormen Wirtschaftskraft negative Zahlen aufweist. Gujarat rangiert sogar unter dem indischen Durchschnitt, wie The Hindu berichtet. Als das Wall Street Journal den damaligen Landeschef Modi einmal darauf ansprach, antwortete er: Die Mittelklasse achte mehr auf die schlanke Linie als auf ihre Gesundheit. Indische Medien empörten sich über diese Aussage.


Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Der Standard“, derStandard.at