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Afghanistan: Ein Ort jenseits des Krieges – Kinderzirkus in Kabul

Meldung vom 08.07.2015

Kinder haben in Afghanistan kaum Möglichkeiten, unbeschwert zu spielen oder Sport zu treiben. Der Kinderzirkus von Kabul aber ist eine Oase für Kinder inmitten des allgegenwärtigen Terrors. Er bietet den afghanischen Jugendlichen weit mehr als nur Unterhaltung.

Zwei Mädchen balancieren auf hohen Stelzen über den Teerplatz. Links, rechts, vor und hinter ihnen werden Bälle und Keulen durch die Luft geworfen, sicherlich 20 Kinder lernen das Jonglieren. Einige ältere Jugendliche halten sogar das Gleichgewicht auf einem Gymnastikball, während sie versuchen, vier Tennisbälle in der Luft zu halten. Wer das Gelände des Afghanischen Kinderzirkus in Kabul aufsucht, streift schnell die bedrückende, abweisende Stimmung ab, welche Stacheldraht, hohe Mauern, drohende Attentate und schwerbewaffnete Sicherheitskräfte in vielen Straßen der afghanischen Hauptstadt verursachen. Hier auf dem Platz gibt es nur noch Raum für Spiel und Spaß.

David Mason kam im Jahr 2002 mit dem Ziel nach Afghanistan, den Kindern des Bürgerkriegslandes einen Weg zu Freude und Schönheit zu eröffnen. „Eine unglückliche Jugend ist eine schwere Hypothek“, meint der iranischstämmige Däne, der Afghanistan schon mehrfach bereist hatte und das dem Persischen sehr nahe Dari fließend spricht. Sein einziger Plan war, über Bewegung und Spiel Kinder von Gewalt und Instabilität im Alltag abzulenken. Darüber hinaus hatte er keine konkrete Vorstellung, berichtet der ehemalige Tanzlehrer. Die Idee eines Zirkus reifte erst nach und nach.

Mittlerweile haben mehr als zweieinhalb Millionen afghanische Kinder Aufführungen von Masons Truppe gesehen oder auch dabei mitgemacht. Das Konzept des Zirkus ist klar: Durch dieses Freizeitangebot werden Kinder, die in Afghanistan kaum Raum zum Spielen haben, von der Straße geholt. Gleichzeitig werden bei den Aufführungen Erziehungsbotschaften ausgesandt, etwa durch Theatereinlagen über das Risiko von Landminen oder die Notwendigkeit des Händewaschens.

Das Konzept hat Mason nicht selbst ins Leben gerufen, sondern es ist in Entwicklungshilfekreisen schon länger als „Social Circus“ bekannt. In einer konservativen Gesellschaft wie der afghanischen müssen aber besondere Bedingungen berücksichtigt werden: Um die Akzeptanz für den Zirkus zu vergrößern – unter den Taliban war derlei untersagt –, werden zu Beginn jeder Vorstellung Verse aus dem Koran rezitiert.

Zudem sind in besonders konservativen Landesteilen Mädchen von akrobatischen Einlagen, welche die Körperlichkeit zu stark zur Schau stellen, ausgeschlossen. Dennoch bietet der Zirkus auch Mädchen aus konservativen Familien Chancen, mitzumachen: Die junge Shazia etwa ist in ein weites, schwarzes Gewand gehüllt, das weiße Kopftuch ist viel enger um ihr Gesicht geschlungen als bei den meisten ihrer Freundinnen. An akrobatischen Übungen nimmt sie weniger teil, dafür wurde sie bereits als Abgeordnete bei der Kinder-Shura empfangen, dem afghanischen Äquivalent eines Jugendparlaments. Der Kinderzirkus, der die Shura mitbegründet hat, führte hierfür eigens Rhetorikkurse durch. Wer der mit ebenso viel Besonnenheit wie Souveränität sprechenden Shazia zuhört, glaubt kaum, mit einer 13-Jährigen zu tun zu haben.

Wie überall in der Jugendarbeit entfalten sich viele Kinder angesichts der Anerkennung zusehends. Daher ruft der Zirkus zudem ältere Jugendliche dazu auf, als Trainer oder Betreuer für Jüngere Verantwortung zu übernehmen – und muss sich damit gleichzeitig nicht mehr um Nachwuchs sorgen.

Dass auch in anderen Ländern solche Hilfe Not tut, wissen auch Mason und Muhlhausen. Noch ist ihr Aufenthalt in Afghanistan notwendig, insbesondere angesichts der vielen Fragezeichen, was die Zukunft in dem Land bringen wird. Stärker als in den vergangenen 13 Jahren muss das Land nun alleine zurechtkommen. Doch tragen sie sich mit der Absicht, das Projekt irgendwann an ihre afghanischen Kollegen abzutreten und evtl. in anderen Krisenländern wie Syrien einen neuen Zirkus aufzubauen.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Neue Zürcher Zeitung, NZZ Online“, nzz.ch

Schlagwörter: Afghanistan, Zirkus, Kinderzirkus, Kabul, Kinder, Freizeit, Freizeitangebote, Sport, Spiel, Kinderrechte, Terror, Gewalt, Krieg, Akrobatik, Mädchen, Jugendarbeit, Entwicklungshilfe, Sicherheitslage, Instabilität