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Indien: Radikal vegetarisch

Meldung vom 22.09.2015

In Indien ist ein heftiger Konflikt über den Konsum von Fleisch ausgebrochen. Viele Inder möchten sich nicht ein Vegetarier-Dasein aufzwingen lassen, doch die Regierung propagiert die fleischlose Kost. Die Kuh gilt hier als heilig. Selbst in den modernen Metropolen Indiens kann man die umherlaufenden, scheinbar herrenlosen Rindviecher auf den Straßen sehen. Nicht nur auf den Straßen werden sie geschützt und respektiert. Für den gläubigen Hindu ist es strengstens verboten, das heilige Tier zu schlachten oder zu essen.

Kulturelle und religiöse Traditionen tragen in vielen Gesellschaften dazu bei, was auf die Speisekarte kommt – und was nicht. Vermutlich in keinem Land der Welt greift die Politik so in die Speiseordnung ein wie in Indien. Das hängt auch mit der außergewöhnlichen soziologischen Vielfalt des Landes zusammen, die immer wieder zu Streit und Meinungsverschiedenheiten führt. Hier kommen nicht selten auch unterschiedliche Ernährungskulturen zum Tragen.

Für große Empörung sorgt in diesen Tagen ein von der Landesregierung des Bundesstaates Maharashtra angeordnetes, auf eine gewisse Frist festgesetztes Fleischverbot. Dies erzeugte heftige Gegenwehr bei den Konsumenten, den Fleischproduzenten und Metzgereien. Am Ende hat ein Urteil des Hohen Gerichtes von Mumbai die Anordnung rückgängig gemacht. Das Verbot sei unvernünftig, diskriminierend und willkürlich, argumentierte das Gericht. Während liberal eingestellte Inder darüber erleichtert sind, sorgte diese Entscheidung für Unmut bei den Initiatoren des Fleisch-Banns.

Mit dem zeitlich befristeten Verbot wollte der lokale Ableger der nationalistischen Hindu-Partei BJP – dies ist die Partei des Ministerpräsidenten Narendra Modi – sich auf Stimmenfang bei der religiösen Minderheit der Jains begeben. Die Jains praktizieren einen radikalen Vegetarismus; besonders gläubige Jains gehen nur mit Mundschutz-Masken nach draußen, um auszuschließen, dass sie versehentlich Insekten schlucken und auf diese Weise töten. Mumbai, das frühere Bombay, ist nicht nur die zentrale Wirkungsstätte der Jains. Die 20-Millionen-Metropole ist auch ein Zentrum des modernen, kosmopolitischen, säkularen Indiens. In dieser Stadt prallen Welten aufeinander.

Aber auch in anderen Bundesstaaten Indiens versucht die BJP ein religiöses Programm durchzuziehen. „Angetrieben von einem religiösen Fundamentalismus sollen jetzt bestimmte Nahrungsmittel verboten werden“, kritisiert die Times of India. In den von der BJP regierten Bundesstaaten überbiete man sich gegenseitig damit, wer sich am weitesten vorwagt in der Verbotspolitik, so die Zeitung.

Es gibt ganzseitige Listen mit Nahrungs- und Alkoholverboten, zensierten Büchern und Filmen, ja selbst ein öffentliches Kussverbot und restriktive Polizeistunden werden angemahnt. Die Times of India sieht nicht nur die liberale Demokratie gefährdet. Die Verbote würden auch negative wirtschaftliche Auswirkungen mit sich führen – etwa für die vielen Menschen, überwiegend muslimische Inder, die in der Fleischindustrie ihre Existenz bestreiten.

Die Realität sieht in Indien sowieso anders aus: Indien ist – aller religiöser Propaganda zum Trotz – ein Land von Fleischessern! Lediglich 31 Prozent der Bevölkerung – so eine wissenschaftliche Erhebung vor einigen Jahren – sind Vegetarier.

Noch überraschender ist eine andere Statistik: Das südasiatische Land ist der größte Fleischexporteur der Welt. Laut Angaben des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums rangiert Indien beim Rindfleischexport vor Brasilien und Australien und führte im zurückliegenden Jahr 2,4 Millionen Tonnen Rindfleisch ins Ausland aus.




Quelle: „The Huffington Post“, www.huffingtonpost.de

Schlagwörter: Indien, Fleisch, Fleischesser, Fleischkonsum, Vegetarier, Vegetarismus, Fleischverbot, Mumbai, BJP, Regierung, Narendra Modi, Hindus, Hindu-Nationalisten, Zensur, religiöse Propaganda, Demokratie, Jains, Fundamentalismus, Speisegebote, Speiseordnung, Stimmenfang, Fleischindustrie, Muslime, Fleischexport, Rindfleisch, Kühe