Unser Service für Sie


 [ » Newsletter ]

[ » zum Kontakt-Formular ]

[ » Material bestellen ]

[ » Geschenke bestellen ]



Videos aus unseren Projekten finden Sie auf unserem Youtube-Kanal.
[ » Gebende Hände – Youtube-Kanal ]


Rumänien an Unruhen in Moldawien beteiligt?

 
Meldung vom 09.04.2009

Für die Proteste gegen die Wahlen in Moldawien macht die Regierung in der moldawischen Hauptstadt Chisinau rumänische Provokateure verantwortlich. In Bukarest werden diese Vorwürfe abgestritten. Stattdessen verweist Rumänien angesichts der Zustände im Nachbarland auf die Europäische Union und die OSZE als Mitverantwortliche.

Kurz nachdem Bilder der ersten Proteste gegen das Wahlergebnis in Moldawien durch die Medien gingen, zogen auch in Bukarest Demonstranten auf die Straße. Zunächst drückten sie ihren Protest nur mit der pauschalen Forderung nach „Freiheit“ aus. Wenig später zitierten Studenten eine Strophe der rumänischen Nationalhymne mit dem Text: „Jetzt oder nie ist der Zeitpunkt, dir ein neues Schicksal zu schmieden, vor dem auch deine grausamen Feinde sich verneigen …“

Moldawien hat historisch und ethnisch viel mit Rumänien zu tun. Vor dem 2. Weltkrieg gehörte Bessarabien, wie Moldawien damals hieß, zu Rumänien. Bis heute ist die erste Landessprache Rumänisch. Es wird geschätzt, dass eine halbe Million Menschen neben der moldawischen auch die rumänische Staatsangehörigkeit besitzen. Auf beiden Seiten der Grenze gibt es Menschen, die noch auf eine Wiedervereinigung zwischen dem westlich orientierten Rumänien und dem kommunistisch regierten Moldawien hoffen.

Doch angesichts der jüngsten Unruhen in der moldawischen Hauptstadt Chisinau nehmen die rumänischen Politiker betont Abstand von der angespannten Lage im Nachbarland. Nur Mircea Geoana, Senatspräsident und früherer Außenminister, bezog vor der Presse Stellung: „Die Botschaft der rumänischen Politiker, ganz gleich welcher Partei sie angehören, besteht darin, Europa zu signalisieren, dass die Republik Moldau nicht aufgegeben werden darf als ein Staat mit europäischer Zukunft.“

Empört wies die Regierung in Bukarest den Vorwurf des moldawischen Präsidenten Wladimir Woronin zurück, dass Kräfte in Rumänien die Ausschreitungen in Chisinau angestachelt haben könnten. Die meisten Rumänen sind offenbar der Meinung, dass die Proteste in Moldawien zwar berechtigt sind, die Gewaltakte im Parlamentsgebäude jedoch als Provokation von den regierenden Kommunisten selbst angestiftet wurden, um die Opposition in ein schlechtes Licht zu rücken.

Dafür spricht nach Einschätzung rumänischer Beobachter, dass die drei Oppositionsparteien in Chisinau zwar Rumänien freundlich gegenüber stünden, aber keineswegs eine Wiedervereinigung ins Auge gefasst hätten und deswegen wohl auch nie geplant hätten – wie geschehen – auf dem moldawischen Parlamentsgebäude eine rumänische Fahne zu hissen.

Einige rumänische Politiker und Soziologen kritisierten indirekt die Europäische Union. Die EU habe die jüngste Parlamentswahl – wie auch die politischen Verhältnisse in Moldawien generell – wider besseres Wissen als demokratisch anerkannt. Ebenso habe ein Team von OSZE-Wahlbeobachtern die Wahl bewertet, das unter russischer Führung stand.

Der rumänische Soziologe und Moldawien-Experte Dan Dungaciu vertritt die Ansicht, dass die EU kein Interesse an Veränderungen in Moldawien habe: „Es mag durchaus dem Wunsch der Europäischen Union entsprechen, dass in Moldawien alles beim Alten bleibt und keine neue Politikergeneration an die Macht kommt, die in Richtung europäische Integration drängt. Die EU hat keine Lust auf Erweiterung, und sie will es sich – nur wegen Moldawien – auch nicht mit den Russen verderben. Insofern könnte man zynisch sagen, dass die EU eigentlich mit dem Wahlergebnis zufrieden sein kann, denn es schafft keine Probleme.“

Die nachbarschaftlichen Beziehungen zwischen Rumänien und Moldawien sind bis auf weiteres empfindlich gestört: Der rumänische Botschafter in Chisinau wurde des Landes verwiesen, für Rumänen besteht wieder Visumspflicht. Unterbrochen ist auch die regelmäßige Eisenbahnverbindung zwischen den beiden Hauptstädten.






Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „ARD“, ard.de